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7. Jun 2022

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Gesundheit

Die Schweizer Weine können das gleiche Spitzenniveau wie die französischen und italienischen Weine haben

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Kym Ellis/unsplash, Presse

Schon mit 14 Jahren hat sie Mathieu Quetglas gepackt und seitdem nicht eine Sekunde losgelassen: Die bedingungslose Faszination für Wein. Als Schüler besuchte er nämlich auf Anraten seines Klassenlehrers die Hotelfachschule in Marseille, die für Interessierte zweistündige Informationsrundgänge durch die verschiedenen Abteilungen anbot. Mathieu Quetglas blieb davon anderthalb Stunden beim Sommelier stehen und lauschte hingerissen. Als er dann ein Jahr älter war, boten ihm seine Eltern das erste Glas Dessertwein an – der perfekte Einstieg in den Genuss des Weins, erzählt er. Mit 19 Jahren stand sein Berufswunsch Sommelier endgültig fest.

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Mathieu Quetglas, Sommelier des Jahres 2022

Kürzlich wurde der nun gerade mal 28-jährige vom Gault Millau zum Sommelier des Jahres gekrönt, eine riesige Ehre für ihn und für das im letzten Jahr eröffnete Hotel-Restaurant La Table du Valrose in Rougement, einem kleinen Dorf im Kanton Waadt. Mit Chefkoch Benoît Carcenat bespricht der junge Weinchef bei jedem Gericht Textur, dominante Geschmacksrichtung, Süsse, Schärfe und Temperatur, um dann die perfekt dazu passende Weinbegleitung auszusuchen. «Dabei mische ich die besten Weine der bekanntesten Anbaugebiete der Welt mit ganz unbekannten, seltenen Weinen», erklärt der Sommelier seine Vorgehensweise. «Das kann ein japanischer Sake sein oder ein ganz neuer Wein eines kleinen, innovativen Schweizer Weinbauern. Ich greife bei meiner Auswahl sehr gerne sowohl auf das eine als auch auf das andere zurück.» Besonders fasziniert den exzellenten Weinkenner an seiner Tätigkeit, dass sich der Wein ständig verändert: «Jeder Jahrgang ist anders, es gibt ständig neue Weinbauern, die sich ausprobieren und oftmals grandiose Weine abfüllen, neue Weinhandlungen. In der Weinszene ist sehr viel Bewegung!»

Chasselat, Riesling und Silvaner sind die bekanntesten Schweizer Weine. Mathieu Quetglas liebt zudem besonders Räuschling, vor allem den seines guten Freundes Fréderic Besson, und er schwört auf die seiner Ansicht nach besten Traube derzeit, die Completer.

Nicht Completer, auch einen Petit Arvine aus dem Wallis sollte man auf jeden Fall in seinem Weinkeller haben, ebenso auf jeden Fall einen Chasselat, den «König der Westschweiz». Im Valrose köpft Mathieu Quetglas deshalb täglich einige Flaschen eines 1995 Chasselat aus der Gegend um Lausanne, der einfach betörend ist. 

Wer im Ausland nach einem Glas Schweizer Wein fragt, wird meist ein Kopfschütteln ernten, denn neun von zehn Flaschen Schweizer Wein werden im eigenen Land getrunken, nur wenige landen auf den Weltmärkten. Trotzdem beurteilt Mathieu Quetglas die Situation für die Weinbauern als sehr gut, denn die inländischen Weine sind sehr begehrt. «Die Weine von Daniel Gantenbein und Marie-Thérèse Chappaz zählen für mich zu den besten der Welt», schwärmt der junge Sommelier. «Doch die Menge reicht nicht aus, um auf der ganzen Welt Bekanntheit zu erreichen. Doch wenn wir über Qualität reden, sind für mich viele Schweizer Weine ganz klar auf demselben Level wie französische und italienische Weine.»

Wenn die Schweiz ein Wein wäre – was wäre sie dann? Der Sommelier überlegt nicht lange: «Ein Pinot Noir! Das ist einer der bekanntesten Weine der Welt und es gibt ihn in einer unglaublichen Vielfalt. Einer aus Graubünden, ein rauchig-eleganter aus der Nordschweiz, der eher französische Stil des Pinot Noirs aus Neuchâtel oder vom Wallis – diese Weine sind allesamt wirklich wunderbar!»

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.