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1. Okt 2024

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Gesundheit

Die Welt durch Kinderaugen sehen

Journalist: Nadine Wagner

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Foto: Pavel Daniyluk/pexels

Fast 90 Prozent dessen, was ein Kind lernt, nimmt es mit den Augen auf. Die Früherkennung möglicher Sehschwächen ist deshalb enorm wichtig.

Mit der Geburt eines Kindes beginnt nicht nur ein neues Leben, sondern auch ein frischer Blick auf die Welt. Im ersten Lebensmonat sehen Babys allerdings noch verschwommen – sie können lediglich Helligkeit wahrnehmen. Ab dem zweiten Monat erkennen sie allmählich Umrisse von Gesichtern und einfachen Mustern. Dann beginnt auch die Unterscheidung von Farben. Ab etwa fünf Monaten erkennen sie ihre Eltern sicher.

Mit einem Jahr sind die Kleinen dann bereits in der Lage, vertraute von fremden Gesichtern zu unterscheiden und auch schnell bewegte Objekte mit den Augen zu verfolgen, bevor dann mit rund vier Jahren die Sehschärfe bereits auf dem Niveau eines Erwachsenen ist. Bis zum achten bzw. neunten Lebensjahr hat sich letztlich das gesamte Gesichtsfeld so weit entwickelt, dass Kinder ihre Umgebung komplett erfassen können – eine wichtige Voraussetzung, um verkehrssicher zu sein.

Das A und O für lebenslanges gutes Sehen ist die regelmäßige Kontrolle der Augen – sei es beim Augenarzt oder Optiker.

Doch Vorsicht: Bereits unter jüngeren Kindern leiden fast 20 Prozent an einer Sehschwäche. Deshalb ist es entscheidend, Sehfehler frühzeitig zu erkennen und zu behandeln – nicht erst im Grundschulalter. Erste Anzeichen wie Schielen, das Vorbeigreifen an Gegenständen oder ein auffälliges Verdrehen der Augen sollten Eltern aufmerksam machen. Auch das zwanghafte Schiefhalten des Kopfes, häufiges Reiben der Augen oder eine deutliche Lichtempfindlichkeit können auf Probleme hindeuten.

Ein Kind bemerkt oft selbst nicht, dass es schlecht sieht, da ihm der Vergleich fehlt. Unentdeckte Sehfehler können jedoch die gesamte Entwicklung stören. Daher gilt: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Sehtests sind unverzichtbar! Denn besonders Kurzsichtigkeit – die sogenannte Myopie – nimmt weltweit zu. Rund 25 Prozent aller Menschen sind betroffen, und je höher der Bildungsgrad, desto häufiger tritt sie auf*. Um das Risiko einer sogenannten Schulkurzsichtigkeit also zu halbieren, raten Experten dazu, Kinder mind. zwei Stunden täglich im Freien spielen zu lassen.

Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit zu bremsen. Brillengläser zur Myopiekontrolle können das Längenwachstum des Augapfels verlangsamen. Ortho-K-Linsen, die nachts getragen werden, helfen, die Hornhaut zu formen und die Sehschwäche zu korrigieren. Auch multifokale Kontaktlinsen und Atropin-Tropfen kommen zum Einsatz, um das Fortschreiten der Myopie im Kindesalter zu verlangsamen. Ob aber mit oder ohne Sehschwäche: Das A und O für lebenslanges gutes Sehen ist die regelmäßige Kontrolle der Augen – sei es beim Augenarzt oder Optiker. Und dank moderner Kinderbuchhelden und modischer Brillengestelle gehört die Zeit, in der Kinder sich gegen das Tragen einer Brille gewehrt haben, längst der Vergangenheit an. *Gutenberg-Gesundheitsstudie, 2014