Diesen Artikel teilen:

30. Dez 2024

|

Gesundheit

Ewiges Leben oder gesundes Altern? – mit Nina Ruge

Journalist: Luisa Riek

|

Foto: Markus Hintzen

Longevity ist der neue Megatrend, doch was hat es damit auf sich und wie alt können wir wirklich werden? Nina Ruge – Botschafterin für Longevity und mehrfache Beststellerautorin, erzählt im Interview warum ihr das Thema so am Herzen liegt und welche Geheimtipps sie dafür parat hat.

Was genau versteht man unter dem Begriff Longevity? Seriöse Longevity-Experten verstehen darunter „Healthy Longevity“. Das Anliegen ist, die gesunde Lebensspanne zu verlängern. Das soll geschehen indem wir möglichst frühzeitig die Palette der Möglichkeiten ausschöpfen um chronische Alterskrankheiten zu vermeiden. Es geht also in erster Linie nicht darum, die 120 oder 150 Lebensjahre zu erreichen – sondern gesunde 85 Jahre!

**Wie sind Sie zum ersten Mal in Kontakt mit diesem Thema getreten? ** Das war 2018: Ein Regenerationsmediziner fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, ein populärwissenschaftliches Buch über „Healthy Longevity“ zu schreiben. Ich hatte zwar damals keine Ahnung, was „Longevity“ bedeutet, aber die Zellbiologie des Alterns faszinierte mich sofort. Nach meinem zweiten Buch war mir klar, dass ich mein Thema gefunden hatte und nun beschäftige mich seit sechs Jahren mit nichts anderem mehr.

Warum ist es für Sie so ein wichtiges Thema? Nicht nur für mich ist das in zentrales Thema – „Healthy Longevity“ hat sich international zu einem Megatrend entwickelt. Die Lebenserwartung ist weltweit (!) auf durchschnittlich 73 Jahre angestiegen, die Leidensphase am Ende des Lebens steigt proportional aber auch. Und die Kosten für Therapie und Pflege schießen ins Astronomische, was bereits in wenigen Jahren kein Land mehr finanzieren können wird. Deshalb sind etliche Staaten bereits sehr stark in Präventionsstrategien für die breite Bevölkerung engagiert.

Was sind die Haupteinflussfaktoren, die die Lebensspanne beeinflussen können? Im Grunde sind es die Faktoren, die unsere Großmütter schon predigten - doch heute wissen wir viel mehr darüber, was den chronischen Alterskrankheiten wie Diabetes, Demenz, Krebs, Arthrose oder Herz-Kreislauferkrankungen tatsächlich die rote Karte zeigen kann: ein gesunder Lebensstil! Im Detail bedeutet das, gemüsebasierte Ernährung mit jeder Menge Ballaststoffen, wenig Zucker und wenig Fleisch, keine hochverarbeiteten Lebensmittel und pflanzliche Öle. Darüber hinaus ist regelmäßiger Ausdauersport UND Krafttraining enorm wichtig. Beides hat umfassende Schutzwirkungen auf unsere Zell- und Organgesundheit. Ein weiterer Punkt, der nicht überraschend ist: Guter Schlaf – vor allem ausreichend Tiefschlaf ist enorm wichtig für das Immunsystem, ermöglicht die „Reinigung“ des Gehirns von Abfallstoffen, auch von Schadstoffen, aus denen die berüchtigten Demenz-Plaques entstehen. Nicht zu vergessen, wenn wir von Gesundheit sprechen, ist auch die mentale Gesundheit. Mentale Resilienz lässt sich trainieren und hat starken Einfluss auf unser autonomes Nervensystem, also auch auf Herz-Kreislaufgesundheit, auf die Schlagkraft des Immunsystems und auf die metabolische Gesundheit.

Wie kann das Thema Longevity für die Gesellschaft zugänglich gemacht werden? Ich verstehe meine Rolle besonders darin, Orientierung zu geben, indem ich aufkläre über neueste Erkenntnisse zu Wirkstoffen und Therapien, die tatsächlich wirksam sein könnten für ein langes, gesundes Leben. Sehr wichtig ist aus meiner Sicht, dass die klassische Medizin unbedingt mit im Boot sein muss. Der Healthy Longevity-Ansatz ist durchaus ein ganzheitlicher und kümmert sich um etliche Felder, die in der Schulmedizin derzeit noch nicht so viel Beachtung finden. Das ändert sich allerdings. Klassische Diagnostik wie Bluttests und Herz-Kreislauf-Checks gehören zu einem guten Check des Alterungsstatus. Die Altersforschung befasst sich noch tiefgehender mit wesentlich mehr Tests!

Welche Rolle spielen unsere Gene beim Thema Langlebigkeit? Derzeit ist die Meinung der Altersforschung, dass 90 Prozent des Alterungsprozesses durch Lebensstilfaktoren bestimmt wird und nur 10 Prozent durch Genetik. Die Abbauprozesse im Laufe des Lebens unterliegen allerdings auch starken, von uns unabhängigen Einflüssen, wie UV oder radioaktiver Strahlung.

Welche Entwicklung erwarten Sie beim Thema Longevity in den nächsten 10-20 Jahren? Das Thema gesunde Langlebigkeit und Krankheitsprävention wird und muss breit in die Ärzteschaft getragen und auch honoriert werden. Dies wirkt sich auf die Rolle der Krankenkassen und regelmäßiger Gesundheitschecks aus. Vor allem ist die Erkenntnis wichtig, dass ein gesundes, langes Leben auch eine Sache der Selbstverantwortung ist.

Cover Ruge, Ab morgen jünger 26032025978-3-453-21881-9.jpeg

Fakten:

Die vier bereits erschienenen Bücher von Nina Ruge wurden alle auf Anhieb Bestseller. Am 26. März 2025 erscheint ihr neues Buch „Ab morgen jünger“ in dem sie über spannende Erfolge in der Forschung und neue Langlebigkeitstherapien berichtet. Alles was Sie darüber wissen müssen, wie wir länger jung und gesund bleiben, finden Sie hier!

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.