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20. Sep 2022

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Gesellschaft

„Freier Datenaustausch ist das A und O“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: buildingSMART Deutschland

Open BIM ist eine Antwort auf die aktuellen Schwierigkeiten der Bauwirtschaft, sagt Gunther Wölfle, Geschäftsführer der Non-Profit-Organisation buildingSMART Deutschland.

Herr Wölfle, die Bauwirtschaft durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Welche Rolle kann vor diesem Hintergrund die weitere Entwicklung zu Building Information Modelling, kurz BIM, spielen?

Building Information Modelling ist ein Schlüsselelement, um die gewaltigen Herausforderungen und Erwartungen an die Bauwirtschaft zu meistern. Denn BIM ermöglicht uns, effizienter, termintreu sowie ressourcenschonender und damit nachhaltiger zu bauen. Zunehmend entdecken und fordern Bauherren BIM, nicht zuletzt die öffentliche Hand. Wir sehen es beim Verkehrswegebau, wo ab 2025 BIM als Planungsmethode vonseiten des Bundes gesetzt ist, und auch in nahezu allen Bundesländern. Wenn wir über schnellere Planungen und auch Genehmigungsverfahren sprechen, so kommen wir an BIM schlicht nicht vorbei, ermöglicht dies doch den Einsatz von halb- und auch vollautomatisierten Prüfroutinen und somit die effektive Entlastung wertvoller menschlicher Ressourcen.

Steigt das Interesse an BIM also?

Ganz eindeutig ja, und dieser Anstieg geht sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. So ist deutlich zu spüren, dass diejenigen, die sich schon länger mit BIM beschäftigen, ein Interesse daran haben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen. Wir haben vor drei Jahren gemeinsam mit dem VDI ein Weiterbildungszertifikat geschaffen, das zunächst Basiskenntnisse zertifizierte. Jetzt ist die Ausbaustufe da, bei der es vor allem um praktische Anwendungen geht. Das Interesse von Unternehmen, aber auch staatlichen Stellen ist groß. So will allein Bayern weit über 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der staatlichen Bauverwaltungen im Bereich BIM und Digitalisierung weiterbilden.

Wie kann buildingSMART dieses gesteigerte Interesse bedienen? 

Zum einen durch das bereits erwähnte ausgebaute Fortbildungszertifikat. Ein weiteres Element sind unsere monatlichen buildingSMART-Tutorials, mit denen wir praxisnah die Arbeit mit den offenen Standards und Lösungen von buildingSMART vermitteln. Und nicht zuletzt durch ein noch sehr junges Angebot, nämlich unsere neue Plattform bSD+, auf der wir Fach- und Erfahrungswissen zugänglich machen. So finden sich auf www.bsdplus.de neben Fachartikeln auch Open-BIM-Projekte oder auch alle Weiterbildungseinrichtungen, die nach den buildingSMART-Standards BIM-Fortbildungen anbieten.

Welche Rolle spielt die Herstellerunabhängigkeit bei BIM?

Open BIM ist ein zentraler Punkt, denn jeder soll in gleicher Weise mit der BIM-Methodik arbeiten können. Auch das ist ein Aspekt von Nachhaltigkeit: Daten, und besonders Daten rund um Bauwerke, müssen offen und vielfältig nutzbar sein, und dies unabhängig von spezifischen Softwareprodukten. Wir sind sehr froh, dass im Koalitionsvertrag der Bundesregierung klar formuliert ist, dass Open BIM der Weg zu mehr Digitalisierung des Bauwesens sein soll und auch Bundesländer auf die offenen Standards setzen. So fördert etwa Nordrhein-Westfalen die BIM-Planung im Zusammenhang mit energetisch effizienten Neubauten oder Sanierungen und erwartet zur Beantragung der Förderung eine IFC-Datei, also die Übermittlung im offenen Datenformat, das von buildingSMART entwickelt und gepflegt wird. Die offenen Datenstandards von buildingSMART ermöglichen eine große Vielfalt an Anwendungen und Lösungen, etwa, um schon im Planungsprozess automatisierte Ökobilanzierungen vornehmen zu können. Unser BIM-Champions-Wettbewerb belegt Jahr für Jahr den Nutzen und die Einsatzvielfalt von offenen Standards und Lösungen.

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.