17. Mär 2021
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Gesundheit
Journalist: Kirsten Schwieger
Prof. Dr. Hannes Wachtel über gesunde Mundhygiene, Zahnerhalt und die Möglichkeiten moderner Implantologie.
Eine gesunde Mundhygiene steht auf zwei Säulen: Der häuslichen Zahnpflege und der regelmäßigen, professionellen Dentalhygiene. Beim Zähneputzen Zuhause geht es darum, den Biofilm aus Bakterien einmal am Tag möglichst vollständig zu entfernen. Auf den Vorder- und Rückseiten der Zähne gelingt dies gut mit Schallbürsten. Für die Zahnzwischenräume, immerhin ein Drittel der Fläche, eignen sich Zahnzwischenraumbürsten, Zahnseide oder etwas dickere Zahnbänder. Für Implantatträger gibt es auch spezielle Implantcleaner.
Das ist eine schwierige Frage, die oft unter Experten heftig diskutiert wird. Wir wissen heute, dass wir – allerdings teilweise mit großem Aufwand – auch stark geschädigte Zähne erhalten können. Allerdings gibt es Grenzen: Wenn der Zahn zu weit zerstört ist und zu wenig Zahnsubstanz besitzt, macht Zahnerhalt wenig Sinn. Auch bei größeren Entzündungen, beispielsweise Zysten an der Wurzelspitze, oder weit fortgeschrittenem durch Parodontitis verursachten Abbau stößt man an Grenzen. Die Prognose des Zahnes wird zu schlecht.
Ist Zahnerhalt nicht sinnvoll, gibt es die Möglichkeit die nicht erhaltungsfähigen oder bereits fehlenden Zähne mit Implantaten, also künstlichen Zahnwurzeln, zu ersetzen. Gute Voraussetzungen für Implantate hat man meist im vorderen Bereich des Ober- und Unterkiefers. Im Bereich der Backenzähne kann es aufgrund der besonderen Anatomie Situationen geben, die unter Umständen einen Knochenaufbau erfordern. Auch größere Knochendefekte erfordern einen Aufbau.
Bei optimaler Knochensituation, kann direkt nach dem Ziehen eines Zahnes ein stabil verankertes Implantat inklusive Provisorium gesetzt werden, welches dann sofort belastet wird. Dies gilt sowohl für Einzelzähne, Brücken als auch für eine komplette, feste implantatgetragene Prothese. Vor allem bei zahnlosen Patienten ein unglaublicher Fortschritt gegenüber früheren Methoden, die mit zahlreichen Behandlungsschritten und monatelangen Wartephasen eine starke Leidenszeit für die Patienten darstellte. Mehr als 50 Prozent der Implantate in unserer Klinik sind heutzutage sofort versorgte Implantate mit allen Vorteilen für die Patienten.
Immer dann, wenn zur Verankerung des Implantats nicht genügend Knochensubstanz vorhanden ist, also in Situationen wo der Kieferknochen aufgrund von Entzündungen, Trauma oder Atrophie zerstört ist. Auch hier gibt es prinzipiell zwei Wege: Entweder kann man das Implantat sofort setzen und gleichzeitig Knochen aufbauen oder man muss erst aufbauen, dann nach einigen Monaten das Implantat setzen. Die Folge sind dann allerdings längere Behandlungszeiten. Je nach Größe der Eingriffe erfolgen diese Behandlungen in lokaler Betäubung oder unter Vollnarkose.
Die erste Heilungsphase nach der OP endet immer mit der Nahtentfernung nach circa sieben bis zehn Tagen. Die zweite Heilungsphase ohne Knochenaufbau dauert dann ungefähr zwei bis drei Monate, mit knöchernem Aufbau ist sie nicht vor sechs bis zwölf Monaten abgeschlossen. Wenn das Implantat perfekt mit dem Knochen verwachsen ist und durch eine gute Mundhygiene entzündungsfrei gehalten wird, funktionieren Zahn-Implantate quasi ein Leben lang. Nur in ganz seltenen Fällen werden sie vom Körper nicht angenommen, aber das sind dann besondere immunologische Prozesse.