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11. Dez 2019

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Gesellschaft

Planen und Bauen mit sieben Dimensionen

Journalist: Katja Deutsch

CAD-Programme und Computerprogramme zur Berechnung von Tragwerken und zum Erstellen von Leistungsverzeichnissen sind kein Kind der Digitalisierung, es gibt sie bereits seit den 1970er Jahren. 

1993 wurde der Bundesverband Bausoftware gegründet, nachdem sich in den 1980er Jahren durch die Verbreitung der PCs die spezielle Software in mehr und mehr Planungsbüros durchgesetzt hatte. „Das Bauwesen ist der größte Wirtschaftsfaktor der deutschen Wirtschaft“, sagt Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz, Leiter des Fachgebiets Bauinformatik der Technischen Hochschule Mittelhessen. „Doch einige Bereiche werden tatsächlich noch analog gemacht.“

Es gibt mehrere Gründe, weshalb die passende Software bei Bauvorhaben so hilfreich sei: zum Ersten lässt sich eine digital abgespeicherte Information wesentlich schneller finden als eine abgeheftete. Zweitens lassen sich digital sehr gut Dinge auswerten und automatisiert rechnen und konstruieren, was eine nicht unerhebliche Produktivitätssteigerung zur Folge hat. Mit analogen Werkzeigen sei das nicht möglich, so Professor Joaquín Díaz. „In der Building Information Modeling (BIM)-Welt gibt es heute neben dem bekannten 3D-Ansatz außerdem den 4D- und den 5D-Ansatz und darüber hinaus den 6D- und 7D-Ansatz“, so der Experte. „Das bezieht sich jedoch nicht auf geheimnisvolle Dimensionen, sondern ist eine reine Frage der Definition.“

Bei einer 3D-Ausführung liegen sämtliche Informationen über das Bauwerk dreidimensional vor. Diese Bauwerke stattet man mit Informationen aus, die man für Planung und Ausführung benötigt. Beim 4D-Ansatz fügt man zusätzlich den gesamten zeitlichen Ablauf und die Zeitspannen bestimmter Bauphasen dazu. Die fünfte Dimension betrifft sämtliche Fakten zur Kostenplanung, was auch Punkte zur Bauleistungsbeschreibung, Controlling und Abrechnung beinhaltet. In der sechsten Dimension behandelt man Fragen zur Nachhaltigkeit und in der siebten das Facility Management, also den laufenden Betrieb. Die beiden letztgenannten Dimensionen lassen sich auch austauschen, sie werden zukünftig insgesamt eine größere Rolle spielen. „In Wahrheit sind wir bei der Arbeit mit BIM noch ziemlich am Anfang“, sagt Professor Díaz. „Das Ziel liegt darin, Gebäude nachhaltig und über Generationen hinweg zu planen, zu bauen und zu betreiben. Doch wir sind hier erst ganz am Anfang und haben einen sehr hohen Nachholbedarf. Erst etwa fünf Prozent der Praxispartner beherrschen die Methoden von 4D und 5D und nutzen sie durchgängig.“

Treten im Bauprozess Fragen nach Materialverschwendung oder zu hoher Müllerzeugung auf, können zwei Welten verschmelzen: Die 5D-BIM-Welt mit Lean Construction. Diese Methodik, die in der Automobilindustrie bereits seit über 30 Jahren zum Tragen kommt, hält immer mehr Einzug in Bauunternehmen, wo extra Abteilungen dazu gegründet werden. Diese Abteilungen sind prozessorientiert, sie überprüfen die Prozesse des Bauens in Bezug auf ihre Dauer und ihre Verbesserungsfähigkeit.

Nicht nur Ingenieure und Architekten brauchen zunehmend IT-Kenntnisse, auch die Gewerke verschieben sich in Richtung digitaler Anwendungen. „Auch wenn manche Berufe dadurch aussterben werden, können wir den stetig steigenden Fachkräftemangel nur durch immer mehr Automatisierung ausgleichen“, so Professor. „Denn viele Gewerke finden einfach keine Auszubildenden mehr.“

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash