Eine Frau in pinker Hose macht Sport bzw. Yoga

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13. Mär 2024

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Gesundheit

Die Menopause kann bis zu 120 Symptome verursachen – Interview mit Dr. Sheila de Liz

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Foto: RDNE Sock project/pexels

Dr. Sheila de Liz hat eine Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe und betreibt den Aufklärungskanal @doktorsex auf TikTok mit über 900.000 Followern. Im Interview spricht sie darüber, wie wichtig es ist, sich über die Menopause zu informieren.

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Portrait von Dr. Sheila de Liz, Foto: Gaby Gerster

Dr. de Liz, was sind die ersten Symptome der Menopause und wann setzen sie normalerweise ein? Die Symptome der Prä-Menopause können bereits mit Ende 30 beginnen, typischerweise mit Schlafstörungen und Zyklusveränderungen. Es gibt aber bis zu 120 Symptome, die in den zehn Jahren bis zur letzten Periode auftreten können – das Bild ist hoch individuell. Man kann sich als Frau nicht darauf verlassen, dass die Ärzte die Symptome den Wechseljahren zuordnen, und daher ist es sehr wichtig, sich selbst umfassend zu informieren, welche Symptome alle in den Wechseljahren auftreten können. Die meisten Symptome haben nämlich gar nichts mit den Frauenorganen zu tun, sondern betreffen fast alle anderen Organsysteme – von den Haarwurzeln bis zur Fußsohle ist alles dabei.

Wie lange dauern die Beschwerden an – und verschwinden sie auch wieder? Das Einzige, was der Körper irgendwann abstellt, sind die Hitzewallungen, aber auch erst nach mehreren Jahren. Die anderen Beschwerden dauern oft zehn Jahre und mehr an, und die meisten verschwinden nicht ganz, sondern werden schlimmer, wie z. B. Harninkontinenz, Gelenkschmerzen und Vergesslichkeit, und tragen oft zur verminderten Aktivität und in letzter Konsequenz später zur Altersgebrechlichkeit bei.

Welche Maßnahmen, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente können gegen die Beschwerden helfen? Die Menopausengesellschaften in England und den USA empfehlen einen frühzeitigen Beginn mit molekular-identischem Hormonersatz, weil der Beginn – am Besten, wenn man noch die Periode hat – gewährleisten kann, dass der Benefit für das Frauenleben etwaige Risiken dann stark überwiegt. Ansonsten gilt: 1/2 der Ernährung sollte pflanzenbasiert sein, auf rotes Fleisch und Zucker möglichst verzichten, selten Alkohol trinken, Vitamin D und B6 täglich einnehmen, sowie Kollagen und Vitamin C. Muskeltraining mit Gewichten oder Eigengewicht, mehrfach in der Woche, ist für jede Frau ein Muss in den Wechseljahren und nicht verhandelbar, wenn man gesund und schmerzfrei bleiben will.

Setzen die Wechseljahre mit Endometriose früher ein? In einer großen Studie deutete die Datenlage an, dass man mit Endometriose eher vor dem 45. Lebensjahr in die Wechseljahre kommt, als ohne. Wenn am Eierstock ständig Zysten sind und wenn ständig Entzündungsprozesse im Bauch sind, dann geht die Eizellreserve früher zu Ende.

**Bedeutet das Ende der Östrogenproduktion auch das Ende der Wucherungen und Schmerzen? ** Die Wucherungen hören zwar auf, denn sie wachsen sehr gerne unter Östrogeneinfluss, doch das bedeutet nicht zwingend das Ende der Schmerzen! Denn wenn man chronische Schmerzen entwickelt hat, kann es sein, dass sich Schmerzbahnen gebildet haben, die unabhängig vom Reiz weiterschießen. Diese Schmerzen reagieren nicht auf Schmerzmittel. Deshalb ist es so wichtig, nicht tapfer durchzuhalten, sondern früh einzugreifen. Man sollte versuchen, Herrin über die Endometriose zu werden. Endometriose ist eine Krankheit, die gemanagt werden muss. Dazu sucht man sich am besten ein Endometriose-Zentrum.

Was kann man denn in oder auch nach den Wechseljahren gegen die Schmerzen tun? Chronische Schmerzen, ganz gleich ob mit oder ohne hormonellen Einfluss, lassen sich nicht mit herkömmlichen Schmerzmitteln behandeln. Allgemein- und Frauenärzte sind hier meist überfragt. Man sollte dann am besten in ein spezielles Schmerzzentrum gehen. Dort kann man die Schmerzen auf jeden Fall in den Griff bekommen und gut damit leben.

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.