1. Okt 2024
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Gesundheit
Journalist: Julia Butz
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Foto: Luiz Rogerio Nunes/unsplash
Genetische Veränderungen in den Zellen des Schilddrüsengewebes: Der bösartige Tumor kommt selten vor und ist gut behandelbar.
Barbara Schulte, Vorsitzende der Schilddrüsenliga Deutschland e. V.
35 Millionen Betroffene leiden an einer Erkrankung der Schilddrüse*, Schilddrüsenkrebs kommt allerdings vergleichsweise selten vor. „Nur weit unter 10 Prozent aller Krebsarten befallen die Schilddrüse“, erklärt Barbara Schulte, Vorsitzende der Schilddrüsenliga Deutschland e. V. „Dabei handelt es sich mit Abstand am häufigsten um differenzierte Schilddrüsenkarzinome, also papilläre oder follikuläre Karzinome, bei denen die Heilungschancen in der Regel gut bis sehr gut sind. Sie können ohne Chemotherapie, sondern mit einer gezielten Radiojodtherapie, die kaum Einfluss auf andere Organe hat, therapiert werden.“ Denn sowohl papilläre als auch follikuläre Karzinome speichern Jod und sind daher für eine Radiojodtherapie empfänglich. „Auch wenn die Schilddrüse komplett entfernt werden muss, können mit einer anschließenden Radiojodtherapie eventuell noch verbliebene Tumorreste beseitigt werden“, ergänzt Barbara Schulte.
Sowohl papilläre als auch follikuläre Karzinome sind für eine Radiojodtherapie empfänglich.
Wie bei anderen Krebsarten auch, gilt ebenso bei Schilddrüsenkrebs: Je früher er festgestellt wird, umso größer die Heilungschancen. Die eigentliche Diagnostik stellt allerdings eine Herausforderung dar. Der Betroffene selbst merkt erst in einem späteren Stadium Beeinträchtigungen beim Atmen, Sprechen oder Schlucken. Häufig werden die kleinen Knötchen eher zufällig bei körperlichen Untersuchungen entdeckt. Aus den Befunden einer Ultraschalluntersuchung, von Blutanalyse und der Szintigrafie, einem bildgebenden Verfahren, das Gewebe und dessen Stoffwechselaktivität sichtbar macht, könne aber eine Bewertung abgeleitet werden: „Wir können um bis zu 70 bis 80 Prozent erkennen, ob es sich um bösartige Gewebewucherungen handelt. Die fehlenden 20 Prozent ergeben sich aus der Tatsache, dass Szintigrafie erst ab etwa 1 cm Knotengröße eingesetzt werden kann, da erst dann das Kontrastmittel erkennbar eindringt“, so Barbara Schulte.
Betroffene merken erst in einem späteren Stadium Beeinträchtigungen beim Atmen, Sprechen oder Schlucken.
Welches die optimale Behandlungsstrategie ist, richtet sich immer nach dem individuellen Befund. Je nach dem, um welche Art, Stadium und Form es sich handelt, können nichtoperative Behandlungen mit rein medikamentöser Therapie, eine alleinige oder in Ergänzung zu einem chirurgischen Eingriff eingesetzte Radiojodtherapie angewendet werden. Bei einer Komplettentnahme des Organs können die mangelnden Schilddrüsenhormone durch Medikation ausgeglichen werden. Man müsse dies allerdings dem Allgemeinzustand der Erkrankten entsprechend, gerade bei älteren Patienten, gut abwägen: „Die Behandlung mit dem Schilddrüsenhormon Thyroxin kann z. B. Herzrhythmusstörungen und den Verlust der Knochendichte verursachen.“ Eine gründliche und differenzierte Aufklärung – auch in vielen anderen Fragen rund um die Schilddrüse, ist Barbara Schulte besonders wichtig: „Wir erleben, dass die Fülle an öffentlicher Berichterstattung sowie persönlicher Erfahrungsberichte in den Medien, Betroffene eher verwirrt und verunsichert, als zu helfen. Die unter unserem Dachverband der Schilddrüsen e. V. zum großen Teil ehrenamtlich tätigen Selbsthilfegruppen geben ihr Wissen wissenschaftlich fundiert an jeden Interessierten weiter. Gerade, weil für die Bewältigung einer Krankheit der Austausch eine große Unterstützung sein kann.“
*Schilddrüsenliga Deutschland 2024
Der Trägerin der Verdienstmedaille setzt sich seit über 25 Jahren, u. a. als Vorsitzende der Schilddrüsenliga Deutschland e.V. mit seinen Selbsthilfegruppen für die Aufklärung von Schilddrüsenerkrankungen ein, mit dem besonderen Augenmerk auf den Autoimmunerkrankungen Hashimoto und Morbus Basedow.