29. Sep 2025
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Gesundheit
Journalist: Kirsten Schwieger
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Foto: Vlada Karpovich/pexels, Presse
Warum Langlebigkeit keine Raketenwissenschaft, sondern gelebte Achtsamkeit und Veränderung ist, verrät Longevity-Experte Michael Altewischer.
Michael Altewischer, Vorsitzender Deutsche Longevity Gesellschaft e.V. (DLGeV)
Herr Altewischer, was bedeutet Longevity und warum ist es aktuell in aller Munde? Beim Prinzip der Langlebigkeit geht es darum, möglichst lange gesund zu leben. Also dafür Sorge zu tragen, dass die Phase, in der es einem schlecht geht, so kurz wie möglich ist. Wobei es natürlich Krankheiten gibt, die das ausschließen. Fortschritte in der Genetik und Biotechnologie haben in den vergangenen Jahren spannende Erkenntnisse und in der Folge einen regelrechten Hype ins Rollen gebracht.
Muss ich nun mein biologisches Alter bestimmen, Metformin nehmen und Plasmatransfusionen machen lassen? Können Sie alles tun. Aber die Frage ist, was bringt Ihnen das? Ich persönlich bin ein großer Fan von: Messen, Machen, Messen. Ein großes Blutbild kann Aufschluss über versteckte Entzündungen im Körper geben, spezielle Bluttests entlarven Nährstoffmängel. Gibt es Defizite im Körper, die ich eventuell auffüllen kann? Entweder durch (Umstellung der) Ernährung oder, wenn erforderlich, Nahrungsergänzung. Um danach wieder zu messen und zu schauen, was hat sich verbessert und welcher Bedarf hier und heute besteht.
Welche Rolle spielt Ernährung dabei? Die Longevity-Forschung bringt sowohl die Mittelmeerdiät (viel Gemüse, Obst, Olivenöl und Fisch) als auch die traditionelle japanische Ernährung (reich an Meeresfrüchten, Algen, fermentierten Lebensmitteln und grünem Tee) mit einer Verlangsamung des Alterungsprozesses und einer erhöhten Lebensspanne in Verbindung. Dennoch bin ich niemand, der sagt, es muss jetzt eine reine vegetarische Ernährung sein. Wenn man mit Freunden unterwegs ist, kann man auch mal ein Stück Hähnchenbrust essen – oder ein Gläschen Wein trinken. Wobei Fakt ist: Wer Alkohol trinkt, schläft definitiv schlechter. Wichtig ist, dass man anfängt, auf seine Ernährung zu achten und Dinge umzusetzen, die in den Alltag passen. Eben keine riesigen Portionen essen, keine Zuckerbomben, nicht so fleischlastig. Das sind alles Kleinigkeiten, die jeder von uns jetzt und sofort erfüllen kann. Ich bin ein großer Fan der Ein-Prozent-Methode. Irgendwann nach hundert Monaten einprozentiger Änderung habe ich 100 Prozent meines Lebensstils verändert, und zwar: So, wie ich persönlich es wollte!
Wichtig ist, dass man anfängt, auf seine Ernährung zu achten und Dinge umzusetzen, die in den Alltag passen.
Welche Rolle spielen Stressmanagement und Entspannung? Die Fähigkeit, Stress wirksam zu managen und zu akzeptieren, trägt – genau wie Bewegung – zur Langlebigkeit bei. Aber auch hier wieder ganz undogmatisch: Der eine meditiert, die andere macht entspannte Spaziergänge. Ganz wichtig für das psychische Wohlbefinden sind jedoch soziale Kontakte. Das Thema Einsamkeit ist eines der größten Probleme unserer westlichen Zivilisation.
Auf der Webseite Ihres Verbandes wird auf Longevity Hotels verwiesen – was hat es damit auf sich? Longevity im Hotel bedeutet, dass die Location spezielle Programme und Dienstleistungen anbietet, die darauf abzielen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Gäste nachhaltig zu fördern. Diese Angebote basieren auf den vier grundlegenden Säulen der Longevity: Schlaf und Regeneration, Ernährung, Bewegung und psychisches Wohlbefinden. Ziel ist es, den Gästen Werkzeuge und Wissen an die Hand zu geben, um langfristig gesünder zu leben und die eigene Lebensqualität zu steigern. Da kann man mit dem Hotel seiner Wahl auch darüber sprechen, ob man längerfristig telemedizinisch begleitet werden kann, um beispielsweise einmal im Monat Ziele für den nächsten Monat zu definieren. Hauptsache, man fängt an und bleibt dran!
Longevity ist ein vielschichtiges Konzept, das sowohl die individuelle Gesundheit als auch soziale und umweltbedingte Faktoren umfasst. Die Kombination aus Genen und Umwelteinflüssen (Epigenetik) entscheidet darüber, wie alt wir letztendlich werden. So hat der Lebensstil großen Einfluss darauf, wie wir gesund und glücklich alt werden, Erkrankungen minimieren und den Alterungsprozess verlangsamen können. Quelle: deutsche-longevity-gesellschaft.de