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21. Dez 2023

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Gesundheit

In Gemeinschaft alt werden

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: Alexander Stingl

Ältere Menschen dürfen nicht von der Gesellschaft vergessen werden – dafür setzt sich die Schauspielerin Mariella Ahrens ein.

Frau Ahrens, Sie engagieren sich sozial. Unter anderem sind Sie Gründungsmitglied und Schirmherrin von Lebensherbst e.V., einem Verein zur Unterstützung pflegebedürftiger, älterer Menschen, und das schon seit 2005. Warum ist Ihnen soziales Engagement wichtig?

Ich finde, es ist sogar sehr wichtig, denn wenn man helfen kann, sollte man auch helfen. Besonders dann, wenn man selbst in einer etwas privilegierteren Situation ist. Durch soziales Engagement zeigt man Herz, man tut anderen Menschen damit Gutes. 

 

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit sind die Menschen bereit, anderen Hilfe zukommen zu lassen. Warum sollte man nun besonders an die Senioren denken?

Weil da bisher leider sehr wenig getan wird. Es gibt viele Projekte, die Kinder oder Tiere in Not unterstützen und das ist auch wichtig. Aber es gibt so gut wie gar nichts beispielsweise für Heimbewohner. Diese Menschen haben vor vielen Jahren unsere Gegenwart aufgebaut, aber viele von ihnen werden heutzutage einfach vergessen. Da herrscht tatsächlich leider ein großes Loch.

 

Welche Aktionen kann man denn gerade jetzt in der Weihnachtszeit machen, um Senioren eine Freude zu bereiten?

Man kann sich zum Beispiel über den Verein engagieren, den ich mitgegründet habe. Lebensherbst e. V. unterstützt pflegebedürftige Menschen, die im Heim wohnen. Da werden immer helfende Hände gebraucht. Oder man wird privat aktiv, das geht doch ganz einfach in der eigenen Nachbarschaft. Sicher haben viele Menschen einen älteren Nachbarn oder eine Nachbarin, die allein wohnen. Mit denen sollte man sich einfach einmal zusammensetzen und sich miteinander unterhalten, einen Weihnachtstee trinken, oder mal beim Einkaufen helfen. Solche einfachen Sachen bewirken schon viel.

 

Wenn man sich im Lebensherbst engagieren möchte, wie nimmt man am besten Kontakt auf?

Am einfachsten geht das über unsere Homepage www.lebensherbst.de. Da kann man uns gern mitteilen, in welcher Stadt man sich engagieren möchte und wie viel Zeit man aufbringen kann. Dann melden wir uns bei den Interessenten zurück. Zudem ist es wichtig zu sagen: Auch unser Verein lebt von Spenden. Daher freuen wir uns über jeden Beitrag, der auf unser Spendenkonto fließt.

 

Was haben Sie mit dem Lebensherbst schon alles erlebt?

Ach, da gibt es so viele schöne Ereignisse. Wenn ich mit meinem Team die Senioren in den Heimen besuche, merken wir richtig, wie sie jedes Mal aufblühen. Vor einiger Zeit beispielsweise hatten wir einen Elvis-Interpreten da, und dann haben wir alle zusammen getanzt. Das hat für viel Freude gesorgt. In Berlin und zehn weiteren Städten haben wir zuletzt auch seniorengerechte Sportgeräte in öffentlichen Parks aufgestellt, unter anderem in der Nähe von Kinderspielplätzen. So geben wir einen Anreiz zur körperlichen Aktivität und bringen nebenbei die Generationen zusammen. Auch Weihnachtsfeste, Ü-70-Partys und vieles andere kommen bei den Senioren immer gut an.

 

Was ist im Verein als Nächstes geplant?

Wir wollen in mehreren Städten Treffpunkte organisieren für alte Menschen, die allein, aber nicht unbedingt im Heim sind. Da wollen wir dann beispielsweise zusammen Kaffeetrinken, ins Kino gehen oder andere Freizeitaktivitäten starten. Wir haben den Eindruck, dass viele Senioren gern aktiver wären und nur darauf warten, dass jemand etwas auf die Beine stellt.

 

Mit ihrem eigenen Vater haben Sie ein enges Verhältnis. Wie erleben Sie sein Älterwerden?

Mein Papa ist zum Glück noch sehr fit! Er spielt zum Beispiel gern Tennis. Um ihn mache ich mir gerade keine großen Sorgen, aber natürlich merkt man, wenn die eigenen Eltern älter werden. Auch das sollte man im Blick behalten.

 

Wie stellen Sie sich Ihr eigenes Leben im Alter vor?

Ich möchte auf jeden Fall in einer Gemeinschaft leben. Zum Beispiel könnte ich mir gut vorstellen, in einer Art Senioren-WG zu wohnen, vielleicht mit mehreren Freunden. Das könnte in einem Mietshaus sein oder auch in einer größeren Villa, die man gemeinsam bewohnt. So ist man zusammen und hat doch sein eigenes Reich. Auf diese Weise kann man dem Problem der Alters-Einsamkeit gut vorbeugen. Ich habe einen großen Freundeskreis, da sollte man sich mit fortgeschrittenen Jahren nicht aus den Augen verlieren. So ein Modell wäre sicherlich auch etwas für viele ältere Menschen ohne Partner oder Kinder.

Mariella Ahrens (54) wuchs gemeinsam mit ihren Großeltern auf. Ihr bulgarische Oma Maria und ihr bulgarischer Opa Petko haben sie schon früh geprägt; auch zu ihren deutschen Großeltern Ilse und Wolfgang hatte sie eine enge Verbindung.