Diesen Artikel teilen:

8. Jul 2019

|

Gesundheit

Familien-Burnout? Brennt die Familie aus?

Journalist: Dr. med. Hans Hartmann

Dr. med. Hans Hartmann, Arzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Paar- und Familientherapeut, Autor, über Familienmodelle und -probleme.

Befrage ich Eltern im ärztlichen Gespräch nach den Zielen ihrer Mutter-Kind- oder Vater- Kind-Kur antworten sie spontan: „Den Stress hierlassen, entspannen, zu mir finden, die Beziehung zu meinem Kind festigen.“ Die Kinder hingegen meist: „Die Mama soll sich nicht mehr so viele Sorgen machen, viel Zeit mit Papa haben.“ Spiegelt sich in der Familie wieder, was Soziologen als Zeitalter der Erschöpfung, Beschleunigungsgesellschaft, Müdigkeitsgesellschaft, Ausdruck falscher Lebensformen beschreiben? Ist die Familie noch eine „Pufferzone“ zwischen Innen und Außen oder ist sie zum „Kampfplatz“ geworden? Gibt es Schutz für die Familie, wie viel Hilfe gibt es von der Familienpolitik, braucht es mehr als Elternzeit, Kitaplätze und Ganztagsschulen? Wo sind die familienfreundlichen Arbeitsplätze und Arbeitszeiten, wo bleibt das Antistress-Gesetz? Die Wirtschaftspolitik des Wachstums und die Bedürfnisse von Familien sind nicht aufeinander abgestimmt.

„Ich habe es nicht kommen sehen“, „ich habe es im Vorfeld nicht bemerkt“, berichten Mütter und Väter. „Wir funktionieren nur noch, aber sind leer.“ Was viele als Hamsterrad bezeichnen, benennt die WHO als Krankheit des 21. Jahrhunderts: Stress. Es ist kein individuelles Problem, sondern ein „Kulturphänomen“, oder „Ausdruck falscher Lebensformen“. Wo braucht die Leistungsgesellschaft alle Energie auf?

Familienmodelle sind offener und freier geworden, gleichwohl bleiben Partnerschaft und Familie der Platz des biologischen Ankommens eines jeden Menschen. Hier erfahren wir die primäre Beziehung, die Unmittelbarkeit des Miteinanders, hier findet erstmals Bindung und Begegnung statt. Dieser „analoge Beziehungsraum“ ist wesentlicher Bestandteil für unsere gesamte körperliche, seelische und geistige Entwicklung und für das Entstehen psychischer Strukturen. In diesem Beziehungsraum findet der Austausch affektiver, rationaler, vorsprachlicher und sprachlicher Erfahrung statt. Es wird soziales Lernen ermöglicht, Übergange begleitet bis Verschiedenheiten ausgehalten werden und aus Vielfalt Gemeinsames entsteht – bis man sich autonom erleben kann und der Familie wieder entwächst. Und wie begleitet man dieses Wachstum als Eltern? Am besten aus der Sicht des Gärtners und nicht des Schreiners. Wie schaffe ich einen Rollen- und Perspektivenwechsel? Bin ich in den Botschaften und Grenzen eindeutig? Wie werden Bedürfnisse und Wünsche verhandelt? Kann ich Hilfe holen, habe ich Netzwerke, wer erzieht mit? Wo schreibe ich meine eigene Familiengeschichte nach vorne, wo beleben die Kinder unsere „alte Geschichte“? Wissen wir um unsere Ziele, Prioritäten und Werte? Denn diese werden von den Kindern übernommen.

Analyse. – Familienleben greift Fragen auf und gibt Impulse, weckt das Bewusstsein, regt zu Veränderungen an und bestätigt, was bereits gut gelingt. Geben Sie dem Austausch Augenhöhe, ferner einen Rhythmus, der Beziehung einen Raum, planen sie Ort und Zeit ein, denn reden hilft. Spielen Sie mit Ihren Kindern, denn auch spielen hilft. Wichtig ist auch familiäres Erleben im spielerischen Zusammensein, Abstand zum Alltag – Urlaub – oder die Sicht eines Dritten. 

1. Okt 2024

|

Gesundheit

3 Fragen an Frank Abraham

![2022.08.31 1.Vorsitzender Frank Abraham_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/2022_08_31_1_Vorsitzender_Frank_Abraham_online_f877170233.jpg) ```Frank Abraham, 1. Vorsitzender des Harzer Sonnenzwerge e. V.``` **Herr Abraham, wie können Familien von Kindern, die an Krebs, insbesondere DIPG erkrankt sind, unterstützt werden?** Es ist wichtig, betroffene Familien emotional und finanziell zu unterstützen. Mithilfe von Seelsorge und Beratung z. B. zu Therapiemöglichkeiten, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden oder aber durch das Organisieren von geeigneten Hilfsmaßnahmen wie bspw. Renovierungen für behindertengerechte Wohnräume. **Was möchten Sie betroffenen Familien mit auf den Weg geben?** Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Diverse Vereine, Organisationen und Beratungsstellen sind dazu da, um zu helfen und Sie durch diese schwierige Zeit zu begleiten. **Gibt es weitere Möglichkeiten, die über die klassische Hilfe hinausgeht?** Neben der finanziellen Hilfe erfüllen wir vom Verein Harzer Sonnenzwerge e. V. letzte Wünsche. Wenn die Krankheit fortschreitet, versuchen wir, den betroffenen Kindern und ihren Familien besondere Momente zu ermöglichen, als kleine Auszeit von den immensen Herausforderungen, die das Leben nun bestimmen. Das können bspw. Ausflüge in Freizeitparks oder Wohnmobilreisen sein. Weiterführende Infos über den Verein und dessen Arbeit unter [www.harzer-sonnenzwerge.de](www.harzer-sonnenzwerge.de)