16. Mär 2023
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Gesundheit
Journalist: Theo Hoffmann
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Foto: Shutterstock
Spermidine haben sich als Anti-Aging-Mittel einen großen Ruf erworben. Vor allem die Älteren unter uns können von seinen Wirkungen profitieren.
Viele Krankheiten bekämpft unser Körper mit komplexen Abwehrmechanismen. Aber hat er auch immer ausreichend körpereigene Mittel zur Verfügung, um Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze zu bekämpfen und seinen Vitamin- und Spurenelemente-Haushalt in Schuss zu halten? Und was ist mit unserem nicht zu unterschätzenden Aminosäure-Stoffwechsel? Wir müssen darauf achten, dem Körper die wichtigsten Stoffe über die Nahrung regelmäßig zuzuführen, um seinen Stoffwechsel und seine Leistungsfähigkeit zu fördern. Dabei werden wir immer wieder von Stoffen überrascht, die Wirkungen erzeugen, von denen wir bislang viel zu wenig wussten. Dazu gehört etwa das Spermidin, das sogar imstande ist, unsere Zellen gegen Demenz und Coronaviren zu schützen und als Anti-Aging-Mittel von zentraler Bedeutung ist. Wer bei dem ersten Teil des Wortes Spermidin nun gleich an Sperma denkt, liegt gar nicht so falsch. Es handelt sich dabei nämlich um basische Moleküle, die als biogene Polyamine sowohl in unseren Zellen selbst als auch in manchen Darmbakterien, vor allem aber in den männlichen Samenzellen vorkommen, die am meisten davon enthalten. Wir verfügen darüber also bereits in unserem Körper, wir können es aber auch als Nahrungsergänzungsmittel oder in bestimmten Nahrungsmitteln zu uns nehmen. Reich an Spermidin sind etwa Käse, Pilze, Hülsenfrüchte, Äpfel, Grapefruit und Weintrauben.
In jüngster Zeit wurde die Wirkung von Spermidin in zahlreichen präklinischen Untersuchungen erforscht. Dabei erkannte man, dass Spermidin in unseren Zellen positive Wirkungen auf Alterungsprozesse, Übergewicht, Diabetes und das Immunsystem im Ganzen hat. Vor allem aber war man von den sogenannten kardioprotektiven Effekten dieses Polyamins überrascht, das sich förderlich auf die Gehirnfunktion und unsere kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Wie wir wissen, weisen an Demenz erkrankte Patientinnen und Patienten ja Proteinablagerungen im Gehirn auf und man ist überzeugt, dass dies zu Zellschäden und am Ende zur Zerstörung der Zellen führen kann. Die Einnahme von Spermidin setzt genau dort an, wo ein Mangel an Aminosäuren diese Schäden auslöst und das Spermidin die sogenannte Autophagie induziert. Dahinter verbirgt sich ein zellulärer Recyclingprozess, mit dessen Hilfe schädliche Zellbestandteile abgebaut werden.
In Humanstudien konnte man nun zeigen, dass vermehrte Spermidinkonzentrationen im Blut von Probanden kognitiv leistungsfähiger machen können. Bei Seniorinnen und Senioren, die wegen einer Vorerkrankung oder auch erblich einem höheren Demenzrisiko ausgesetzt sind, konnte die künstliche Zuführung eines spermidinreichen Weizenkeimextraktes über drei Monate zu einer deutlich verbesserten Gedächtnisleistung führen. Eine Studie an der FH Wiener Neustadt in Kooperation mit dem FAZ-Floridsdorfer Allergiezentrum belegte einen engen Zusammenhang zwischen dem Alter und einem sinkenden Spermidingehalt im Blut des Menschen. Das heißt, je älter wir werden, desto mehr Spermidin benötigen wir.
Wir dürfen vor allem im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie etwa Diabetes beim Einsatz von Spermidin natürlich keine Wunder erwarten. Was dieses Polyamin in unserem Körper aber zu leisten imstande ist, lässt sich kaum mehr von der Hand weisen.