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12. Dez 2023

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Gesundheit

Demenz richtig behandeln

Journalist: Julia Butz

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Foto: Towfiqu Barbhuiya/unsplash

Es gibt noch kein Medikament, um Demenz zu verhindern, aufhalten oder heilen zu können. Umso wichtiger ist eine geeignete Therapie.

Alzheimer oder andere Demenzformen stellen eine äusserst komplexe Form der Erkrankung dar. Bis heute sind noch nicht alle biologischen Krankheitsmechanismen genau bekannt. So gestaltet sich auch die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung als sehr anspruchsvoll, bislang eingesetzte Medikamente können den Krankheitsverlauf und die Verschlechterung der Hirnleistung ausschliesslich verzögern. Mithilfe sogenannter Antidementiva wird die Übertragung von Informationen zwischen den Nervenzellen im Gehirn erleichtert, sodass der Verlust der geistigen Fähigkeiten hinausgezögert wird und Betroffene länger selbstständig bleiben können. Auch die Begleiterscheinungen der Erkrankung wie Depression oder Unruhe werden abgemildert.

Liegt das Ergebnis des bei Verdacht auf Demenz angewandten Mini-Mental-Status-Tests bei mindestens 20 von 30 Punkten, geht man von einer leichten, bis mittelschweren Erkrankung aus. Die Behandlung mit Cholinesterase-Hemmer in diesem Stadium kann die geistige Leistungsfähigkeit und Alltagsfunktionen bis zu einem Jahr länger erhalten.

In einem mittleren bis schweren Stadium von Alzheimer, bei dem das Ergebnis des Gedächtnistests bei nur 3 bis 19 Punkten liegt, empfehlen Ärzte in der Regel die Behandlung mit Memantin.

Das Medikament verzögert ebenso den Rückgang der geistigen Leistung und vermindert Verhaltensstörungen wie Unruhe, Bewegungsdrang oder Aggressionen.

Aber nicht alle Formen der Demenz lassen sich mit Antidementiva abmildern. Eine genaue Diagnose, ein individueller Therapieplan sowie die regelmässige Überwachung und Neubewertung sind von zentraler Bedeutung. Insbesondere, da Demenz in vielen Fällen zu deutlichen Verhaltensänderungen und psychologischen Symptomen bis hin zu Wahn und Halluzinationen führen kann. Dies erschwert die medikamentöse Behandlung, die nicht selten auch von schwerwiegenden Nebenwirkungen begleitet ist. 

Als rein pflanzlicher Wirkstoff wird Ginkgo-Extrakt für alle Stadien und Formen der Demenz empfohlen. Ein in der Schweiz rezept- und kassenpflichtiges Medikament, welches die Durchblutung fördert und bei Konzentrationsmangel, Vergesslichkeit, Schwindel oder Müdigkeit hilft. Auch nichtmedikamentöse Therapien, die in der Regel vom Arzt verschrieben und der Krankenkasse übernommen werden, helfen Wohlbefinden und Selbstständigkeit von erkrankten Personen möglichst lang zu erhalten. Dazu gehören Behandlungen aus den Bereichen der Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie und der Neuropsychologie. Nicht klassische medizinische Ansätze können zudem eine Kunst- oder Musiktherapie sein, bei der Kreativität, Kommunikation und Selbstwahrnehmung gefördert werden. Insbesondere wenn Erkrankte ihre Gefühle nicht mehr in Worte fassen können, unterstützen diese kreativen Therapieformen für Ängste, Verstimmungen und Gefühle einen anderen Ausdruck zu finden.

Jede Therapie – sowohl die medikamentöse als auch für nichtmedikamentöse – haben das Ziel, dass Menschen mit Demenz so lange wie möglich in ihrem sozialen Umfeld leben und sich aktiv in das gesellschaftliche Leben einbringen können. Für beide Therapieformen gilt: Je früher sie eingesetzt werden, desto besser greifen sie.

 

150’000 Menschen sind in der Schweiz an Alzheimer oder anderen Demenzformen erkrankt. Bis 2050 soll sich diese Zahl nahezu verdoppeln. In der Schweiz, als auch weltweit werden verschiedene Wirkstoffe zur Behandlung erforscht; klinische Studien dazu u. a. im Swiss National Clinical Trials Portal veröffentlicht. 

Quelle: Nationale Demenzkonferenz CH / 2022

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.