Diesen Artikel teilen:

28. Mär 2025

|

Gesundheit

Die Gesundheit geht vor?

Journalist: Nadine Wagner

|

Foto: TopSphere Media/unsplash

Ein grundlegendes Recht auf Gesundheit und Wohlergehen ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen verankert. Dennoch zeigt der UN Sustainable Development Report 2020 alarmierende Zahlen: Im Jahr 2017 hatten lediglich 2.5 bis 3.7 Milliarden Menschen weltweit Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung – das entspricht nur etwa der Hälfte der Weltbevölkerung. In einkommensschwachen Ländern lag der Anteil der Versorgten sogar bei gerade einmal 12 bis 27 Prozent.

Vor allem unzureichende Wasserversorgung, schlechte hygienische Bedingungen und fehlende medizinische Einrichtungen tragen dazu bei, dass Millionen von Menschen in Entwicklungsländern unter vermeidbaren Erkrankungen leiden. Besonders betroffen sind Frauen und Kinder. In vielen Fällen führt die mangelhafte Gesundheitsversorgung zu körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, die das gesamte Leben der Betroffenen prägen.

Ein besonders tragisches Beispiel ist die hohe Zahl von Sehbehinderungen und Blindheit, die in einkommensschwachen Ländern häufig vermeidbar wären. Weltweit sind rund 295 Millionen Menschen blind oder mittelgradig bis stark sehbehindert. Zu den Hauptursachen für Erblindung zählen der Graue und der Grüne Star, aber auch vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Trachom und Onchozerkose. Besonders problematisch ist zudem die sogenannte «Kinderblindheit». Unentdeckte Sehfehler können die gesamte Entwicklung eines Kindes negativ beeinflussen. Regelmässige Sehtests und Vorsorgeuntersuchungen sind daher essenziell – doch in vielen Entwicklungsländern kaum vorhanden. In Tansania bspw. kommt auf eine Million Menschen nur ein einziger Augenarzt. Hinzu kommt: Wer in einem Entwicklungsland blind ist, hat oft kaum Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben. Viele blinde Kinder können keine Schule besuchen, erhalten keine Berufsausbildung und bleiben dadurch in Abhängigkeit von ihren Familien. Dabei zeigen Studien, dass Investitionen in die Rehabilitation von blinden Menschen erhebliche wirtschaftliche Gewinne bringen könnten. Eine Untersuchung aus Pakistan ergab, dass eine bessere Versorgung und Rehabilitationsprogramme für Menschen mit unheilbarer Blindheit jährliche wirtschaftliche Vorteile von rund 71,8 Millionen US-Dollar generieren würden.

In strukturschwachen Regionen setzen sich zahlreiche gemeinnützige Organisationen dafür ein, die lokalen Gesundheitssysteme nachhaltig zu verbessern. Ziel ist es, eine umfassende medizinische Versorgung mit Präventionsmassnahmen, Behandlungen und Rehabilitationsangeboten sicherzustellen. Hierbei spielen technische und finanzielle Unterstützung sowie die Weiterbildung medizinischen Personals eine zentrale Rolle. Nur durch nachhaltige Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur kann verhindert werden, dass vermeidbare Erkrankungen wie Blindheit weiterhin das Leben von Millionen Menschen bestimmen – und dass ein Menschenrecht für viele unerreichbar bleibt.

Interessanter Fakt:

National und international agierende Hilfswerke haben im Jahr 2023 rund 2.25 Milliarden CHF an Spenden erhalten. Jeder zweite Haushalt spendete zudem mehr als 400 CHF.