24. Sep 2025
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Gesundheit
Journalist: Kirsten Schwieger
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Foto: Seema Miah/unsplash
Beim sensiblen Thema psychische Gesundheit hapert es nicht selten an strategischen, unternehmerischen Konzepten für eine nachhaltige Gesundheitskultur.
Arbeitsverdichtung, Zeitdruck, technologischer Wandel und ständige Erreichbarkeit: Die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt werden immer komplexer und belastender. Nicht selten fühlen sich Beschäftigte großem Stress ausgesetzt, überfordert und ausgebrannt. Die Forschung geht davon aus, dass die heutige Arbeitswelt in vielen Fällen die Entstehung psychischer Erkrankungen begünstigt. So zählen Burn-out, Depressionen oder Angststörungen zu den häufigsten Ursachen für Frühverrentungen und krankheitsbedingten Fehlzeiten. Laut Deutscher Rentenversicherung beträgt ihr Anteil an den krankheitsbedingten Frühverrentungen 41,5 Prozent. Und jeder zehnte Krankheitstag entfällt mittlerweile auf psychische Belastungen, wie sich im DAK Psychreport 2024 lesen lässt. Mit jährlichen 56,4 Milliarden Euro sind die wirtschaftlichen Kosten immens.
So nimmt das Thema mentale Gesundheit in Unternehmen an Relevanz zu. 38,5 Prozent der befragten Personalverantwortlichen einer TK-Studie gaben an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz bereits jetzt eine große Bedeutung in ihren Unternehmen haben. Für die nächsten drei Jahre prognostizieren sogar 70 Prozent der befragten Unternehmen, dass die psychischen Belastungen ansteigen und in vielen Branchen die körperlichen Belastungen überholen werden. Dennoch wird das sensible Thema in vielen Unternehmensstrategien oft stiefmütterlich behandelt oder verdrängt und in die Verantwortung der Einzelnen gelegt. Während physischer Arbeitsschutz klar geregelt ist, fehlen systematische Konzepte und langfristige Strategien zur Prävention psychischer Belastungen. Häufig wird das Thema erst angegangen, wenn Probleme bereits eskaliert sind.
Neben der Arbeitsintensität spielt auch die Gestaltung der Arbeitszeit und Arbeitsumgebung eine wichtige Rolle.
Anstatt nur auf Probleme zu reagieren, sollten Unternehmen mentale Gesundheit als wirtschaftlichen Erfolgsfaktor begreifen und gezielt in das psychische Wohlergehen der Mitarbeitenden investieren. Damit stärken sie nicht nur deren Resilienz, sondern auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit. Stellschrauben gibt es genug: Neben der Arbeitsintensität spielt auch die Gestaltung der Arbeitszeit und Arbeitsumgebung eine wichtige Rolle. Auch kompetente Führung und ausreichende Handlungs- und Entscheidungsspielraum sind für die mentale Gesundheit der Belegschaft ein bedeutender Faktor. Die Crux: Obwohl Führungskräfte meist die erste Anlaufstelle bei Belastungen im Team sind, verfügen sie oft nicht über die nötige Unterstützung oder Ressourcen. Zudem kämpfen sie selbst mit zunehmendem Stress.
Geht es an die praktische Umsetzung stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, geeignete Maßnahmen zu identifizieren und nachhaltig einzuführen. Dabei sollte es nicht nur um Einzelinitiativen handeln. Vielmehr gilt es, psychisches Wohlbefinden als Gesundheitskultur fest im Unternehmen zu verankern. Gefragt sind ganzheitliche Ansätze, die strukturelle Anpassungen, digitale Lösungen und individuelle Beratung miteinander kombinieren.
Anstatt nur auf Probleme zu reagieren, sollten Unternehmen mentale Gesundheit als wirtschaftlichen Erfolgsfaktor begreifen und gezielt in das psychische Wohlergehen der Mitarbeitenden investieren.
Ein Beispiel für personalisierte Unterstützung sind Employee Assistance Programs (EAP). Sie bieten Mitarbeitenden und Führungskräften anonyme, niedrigschwellige Beratung: analog oder digital, von akuten Krisensituationen bis zur langfristigen Prävention.