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14. Dez 2022

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Gesundheit

Gestufte Konzepte sichern die medizinische Versorgung

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse

Dr. Michael von Wagner, Ärztlicher Leiter der Stabsstelle Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung des Universitätsklinikums Frankfurt, wurde im letzten Jahr zusammen mit Jens Schulze von der Computerwoche, dem CIO-Magazin und dem IT-Anwenderverband Voice e.V. als CIO des Jahres 2021 in der Kategorie Public Sector ausgezeichnet. Im Interview spricht er über die notwendigen (digitalen) Veränderungen, die unserem Gesundheitssystem bevorstehen.

Dr. von Wagner, was sollte sich in unserem Gesundheitssystem ändern, damit es nicht nur finanzierbar bleibt, sondern gleichzeitig möglichst vielen Erkrankten/Verletzten gerecht wird?

Wir müssen wieder in eine strukturierte, geplante Versorgung kommen, die nicht allein den Kräften des Marktes überlassen ist, sondern im Sinne eines gestuften Konzeptes agiert. Damit haben wir in der Pandemie gute Erfahrungen gemacht. Wir haben hier in Hessen für die Corona Versorgung ein solches Konzept aufgesetzt, wir haben koordinierende Krankenhäuser in den Regionen Hessens und diese wiederum sind der Brückenkopf in Richtung kassenärztliche Vereinigung, Gesundheitsdienst, Gesundheitsämter, Pflegeaufsicht, also in die anderen Beteiligten in der Gesundheitsversorgung. Während der Coronapandemie konnten wir die Last relativ gleichmäßig und situationsangepasst steuern, damit alle Patienten ihrem Krankheitsbild entsprechend gut versorgt sind und gleichzeitig kein Haus überfordert wird.

Ich glaube, dass wir die Versorgung auf hohem Niveau nur aufrechterhalten können, wenn wir deutlich besser und gestufter miteinander zusammenarbeiten: Hausarzt, Facharzt, Kliniken für die Grundversorgung und die Universitätskliniken als zentrale Ansprechpartner für besonders komplexe oder seltene Fälle. 

Welche Bedeutung hat dabei die IT im Krankenhausbetrieb?

Sie macht die Informationen zu einem Patienten verfügbarer und transparenter. Im Gegensatz zur Patientenakte aus Papier, die irgendwo gelagert wird, sind die Informationen der elektronischen Patientenakte jedem an der Behandlung Beteiligten zu jedem Zeitpunkt datenschutzkonform zugänglich. Sie ermöglicht es, auch von jedem Arbeitsplatz Röntgenbilder und Laborwerte anzusehen und in Absprache mit dem Arzt vor Ort schnelle Behandlungsentscheidungen zu treffen.

Der Punkt der Verfügbarkeit von Informationen klingt immer so banal, aber er ist essentieller Bestandteil der Patientensicherheit und Voraussetzung effizienter Versorgung.

Das Universitätsklinikum Frankfurt wurde für seine hervorragende IT-Strategie ausgezeichnet, Sie wurden zusammen mit Jens Schulze als CIO des Jahres 20212 prämiert. Was ist das Besondere an Ihrer IT-Strategie?

Es fußt auf einer ganzheitlichen Betrachtung: Wir haben uns die Mühe gemacht, über die 14 Teilprojekte ein Gesamtkonzept mit einer Vision zu setzen und eine Strategie zu erarbeiten. Wir haben eine Interoperabilitätsplattform entwickelt, die komplexe Abhängigkeiten berücksichtigt und verschiedene Generationen von Software miteinander verknüpfen kann.  

In allen 14 Bereichen muss sich die IT verbessern?

