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22. Dez 2021

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Gesellschaft

Optimistisch in die Zukunft

Michael Knüppel, CEO von Deutschlands größtem Baustoffhändler STARK, spricht im Interview über Nachhaltigkeit, E-Mobilität und das neue Jahr.

Michael Knüppel, CEO von STARK

Welche Schlüsselrolle spielt der Handel in der Dekarbonisierung der Baubranche und wie kann die Branche Kunden von mehr Nachhaltigkeit überzeugen?

Die zentrale Aufgabe des Baustoffhandels besteht darin, fundierte Entscheidungen durch bestmögliche Beratung zu ermöglichen. Dafür braucht es zum einen die richtigen Partner auf Industrieseite, um Kunden ein breites Produktportfolio mit nachhaltigen Alternativen zur Verfügung stellen zu können. Zum anderen ist es essenziell, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so aus- und weiterzubilden, dass sie Kunden in Nachhaltigkeitsfragen beraten und bei der konkreten Planung ihrer Projekte bestmöglich unterstützen können. Unser Beitrag zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung ist also weniger das aktive Überzeugen unserer Kunden, sondern vielmehr sie dazu in die Lage zu versetzen, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen. Die Erfahrung zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit immer stärker im Bewusstsein unserer Kunden verankert ist und genau hier kommen wir als Berater und Mittler ins Spiel.

Welchen Einfluss hat die fortschreitende Digitalisierung auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Die Digitalisierung bildet den technischen Rahmen für einen Großteil der Prozesse, die entlang der Wertschöpfungskette zwischen uns, unseren Partner sowie unseren Kunden stattfinden. Hier arbeiten wir stark daran, Abläufe effizienter und schlanker zu gestalten – wir optimieren unsere Fahrtenplanung, wir verlagern viele Termine und Absprachen in den virtuellen Raum und vor allem können wir nur durch digitale Prozesse kontinuierlich analysieren, wo wir die größten Erfolge erzielen und wo wir gleichzeitig noch Potenzial sehen. Da wir mit Waren handeln, werden wir unser Geschäft natürlich weiterhin nicht vollständig digitalisieren können, aber auch im Physischen treiben wir die nachhaltige Entwicklung der Branche bspw. durch unser Engagement im Bereich der E-Mobilität weiter voran.

Die STARK Gruppe trifft konkrete Maßnahmen, um seine Emissionen bis 2030 um 42 % zu senken. Wie wollen Sie das genau umsetzen?

Die STARK Group ist mit rund 11.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verteilt auf annähernd 500 Niederlassungen in sechs Ländern aktiv. Gemeinsam bilden wir das Bindeglied zwischen unseren Partnern in der produzierenden Industrie sowie unseren Kunden. Um unsere Emissionen bis 2030 um 42 % zu reduzieren, machen wir zwei Dinge: Einerseits brechen wir unser übergeordnetes Ziel in länderspezifische kurz- und mittelfristige Ziele herunter. Andererseits fokussieren wir uns auf einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem wir Nachhaltigkeitsprogramme entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette implementieren. Das schließt sowohl vorgelagerte, eigene als auch nachgelagerte Prozesse unserer Wertschöpfungskette mit ein. Im Hinblick auf unsere eigenen Tätigkeiten haben wir bspw. bereits große Erfolge im Bereich der Logistik erzielt, indem wir einen Großteil unserer Prozesse digitalisiert und effizienter gestaltet haben. Im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der Hochschule Fulda haben wir Ende November zudem den ersten E-Lkw unserer Branche in Betrieb genommen. Ziel des Projektes ist es, das Potenzial eines E-Lkw im urbanen Lieferverkehr zu untersuchen. Wichtig ist natürlich auch, Strukturen zu schaffen, die die Messbarkeit der einzelnen Maßnahmen gewährleisten.

Blicken wir auf das kommende Jahr: Welche Aussichten bietet 2022 für die Branche allgemein? Und welche Ziele verfolgt Ihr Unternehmen?

Die aktuellen Entwicklungen lassen darauf schließen, dass wir auch 2022 mit einigen Herausforderungen konfrontiert sein werden. Kurzfristig zeichnet sich keine Entspannung in Bezug auf die Pandemie ab. Zudem entwickelt sich die schwierige Warenverfügbarkeit und die damit einhergehende Preisentwicklung entlang der Wertschöpfungskette zum spürbar marktbeeinflussenden Faktor. Nichtsdestotrotz hat sich die Bauwirtschaft im vergangenen Jahr als sehr stabil erwiesen und die konjunkturelle Datenlage in Bezug auf das Neubau- und Renovierungspotenzial von Wohnungen in Deutschland lässt uns optimistisch auf das Jahr 2022 blicken. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unser Netzwerk aus starken Vertriebsmarken sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Akquisitionen weiter auszubauen. Erst im November haben wir durch den Kauf von Melle Gallhöfer, dem führenden mittelständischen Dach- und Fassadenbaustoffhändler, mehr als 600 neue Kolleginnen und Kollegen in unserem Team begrüßen dürfen. Dieses Wachstum ermöglicht es uns, immer neue Chancen und Potenziale zu nutzen – natürlich auch im Bereich der Nachhaltigkeit.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.