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4. Mär 2025

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Gesundheit

Raus aus der Depression – Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Journalist: Julia Butz

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Foto: Christian Erfurt/unsplash, Katrin Lorenz

Darüber reden, um die Krankheit besser zu verstehen: Im Interview mit Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

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Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Herr Prof. Dr. Hegerl, wann spricht man von einer Depression? Die Unterscheidung zwischen einer Befindlichkeitsstörung wegen der Widrigkeiten des Lebens und der Erkrankung Depression ist entscheidend. Viele Menschen glauben, das wäre fast das Gleiche. Eine Depression ist eine eigenständige Erkrankung und fühlt sich auch ganz anders an als das, was jeder bei Trauer, Überforderung oder aus Partnerschaftskonflikten kennt.

Bitte beschreiben Sie dies näher. Wenn man sich überfordert und zu wenig geschlafen hat, ist man müde. Die Müdigkeit bei Depression aber ist etwas anderes: Erkrankte sind nicht schläfrig, sondern erschöpft bei innerer Daueranspannung. