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3. Jul 2023

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Gesundheit

Haltung bewahren mit allen Sinnen

Journalist: Theo Hoffmann

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Foto: Annie Spratt/unsplash, Presse

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, Arzt & Wissenschaftler

Die Ursachen für Rückenprobleme sind vielfältig. Sie können mit verspannter Muskulatur, aber auch mit der Psyche im Zusammenhang stehen.

Treffen wir ausreichend Vorsorge für den Rücken?
Eigenverantwortung ist das Schlüsselwort für eine individuelle Lebensgestaltung, für individuelles Wohlbefinden mit langer körperlicher und psychischer Kraft. Deshalb heißt es: selbst aktiv werden.

Wir müssen unseren eigenen Lebensstil beurteilen und rausfinden, was Schmerzen körperlich oder mental auslösen könnte. 80 Prozent der Rückenbeschwerden sind auf eine verspannte Muskulatur zurückzuführen, nur drei Prozent auf die Bandscheiben. Ein entspannter Schlaf ist ein wesentlicher Faktor gegen den Schmerz. Sowohl präventiv, therapeutisch als auch nachsorgend.

„Stress verspannt die Muskulatur. Hinzu kommt unser Alltag, der zu wenig auf Bewegung ausgelegt ist.“

Warum ist bei Depressionen und anderen Erkrankungen unserer Psyche der Rücken so besonders stark betroffen? 
Die innere Haltung ist häufig Auslöser für Rückenschmerzen, sei es Angst, Frustration oder Wut. Diese psychische Anspannung macht sich in einer körperlichen Reaktion bemerkbar. Wir wollen instinktiv aufspringen, wegrennen oder uns verteidigen. Das tun wir aber nicht, sondern bleiben verkrampft sitzen. Stress verspannt die Muskulatur. Hinzu kommt unser Alltag, der zu wenig auf Bewegung ausgelegt ist. Wir sitzen zu viel, bewegen uns zu wenig – Sitzen ist das neue Rauchen.

Wo sehen Sie Grenzen, aber auch Chancen einer ausgewogenen Physiotherapie?
Mein Motto für medizinische Anwendungen lautet: von leicht nach schwer. Das lässt sich hier auch übertragen – langsam und vorsichtig mit allem beginnen. Sowohl mit Methoden, die in einem Training oder Anwendung erarbeitet wurden und zu Hause weiter geübt werden sollen, als auch mit Trainingseinheiten, die man selbst als sinnvoll erkannt oder bereits in anderen Zusammenhängen gelernt hat. Wenn Schmerzen während der Übungen auftreten, damit aufhören. Treten leichte Schmerzen nach dem Training auf, empfiehlt es sich, abzuwarten. Das kann ein Trainingseffekt sein, beispielsweise Muskelkater. Darüber sollte man mit dem Arzt oder der Trainerin reden.

Welche Fortschritte in der Mikrotherapie verbessern die Behandlungsformen von Wirbelsäulenschäden und Rückenprobleme derzeit am vielversprechendsten?
Es gibt einige vielversprechende Entwicklungen derzeit. Beispielsweise die navigierte mikrotherapeutische Behandlung des kleinen Bandscheibenvorfalls. Bei ihr werden antientzündliche und abschwellende Medikamente, die per CT, MRT oder digitaler Volumentomographie gesteuert werden, injiziert. Oder die Mikrooperation des größeren Bandscheibenvorfalls, die CT-gesteuert mit dem Laser und kleinen Zangen vorgenommen wird. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang ebenso die elektrische Nervenverödung auf den Gelenken der Wirbelsäule (z. B. Wirbelgelenke, Iliosakralgelenke) und die CT-gesteuerte Zementierung des Wirbelkörpers bei einer Osteoporose-Fraktur. 

Werden zurzeit neue Verfahren in der Mikrotherapie erprobt?
Ja! Ich denke da vor allem an die Optimierung der Navigation bei einem mikroskopischen Eingriff, der Lasernavigation, durchgeführt wird. Hierzu habe ich mit meinem Team der Atlas GmbH in Bochum ein spezielles Navigationssystem entwickelt, das an jedes CT von jedem Hersteller weltweit passt. Dabei geht es vor allem darum, schneller, präziser und noch sicherer CT-gesteuerte Interventionen durchführen zu können. Die Injektionsnadel wird am Laserpunkt eingeführt und entlang eines Laserstrahls ausgerichtet. Durch den Laser wird die Punktionsbahn markiert, die Nadel wird bis zur angegebenen Tiefe eingeführt - das Punktionsziel ist erreicht.

Ein Markenzeichen des Arztes Dietrich Grönemeyer ist sein Einsatz für einen individuellen und ganzheitlichen Blick auf den Menschen. Seit seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Mikrotherapie an der Universität Witten/Herdecke setzt er sich für neue Verfahren der Lasernavigation auch bei Rückenproblemen ein.

 

24. Sep 2025

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Gesundheit

Bunt ist frauengesund – mit Dr. Silja Schäfer

![SiljaSchäfer_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Silja_Schaefer_online_b0806d2908.jpg) ```Dr. Silja Schäfer, Hausärztin und Ernährungsmedizinerin``` **Frau Schäfer, dass die Ernährung allgemein zum Großteil aus Obst, Gemüse und Ballaststoffen bestehen sollte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Wie jedoch können Frauen ihre Gesundheit besonders gut fördern?** Indem sie vor allem auf eine stimmige Basis achten. Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. Das Motto sollte sein „Eat the rainbow“. Das bedeutet, dass wir Lebensmittel in allen Farben zu uns nehmen sollten. Wer das berücksichtigt, darf auch gern etwas zyklusorientiert essen und sich zum Beispiel während der Periode mal Schokolade oder ein Stück Kuchen gönnen, wenn das Bedürfnis da ist. **Wie stehen Sie zu Nahrungsergänzungsmitteln?** Supplemente sind da sinnvoll, wo sie benötigt werden. Bei jungen Frauen mit starker Blutung etwa ist es manchmal notwendig, Eisen zuzuführen. Wer die Pille nimmt oder auch viel Stress hat, zum Beispiel durch Kleinkinder im Haushalt, der hat oft ein einen verstärkten Bedarf an B-Vitaminen. Im Winter herrscht bei sehr vielen Frauen ein Vitamin-D-Mangel. Allerdings sollte man die Notwendigkeit für Zusatzvitamine zuerst einmal beim Hausarzt abklären und sie nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip verteilen. Ein Zuviel an Nahrungsergänzungsmitteln kann auch schaden. Und auch hier gilt: Die allgemeine Ernährung muss ausgewogen sein. Wer drei Burger im Fast-Food-Restaurant isst und denkt, sich dann mit einer Multivitamintablette als Ausgleich etwas Gutes zu tun, liegt leider falsch. **Wie verändert sich die Ernährung in den Wechseljahren?** Die Wechseljahre bedeuten Umschwung. Die Muskulatur wird weniger, wenn man sie nicht trainiert, und der Grundumsatz sinkt. Diese Voraussetzungen führen bei vielen Frauen zu Übergewicht und ungesundem Bauchfett. Das ist oft der Beginn zukünftiger Krankheiten. Deshalb ist es wichtig, die Ernährung so einzustellen, dass man gar nicht erst ins Übergewicht kommt. Das klappt unter anderem durch regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten und auch mal mehrstündigen Essenspausen zwischendurch. >Wichtig ist eine ausgewogene, pflanzenorientierte Ernährungsweise mit wenig tierischen Anteilen, ebenso eine gute Tagesstruktur beim Essen. **Was können Frauen tun, wenn sie merken, dass in den 40ern die Hormone abfallen?** In den Wechseljahren nimmt erst das Progesteron, etwas später dann Östrogen, immer weiter ab. Frauen sollten jetzt darauf achten, genug Proteine zu sich zu nehmen, etwa aus Hülsenfrüchten wie Kichererbsen und Bohnen. Zucker stört den Hormonhaushalt zusätzlich und sollte so gut wie möglich gemieden werden. Wichtig ist auch: Der Mythos „Fett macht fett“ ist falsch. Gesunde Fette sind wichtig für uns Frauen. Olivenöl, Leinöl, Fisch und Algen sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen und helfen ebenfalls, gut durch die Wechseljahre zu kommen. Wer vermehrt Probleme mit dem Hormonumschwung hat, kann fermentiertes Soja ausprobieren, am besten in Form von Misopaste oder Tempeh.