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3. Jul 2023

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Gesundheit

„Gut schlafen“ ist eine individuelle Angelegenheit

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: andrea piacquadio/pexels, Presse

Der Allgemein- und Schlafmediziner Dr. med. Michael Feld aus Frechen beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen zum gesunden Schlafen.

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Dr. med. Michael Feld, Allgemeinarzt & Schlafmediziner

Dr. Feld, rund 40 Prozent der Deutschen haben Schlafprobleme. Was sind die häufigsten Gründe dafür?
Im Grunde gibt es bei den Schlafstörungen zwei große Gruppen: Die eine sind die Ein- und Durchschlafstörungen, die zweite Gruppe sind körperliche Schlafstörungen, insbesondere das Schnarchen und die Schlafapnoe, bei der es zu Atemaussetzern kommt. Druck, Angst, Sorgen sind für die erste Gruppe der Auslöser für schlechtes Schlafen, also alles, was mich abends nicht runterkommen lässt. Dazu kommt: Etwa 30 Prozent der Patienten sind genetisch bedingt schlechte Schläfer. Hier genügt schon wenig Stress, und diese Menschen schlafen miserabel. Bei den schlafbezogenen Atmungsstörungen, eben dem Schnarchen und der Schlafapnoe, liegt die Ursachen in einem erschlafften Rachengewebe.

Was sind die Folgen von schlechtem oder unzureichendem Schlaf?
Kurzfristig ist man natürlich erstmal müde und nicht so leistungsfähig. Längerfristig gesehen kann mangelnder Schlaf tatsächlich auch Burn-Out oder Depressionen auslösen. Auch Bluthochdruck und Herzerkrankungen sind eine häufige Folge. Eine jahrzehntelange Schlafstörung kann sogar zu Demenz führen! Der Grund dafür: Nachts läuft sozusagen eine nächtliche „Müllabfuhr“, das ist die glymphatische Pumpe, und nur im Tiefschlaf sind bestimmte Zellen aktiv und pumpen durch An- und Abschwellen das verbrauchte Hirnwasser ab. Wenn das nicht passiert, weil die Müllabfuhr über Jahrzehnte nicht richtig arbeitet, sammelt sich dieser alte Ballast im Hirn an. Jetzt greift die 3er-Regel: Alle Schlafstörungen, die länger als drei Monate am Stück andauern, häufiger als dreimal pro Woche und mehr als drei Stunden pro Nacht auftreten, müssen ärztlich abgeklärt werden.

Was kann ich selbst zuhause dafür tun, Schlafprobleme zu lindern? 
Mit einem guten Bettsystem, sprich einer passenden Matratze, einem richtig eingestellten Lattenrost und einem Kopfkissen, das zum Schläfer passt, kann man Schlafprobleme etwas lindern, da natürlich auch die Orthopädie eine Rolle spielt. Da kommen verschiedenen Fragen zum Tragen, zum Beispiel: Liege ich richtig, ist die Matratze zu weich oder zu hart? Welches Material umgibt mich beim Schlafen? Das alles sollte man aber tatsächlich immer individuell betrachten.

Wie liegt man richtig?
Auch das hängt sehr von der konkreten Person und ihren Problemen oder Eigenschaften ab. Wenn ich den Oberkörper leicht hochlagere, indem ich den Lattenrost verstelle, kann ich Unannehmlichkeiten mit aufsteigender Magensäure lindern, ebenso leichtes Schnarchen. Durch den sogenannten Knieknick im Lattenrost kann man verhindern, dass Flüssigkeit aus den Beinen in den Körper läuft, das entlastet das Herz. Aber: Wir alle drehen uns jede Nacht mehrmals und das ist auch gut so. Der Wechsel in verschiedene Schlafpositionen ist richtig und gesund, weil dann unter anderem die Durchblutung am besten läuft.

Wie stellt man einen Lattenrost richtig ein?
Das hängt in jedem Bett stark von dem ab, der darauf schläft: Hat man orthopädische Probleme, hat man keine? Hat man Wasser in den Beinen? Schnarcht man oder gibt es gar Atemaussetzer? Da sind die Lattenroste von Vorteil, die man individuell einstellen kann. Am besten lässt man sich im Fachhandel ausführlich beraten. Eine Individualempfehlung gibt es hier nicht.

Fachleute empfehlen etwa 7,5 Stunden Schlaf pro Nacht, um sich am nächsten Tag gut ausgeruht zu fühlen. 44 Prozent der Deutschen schlafen jedoch weniger als sechs Stunden. Und nur die Wenigsten schlafen länger als acht Stunden am Stück. Das zeigt eine Statista-Umfrage mit mehr als 1.000 Teilnehmern ab 18 Jahren.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.