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4. Mär 2025

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Gesundheit

Gutes Bauchgefühl

Journalist: Julia Butz

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Foto: Cecilia Par/unsplash

Der Darm hat weitaus mehr Funktionen als nur zu verdauen. Als wichtiger Trainingspartner des Immunsystems kann er Schlüssel zu vielen Erkrankungen sein.

In unserer Darmflora, dem sogenannten Mikrobiom, ist ziemlich viel los: Billionen von mikroskopisch kleinen Lebewesen, wie Bakterien und Pilze regeln unsere Verdauung und den Stoffwechsel. Jedes der Mikroorganismen hat dabei unterschiedliche Aufgaben. Sie scheiden Substanzen aus, mit denen unerwünschte Keime verdrängt werden, sind an der Bildung von Vitaminen und Botenstoffen beteiligt und interagieren miteinander. Genau dieses Zusammenspiel stärkt die Barrierefunktion des Darms und hält Krankheitserreger in Schach. Damit die Bakteriengemeinschaft als Immunsystem-Booster wirken kann, muss das Mikrobiom natürlich richtig gefüttert werden:

In Gemüse wie Chicorée, Topinambur, Zwiebeln, Artischocken und Hülsenfrüchten sind sogenannte Präbiotika enthalten. Ballaststoffe, die mit ihren Substanzen dabei helfen, dass sich nützliche Darmbakterien gut vermehren können. Probiotischer Joghurt und fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut und Kimchi enthalten noch dazu lebende Mikroorganismen, wie Hefepilze, die die Darmbakterien unterstützen. Mit viel frischem Obst und Gemüse nimmt man so eine Vielzahl unterschiedlicher Nährstoffe zu sich – und gleichzeitig Millionen von Mikroorganismen des Lebensmittels. Ein Apfel hat dabei ein ganz anderes Mikrobiom als etwa eine Johannisbeere. Daher gilt auch hier wie so oft: Je größer die Vielfalt und Anzahl an frischen Lebensmitteln, die wir zu uns nehmen, umso besser. Denn das bringt ebenso mehr Vielfalt in unser Darm-Mikrobiom – und damit viele kleine Kolonien mit unterschiedlichen Fähigkeiten, um Krankheitserreger fernzuhalten.

Je größer die Vielfalt und Anzahl an frischen Lebensmitteln, die wir zu uns nehmen, umso besser.

Dazu hilft es ausreichend zu trinken. Denn mehr Flüssigkeit kann mehr Schadstoffe aus dem Körper spülen. Neben zu viel Zucker und Fett gelten Medikamente und Hormonpräparate als die größten Feinde des Darms. Antibiotika killen beispielsweise nicht nur die schädlichen, sondern gleichzeitig die guten Bakterien im Darm. Mit der Folge, dass wir anfälliger für Krankheiten werden. Daher sollte man Antibiotika nur dann einnehmen, wenn es wirklich nötig ist. Antibabypillen, insbesondere mit hohen Östrogendosen, können entzündliche Darmerkrankungen hervorrufen.

Chill mal! Das freut den Darm. Denn auch er hat seinen eigenen Biorhythmus und braucht zwischendurch mehrstündige Essenspausen, um sein Selbstreinigungsprogramm ablaufen zu lassen. Zu viel Stress tut unserem Bauchgehirn, den Nervenzellen, die im Magen-Darm-Trakt sitzen, gar nicht gut. Bauchdrücken oder Durchfall können die Folge sein. Spezielles Reizdarm-Yoga und mentale Entspannungstechniken entlasten. Sollten die Darmkontraktionen eher träge laufen und sich innen gefühlt so gar nichts mehr bewegen, bringt Bewegung selbst die schlappsten Bakterien wieder in Schwung. Laufen, Schwimmen oder Radfahren wirken sich noch dazu positiv auf das Herz-Kreislauf-System und den gesamten Organismus aus.

Unbestritten ist inzwischen auch, dass zwischen Darm und Gehirn ein direkter Draht besteht und eine gestörte Darmflora psychische Krankheiten begünstigen kann. Ein gesundes Mikrobiom hingegen hilft dabei unsere Stimmung zu heben und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Noch ein Grund mehr, um unseren Darm als Dr. Feelgood zu bezeichnen.

Ein gesundes Mikrobiom hingegen hilft dabei unsere Stimmung zu heben und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.

Factbox:

Der weltweite Umsatz des Verdauungsmittelmarktes von 19,12 Mrd. US-Dollar 2024 wird voraussichtlich bis 2029 auf 22,16 Mrd US-Dollar ansteigen. Insbesondere bei natürlichen und pflanzlichen Produkten verzeichnet der Verdauungsmittelmarkt eine steigende Nachfrage. Quelle: Statistisches Bundesamt 6/24