20. Jun 2022
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Gesellschaft
Journalist: Armin Fuhrer
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Foto: Henrik Andree für buildingSMART Deutschland, unsplash
Open BIM ist eine Antwort auf die aktuellen Schwierigkeiten der Bauwirtschaft, sagt Gunther Wölfle, Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation buildingSMART Deutschland.
Gunther Wölfle, Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation buildingSMART Deutschland
Herr Wölfle, die Bauwirtschaft durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Welche Rolle kann vor diesem Hintergrund die weitere Entwicklung zu Building Information Modelling, kurz BIM, spielen?
In der Tat sind es gleich mehrere sehr große Herausforderungen: die Nachfolgen der Pandemie, der schreckliche Krieg in der Ukraine, ein akuter Mangel an Baustoffen- und
-materialien, rasant steigende Preise, der zwingende Wandel hin zu mehr Klima- und Ressourcenschonung und ein fast chronischer Fachkräftemangel. Das Bauwesen muss sich also drastisch verändern und sich beschleunigt digitalisieren. Building Information Modelling ist dabei ein Schlüsselelement. Denn BIM ermöglicht uns, effizienter, termintreu sowie ressourcenschonender und damit nachhaltiger zu bauen.
Steigt das Interesse an BIM also?
Ganz eindeutig ja, und dieser Anstieg geht sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. Einerseits wächst die Zahl der Bauausführenden, die mit BIM arbeiten oder arbeiten möchten. So war beispielsweise auf dem letzten buildingSMART-Anwendertag der Anteil des Bundeshochbaus deutlich größer als sonst. Auch die Betreiber von Stromtrassen haben die Open BIM Methodik für den Ausbau oder das Nachrüsten ihrer Netze entdeckt. Wir reagieren darauf, indem wir gerade eine Fachgruppe zum Thema Open BIM in der Energiewirtschaft gründen.
Andererseits ist sehr deutlich zu spüren, dass diejenigen, die sich schon länger mit BIM beschäftigen, ein Interesse daran haben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen. Wir haben vor drei Jahren gemeinsam mit dem VDI ein Weiterbildungszertifikat geschaffen, das zunächst Basiskenntnisse zertifizierte. Jetzt ist die Ausbaustufe da, bei der es vor allem um praktische Anwendungen geht. Das Interesse von Unternehmen, aber auch staatlichen Stellen, ist beachtlich.
Wie kann buildingSMART dieses gesteigerte Interesse bedienen?
Zum einen durch das bereits erwähnte ausgebaute Fortbildungszertifikat. Ein weiteres Element sind unsere monatlichen buildingSMART-Tutorials, mit denen wir praxisnah die Arbeit mit den offenen Standards und Lösungen von buildingSMART vermitteln. Und nicht zuletzt durch ein noch sehr junges Angebot, nämlich unserer neuen Plattform bSD+, auf der wir Fach- und Erfahrungswissen zugänglich machen. So finden sich auf www.bsdplus.de neben Fachartikeln auch Open BIM Projekte oder auch alle Weiterbildungseinrichtungen, die nach dem buildingSMART-Standards BIM-Fortbildungen anbieten.
Welche Rolle spielt die Herstellerunabhängigkeit bei BIM?
Open BIM ist ein zentraler Punkt, denn jeder soll in gleicher Weise mit der BIM-Methodik arbeiten können. Auch das ist ein Aspekt von Nachhaltigkeit: Daten, und besonders Daten rund um Bauwerke, müssen offen und vielfältig nutzbar sein, und dies unabhängig von spezifischen Softwareprodukten. Wir sind sehr froh, dass im Koalitionsvertrag der Bundesregierung klar formuliert ist, dass Open BIM der Weg zu mehr Digitalisierung des Bauwesens sein soll. Die offenen Datenstandards von buildingSMART ermöglichen schon heute eine faszinierend große Vielfalt an Anwendungen und Lösungen, etwa, um schon im Planungsprozess automatisierte Ökobilanzierungen vornehmen zu können – unser BIM Champions Wettbewerb belegt eindrucksvoll, was schon jetzt alles möglich ist.