16. Jun 2023
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Gesundheit
Journalist: Julia Butz
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Foto: Annick Vanblaere/pixabay, Presse
In Deutschland leiden 400.000 Menschen an Parkinson. Wie kann die Krankheit früher erkannt werden und was ist wichtig für Betroffene und Angehörige?
Prof. Dr. Carsten Eggers, Vorstandsmitglied der Dt. Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG)
Bei der chronisch fortschreitenden Krankheit werden Nervenzellregionen im Gehirn geschädigt, sterben ab und führen u. a. zu Muskelversteifungen, verlangsamten Bewegungen und unkontrollierbarem Zittern. Da die Symptome sehr unterschiedlich sein können und erste Anzeichen eher unspezifisch von Gelenkschmerzen über Müdigkeit und Vitalitätsverlust bis hin zu Geruchsstörungen auftreten, können bis zur Diagnose oft Jahre vergehen.
Prof. Dr. Carsten Eggers, Vorstandsmitglied der Dt. Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG e. V.) erklärt: „Die Krankheit beginnt i. d. R. lange vor Symptombeginn. Sie kann bis zu 20 Jahre im Körper schlummern, doch dafür gibt es bisher keine etablierte Form der Früherkennung. Es ist bis heute wahnsinnig schwierig, Parkinson im Frühstadium zu diagnostizieren.“ Nicht selten haben Betroffene eine über Jahre andauernde Odyssee hinter sich und verzweifeln auf der Suche nach der Ursache zwischen Psychologen, Orthopäden und Allgemeinärzten. „Umso wichtiger ist es, die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Fachbereichen zu fördern und bei der Patienteneinschätzung noch mehr für das Thema zu sensibilisieren“. Nach Carsten Eggers wurden die Ursachen für den Zelltod der Nerven in den letzten Jahren immer besser verstanden und setzen sich „multifaktoriell aus Umwelttoxinen, Genetik und dem Alter zusammen".
Die eher unspezifischen Anfangsbeschwerden müssen dabei nicht zwingend ein Vorbote der Krankheit sein. Erst wenn die klassisch auf Parkinson zurückzuführenden körperlichen Symptome wie Zittern, Bewegungsverlangsamung, Muskelabbau oder ein nach vorn gebeugter Gang, einzeln oder in Kombination auftreten, kann eine Diagnose gestellt werden. Da die Grundlagenforschung vor allem in den letzten Jahren einen großen Schritt weitergekommen ist, schätzt Prof. Dr. Eggers, dass es mittelfristig möglich sein wird, über den Nachweis von fehlgefalteten Proteinen im Nervenwasser frühzeitiger eine Diagnose stellen zu können. „Dies ist ein noch nicht standardisierter Prozess in Deutschland, aber ich rechne fest damit, dass er zeitnah in der klinischen Praxis Verwendung finden wird“.
Bis heute gilt die Krankheit als nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar.
Bis heute gilt die Krankheit als nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. „Medikamente lindern die Symptome hoch effektiv und über Jahre, aber sie können den Krankheitsverlauf nicht aufhalten“, so Prof. Dr. Eggers. Neben der medikamentösen Behandlung werden regelmäßige körperliche und geistige Trainings empfohlen: „Mindestens 3x die Woche eine Sporteinheit, das kann Yoga sein oder Boxen oder Nordic Walking. Alles, was Spaß macht. Und zusätzlich die symptomorientierten Therapien aus dem Bereich der Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie“. Angehörigen und sozialem Umfeld kommen dabei eine enorme Bedeutung bei. Von der Betreuung der täglichen Einnahme von bis zu 15 – 20 Tabletten zu den regelmäßigen Arztbesuchen, Therapien und Trainings.
Deutschland gehört zu den international führenden Standorten in der Parkinson-Forschung. Die DPG e. V. finanziert als gemeinnützige Gesellschaft Forschungsprojekte, die der Ursachenklärung, der Verbesserung der diagnostischen Methoden und der Entwicklung von Therapien dienen. Spenden sind jederzeit willkommen.