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2. Okt 2023

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Gesundheit

Mit Zuversicht ins Elternglück – Interview mit Laura Rohmann-Höhn

Journalist: Jenny Brania

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Foto: RDNE Stock project/pexels, Presse

Die erste Zeit mit Baby birgt viele Herausforderungen. Wir haben die Hebamme und Mutter Laura Rohmann-Höhn zum Elternsein befragt und wissenswerte Antworten erhalten.

Sie sind Hebamme und selbst 4-fach Mutter. Was kommt denn in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt auf frisch gebackene Eltern zu? Da ist einiges, was auf die Eltern zukommt! Erstmal das ganze Geburtsgeschehen zu verarbeiten, zu realisieren, dass man jetzt Mama oder Papa ist und sich auch Stück für Stück mit der Rolle zu identifizieren. Es können Zweifel oder Sorgen hochkommen, genauso auch wunderschöne Momente. Jeder Tag ist neu und richtet sich nach den Bedürfnissen des Babys, mit denen man erst vertraut werden muss. Natürlich kommen da auch der Schlafmangel, viele Fragen rund ums Baby oder körperliche sowie hormonelle Veränderungen hinzu.

Können sich Eltern auf das Wochenbett vorbereiten? Eltern können sich vorab um bürokratische Dinge kümmern, wie den Elterngeld- und Kindergeldantrag oder die Aufteilung der Elternzeit. Neben ausreichend Hygieneartikel für Mutter und Kind ist Meal-Prep auch ganz wichtig, denn die Versorgung im Wochenbett ist essenziell für die Regeneration. Ich habe mir z. B. Soßen vorgekocht und eingefroren, sodass ich nur noch Nudeln kochen musste und immer meine Lieblingsgerichte parat hatte. Zudem sollte man währenddessen und auch danach sein eigenes Wohlbefinden nicht vergessen und auf seine Instinkte vertrauen. Das gilt sowohl für Besuch und die Frage, wer kommen darf oder soll, als auch für die Bedürfnisse des Babys.

Neben dem Wochenbett ist Stillen ein großes Thema. Was sind Ihre drei Stilltipps, die Sie Müttern auf den Weg geben? Der erste Tipp ist, geduldig mit sich und seinem Baby zu sein. Startschwierigkeiten sind nicht ungewöhnlich, da Mutter und Kind sich erstmal einfinden müssen, was manchmal länger dauern kann und völlig in Ordnung ist. Dann häufig Anlegen, da die Stillbeziehung sich erst aufbauen muss und sich die Milchproduktion erst nach vier bis sechs Wochen auf die Bedürfnisse des Babys eingependelt hat. Und als letzten Tipp auf jeden Fall Druck und Stress vermeiden, denn diese Faktoren können Auswirkungen auf die Psyche und Milchproduktion haben.

Nun wird die Liebe der Eltern zum Kind oft als bedingungslos beschrieben. Wie nehmen Sie denn Elterngefühle und diese bedingungslose Liebe im Job und privat wahr? Man liest ja häufig, dass die Gefühle und Liebe sofort da sind, sobald einem das Baby auf die Brust gelegt wird. Aber so muss es nicht sein und so war es auch nicht bei mir. Anfangs war ich einfach überfordert mit der Situation und musste erstmal Bezug zu diesem Kind herstellen und eine Bindung aufbauen. Umso schöner ist es allerdings, festzustellen und mitzuerleben, dass sich die bedingungslose Liebe und die Elterngefühle entwickeln und mit der Zeit immer intensiver werden.

Eltern können sich vorab um bürokratische Dinge kümmern, wie den Elterngeld- und Kindergeldantrag oder die Aufteilung der Elternzeit.

Würden Sie behaupten, dass sich Mutter- und Vatergefühle voneinander unterscheiden? Diese besondere Bindung und bedingungslose Liebe zu einem Kind, die beide Elternteile erfahren, sind was ganz Besonderes. Ich glaube daher, dass die Gefühle schon sehr ähnlich, wenn auch sehr individuell sind.

Abschließend möchten wir Sie fragen, was Familienglück für Sie bedeutet? Für mich bedeutete Familienglück, bedingungslose Liebe zu erfahren. Und das ist für mich so wertvoll und etwas, das ich nie mehr missen möchte.

Fakten:

Laura Rohmann-Höhn ist Hebamme, Mutter von vier Kindern und auf Instagram sowie YouTube als Content Creatorin tätig. Bereits als Teenagerin fand sie Schwangere und das Thema drum herum sehr inspirierend und spannend. Heute begleitet sie Paare auf dem Weg ins Familienglück und betreut sie in der Zeit danach.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.