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6. Aug 2020

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Gesellschaft

Megatrend Nachhaltigkeit

Journalist: Chan Sidki-Lundius

Umwelt- und Klimaschutz, und damit einhergehend Ressourcenschutz, sind zu einer globalen Herausforderung geworden. Die Verpackungsindustrie stellt sich dieser Herausforderung.

Zum Tag der Verpackung am 4. Juni hat das Deutsche Verpackungsinstitut (dvi) Konsumenten gefragt, was eine gute Verpackung ausmacht. Das Ergebnis der Social-Media-Aktion: Neben Hygiene, Convenience und Design ist Konsumenten vor allem Nachhaltigkeit wichtig, selbst in Corona-Zeiten. Zu den eingereichten positiven Verpa-ckungsbeispielen gehörten neben Hygiene-Spendern und Einmachgläsern auch Obstnetze, Mehrwegbehälter für Speisen „to go“ sowie Flaschen und Beutel für Milch. Auch innovative Faltschachteln für Seife, Parfum und Tee waren dabei. „Bei aller Vielfalt wurde deutlich, dass der Nachhaltigkeitsaspekt eine herausragende Bedeutung hat – und zwar für Konsumenten und Unternehmen. Unter den eingereichten Verpackungen finden sich Lösungen für Mehrweg und Mehrfachverwendungen, Reduzierung von Verpackungsaufwand, Einsatz nachwachsender Rohstoffe, Recyclingfähigkeit und anderes mehr. Für uns ist das ein klares Zeichen, dass Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen müssen“, kommentiert dvi- Geschäftsführerin Kim Cheng.

Tatsächlich forscht beispielsweise die Lebensmittelbranche derzeit an alter-nativen Materialien, unter anderem auf Basis von Bambus, Gras, Zuckerrohr oder Maisstärke. Verbraucher honorieren dies. Dass sie zum Beispiel mehr Glas als je zuvor kaufen, ist auf ihr wachsendes Bewusstsein für Recyclingfähigkeit und Umweltverträglichkeit zurückzuführen. Glas ist zu 100 Prozent recyclingfähig, wird fast ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und kann im geschlossenen Kreislauf unendlich oft wiederverwertet werden. Die Glassammlung und das Glasrecycling sollen aber weiter verbessert werden. Ein Beispiel: Zum ersten Mal überhaupt haben sich europäische Behälterglashersteller zusammen-geschlossen, um die weltweit erste große Hybrid-Elektro-Schmelzwanne zu bauen. Die zu 80 Prozent mit Ökostrom betriebene Schmelzpfanne, die bis 2022 in Betrieb gehen wird, soll in der Lage sein, alle Arten von Glas zusammen mit Recyclingglas zu schmelzen. Die angestrebte Reduzierung der CO2-Emissionen liegt bei 50 Prozent. Weitere positive Beispiele aus der Branche: Hoffmann Neopac, ein Anbieter von Verpackungen, entwickelt Monomaterial-Barriere-Tuben, die Schutz von Kosmetik-, Lebensmittel- und Pharmaprodukten bieten und mit bestehenden Recyclingverfahren übereinstimmen. Die Duo Plast AG, einer von zehn Preisträgern des PackTheFuture Award, setzt mit ihrer nachhaltigen Folieninnovation „Duo Earth 4“ wegweisende Akzente. In die Stretchfolie wird Post Consumer Regenerat (PCR) mit einem Anteil von mindestens 25 Prozent eingebaut – ohne Leistungsverluste in der Performance der Folie. Ebenfalls mit dem Award ausgezeichnet wurde Boxon für die Herstellung von Big Bags aus gebrauchten PET-Flaschen, mit denen die Umweltbelastung durch Kunststoffverpackungen verringert und Meeresverschmutzung vermieden werden soll. 

An dieser Stelle stellt sich die Frage nach den Kosten für nachhaltige Verpackungslösungen. Nach aktuellem Stand der Dinge lassen sich diese im Vergleich zu bestehenden Lösungen teilweise nicht kostenneutral herstellen. Doch wie es scheint, sind Verbraucher immer mehr dazu bereit, einen Aufpreis für Produkte in nachhaltiger Verpackung zu zahlen.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.