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1. Okt 2024

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Gesundheit

Krebs ist nicht gleich Krebs

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Tima Miroshnichenko/pexels

Welche Behandlung nötig ist, hängt von vielen Faktoren ab. Heute werden Therapien zunehmend individuell auf den Patienten zugeschnitten.

Jährlich erkranken hierzulande knapp eine halbe Million Menschen neu an Krebs – Tendenz steigend. Die häufigste Krebsart bei Männern ist neben dem Hautkrebs der Prostatakrebs, gefolgt vom Lungen- und Darmkrebs. Im jungen und mittleren Alter erkranken Männer vor allem an Hodenkrebs, ab dem mittleren Alter an Prostatakrebs. Auch Lungenkrebs und Darmkrebs werden überwiegend mit steigendem Alter diagnostiziert.

Egal, in welchem Alter die Diagnose Krebs gestellt wird, der Schock ist meistens groß. Die gute Nachricht, die dann oft folgt, ist: Viele Krebsbehandlungen, zum Beispiel Chemotherapien, Bestrahlungen oder kleinere Eingriffe, lassen sich heute ambulant durchgeführen, ob in Klinikambulanzen oder spezialisierten Arztpraxen. Dadurch können die Patienten in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause bleiben, sofern die Pflege gut organisiert ist. Ein Krankenhausaufenthalt wird normalerweise erst erforderlich, wenn eine größere Operation ansteht. Zum Beispiel, weil die behandelnden Ärzte einen Tumor oder eine Tochtergeschwulst (Metastase) entfernen müssen.

Neben der Operation, der Chemotherapie, also der Behandlung mit Zytostatika, und der Strahlenbehandlung als zentrale Säulen der Krebstherapie gibt es heute noch viele weitere Therapieansätze. In den letzten Jahren hat sich mit der sogenannten zielgerichteten Therapie eine weitere Säule der Krebsbehandlung etabliert. Bei dieser maßgeschneiderten Behandlung wird versucht, die Tumorzellen des Patienten zielgenau mit individuellen Medikamenten an ihrer weiteren Vermehrung zu hindern und so das Fortschreiten der Krebserkrankung zu hemmen. Der Vorteil dieser Therapie: Gesunde Körperzellen werden weitestgehend nicht geschädigt. Zudem haben sich die Möglichkeiten der Krebsbehandlung in jüngster Zeit um die immunonkologische Therapie erweitert. Diese wird auch Immuntherapie genannt. Sie verfolgt das Ziel, das körpereigene Immunsystem durch spezielle Medikamente darin zu unterstützen, den Tumor zu eliminieren. Inzwischen können körpereigene Zellen des Immunsystems – insbesondere die T-Zellen – genetisch verändert werden, sodass diese bösartige Krebszellen erkennen, angreifen und ausschalten können. Ergänzend zur Schulmedizin setzen viele Patienten auch auf komplementäre Therapien mit der Hoffnung, den Heilungserfolg zu verbessern oder Nebenwirkungen zu minimieren.

Die Praxis zeigt, dass Patienten mit gleicher Erkrankung teilweise sehr unterschiedlich auf die gleiche Therapie ansprechen. Und auch die Begleiterscheinungen sind bei jeder Therapie anders. Unter dem Strich gilt jedoch: Viele Behandlungsarten von Krebs, vor allem die neuen Verfahren, sind mittlerweile sehr viel verträglicher als noch vor einigen Jahren. Hoffnung macht auch, dass Therapieansätze zunehmend auf die einzelnen Patienten und ihre jeweilige Krebserkrankung zugeschnitten werden. Durch eine solche personalisierte Therapie kann oftmals nicht nur der Erhalt der Lebensqualität, sondern auch die Überlebensrate gesteigert werden.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.