In vielen Bereichen gab es die ja gar nicht. Wir haben bereits im Jahr 2018 im digitalen Universitätsklinikum Frankfurt ein Patientenportal vorgesehen, das jetzt im Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) bundesweit gefördert wird. Bei dem Medikationsmodul ist es erst jetzt möglich, beispielsweise Allergien, Laborwerte und Medikamentengabe zu implementieren. Durch die Eingabe der Pharmazentralnummer (PZN)

lässt sich unter anderem sofort erkennen, mit welchen Eigenschaften ein verordnetes Medikament interagiert. Durch unsere Interoperabilitätsplattform wird auch die Archivierung auf einen neuen Standard gehoben und alte Akten verfügbarer gemacht. 

Was sind die drei wichtigsten Teilbereiche des Strategiepapiers?

Die Einführung neuer medizinischer Lösungen und daraus folgend, die Verknüpfung der jetzigen Systeme untereinander, sodass auch leichter neue Subsysteme angeschlossen werden können. Drittens, dass wir Prozesse in der unmittelbaren und auch der mittelbaren Patientenversorgung digital besser unterstützen. Neben einem neuen Logistiksystem haben wir ein neues Warenwirtschaftssystem und eine neue zentrale Beschaffung entwickelt. Auch das Patientenmanagement in der zentralen Notaufnahme und die digitale Überwachung des Medikamentenverbrauchs sind wichtige Aspekte unserer Strategie.

Wer hat denn eigentlich alles Zugriff auf die elektronische Patientenakte?

Pfleger, Ärzte und Verwaltung haben auf ihre jeweilige Fachabteilung anhand des Berechtigungskonzeptes Zugriff auf die für sie relevanten Daten. Neben diesem Berechtigungskonzept gibt es zudem ein Rollenkonzept, das beispielsweise die Medikamentengabe regelt. An die Krankenkassen werden nur Abrechnungsdatensätze übermittelt. 

Warum profitieren letztendlich alle Beteiligten von einer durchdachten und komplexen IT im Gesundheitswesen?

Weil Digitalisierung, wenn sie gut durchdacht ist, die Versorgungsprozesse deutlich unterstützen und die Ärzte auf das Wesentliche hinweisen kann, Informationen also rasch verfügbar macht. Dadurch können sich Kollegen schnell austauschen, die Versorgungsqualität wird verbessert und dadurch Patienten besser versorgt. Patienten selber können ihre Krankheitsgeschichte einsehen und beispielsweise Zugang zu Informationen über ihre Erkrankung erhalten oder automatisch ihre Blutwerte übermittelt bekommen.

1. Okt 2024

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Gesundheit

3 Fragen an Frank Abraham

![2022.08.31 1.Vorsitzender Frank Abraham_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/2022_08_31_1_Vorsitzender_Frank_Abraham_online_f877170233.jpg) ```Frank Abraham, 1. Vorsitzender des Harzer Sonnenzwerge e. V.``` **Herr Abraham, wie können Familien von Kindern, die an Krebs, insbesondere DIPG erkrankt sind, unterstützt werden?** Es ist wichtig, betroffene Familien emotional und finanziell zu unterstützen. Mithilfe von Seelsorge und Beratung z. B. zu Therapiemöglichkeiten, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden oder aber durch das Organisieren von geeigneten Hilfsmaßnahmen wie bspw. Renovierungen für behindertengerechte Wohnräume. **Was möchten Sie betroffenen Familien mit auf den Weg geben?** Zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen. Diverse Vereine, Organisationen und Beratungsstellen sind dazu da, um zu helfen und Sie durch diese schwierige Zeit zu begleiten. **Gibt es weitere Möglichkeiten, die über die klassische Hilfe hinausgeht?** Neben der finanziellen Hilfe erfüllen wir vom Verein Harzer Sonnenzwerge e. V. letzte Wünsche. Wenn die Krankheit fortschreitet, versuchen wir, den betroffenen Kindern und ihren Familien besondere Momente zu ermöglichen, als kleine Auszeit von den immensen Herausforderungen, die das Leben nun bestimmen. Das können bspw. Ausflüge in Freizeitparks oder Wohnmobilreisen sein. Weiterführende Infos über den Verein und dessen Arbeit unter [www.harzer-sonnenzwerge.de](www.harzer-sonnenzwerge.de)