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22. Nov 2019

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Gesellschaft

Investieren – was Sie beachten sollten

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Um sinnvoll zu investieren, benötigt man das Wissen um Trends und Risiken. Unsere Experten klären auf.


Foto: Presse

Heiko Thieme,

Chairman
AHF

Alles schaut auf Trump!

Hoffnungen auf eine Einigung im Handelsstreit zwischen USA und China nährten die Börsenhausse in diesem Jahr. Die meisten hatten jedoch Angst und blieben Zuschauer. Der über zehnjährige Wirtschaftsaufschwung in Amerika ist der längste in seiner Geschichte. Rezessionssorgen haben sich bisher nicht bestätigt. Die US-Wirtschaft wird auch 2020 weiter expandieren, Vollbeschäftigung und höhere Löhne verbreiten Optimismus. Der Konsum beeinflusst über 70 Prozent des Wachstums. Die Inflation liegt unter zwei Prozent, eine Zinserhöhung der Notenbank steht somit nicht an. Der US-Aktienmarkt ist zwar anspruchsvoll, aber nicht zu hoch bewertet. Unternehmensgewinne können sich im einstelligen Bereich verbessern. Während jetzt beim Dow Jones die 28.000-Marke ansteht, kann 2020 das 30.000-Niveau erreicht werden. Selbst 32.000 sind unter gewissen Voraussetzungen denkbar! Der DAX kann noch vor Jahresende sein Rekordhoch von 13.600 wieder sehen, um dann 2020 zwischen 14.000 und 15.000 zu enden. Meine Prognosen setzen jedoch eine Annäherung zwischen China und den USA voraus. Platzen die laufenden Gespräche wieder, so geht den Börsen die Luft aus. Alles schaut auf Trump und seine unberechenbaren Twitter-Meldungen.


Foto: Presse

Volker Weber,

Vorstandsvorsitzender
Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG)

Nachhaltiges Investieren: Warum macht das heute mehr Sinn denn je?

Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst, selbst im Privatkundenbereich sind derzeit hohe zweistellige Zuwachsraten zu verzeichnen. Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Investoren erkennen: Nachhaltige Geldanlagen bringen nicht nur eine attraktive finanzielle Rendite, sondern unter anderem auch eine Umwelt- und Sozialrendite. Mit ihrer Entscheidung für ein nachhaltiges Investment können Anleger darüber entscheiden, ob sie zum Beispiel einen Beitrag zum Schutz der Menschenrechte oder der Umwelt leisten möchten. Zu den häufigsten Ausschlusskriterien zählen in Deutschland Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Kohle. Wichtig ist, dass jeder Anleger für sich selbst definiert, was er unter Nachhaltigkeit versteht und was er zu tolerieren bereit ist. Daneben sollte auch die institutionelle Glaubwürdigkeit des Produktemittenten in die Entscheidung mit einfließen. Bleiben Sie beharrlich! Eine wichtige Orientierungshilfe stellt das FNG-Siegel dar. Mit diesem Siegel wurde ein Mindeststandard für nachhaltige Fonds festgelegt. Einen schnellen Überblick über die Funktion- und Vorgehensweise der verschiedenen Finanzprodukte vermittelt auch das vom FNG erstellte Nachhaltigkeitsprofil.


Foto: Presse

Prof. Dr. Volker Brühl,

Geschäftsführer
Center for Financial Studies in Frankfurt am Main

Welche Auswirkungen hätte bzw. hat der Brexit auf den deutschen Finanzmarkt?

Die Märkte sind durch das ständige Hin und Her in der Brexit-Debatte verunsichert. Dies drückt sich vor allem durch eine hohe Volatilität des Pfund-Kurses gegenüber dem US-Dollar und gegenüber dem Euro aus. Der Financial Times Stock Exchange Index FTSE 100 zeigte sich als wichtigster britischer Aktienindex lange Zeit unbeeindruckt von der Brexit-Diskussion, auch weil dieser vom schwachen Pfund profitiert. Mit zunehmender Nähe des Austrittsdatums nehmen auch hier die Unsicherheiten zu. Insgesamt sind die Auswirkungen des Brexit auf die globalen Aktienmärkte begrenzt. Die Sorgen um eine Eskalation der Handelsstreitigkeiten zwischen USA, China und der EU wiegen weitaus schwerer. Hinzu kommen geopolitische Risiken, die massive Auswirkungen auf die Rohstoffpreise haben können. Außerdem haben sich inzwischen die meisten Unternehmen auf einen harten Brexit vorbereitet. Die damit verbundenen Risiken dürften überwiegend bereits in den Aktienkursen eingepreist sein. Was den deutschen Finanzplatz angeht, wird vor allem der Standort Frankfurt vom Brexit weiter profitieren. Einige Auslandsbanken haben schon Stellen nach Frankfurt verlagert. Dieser Trend wird mit Sicherheit weitergehen.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.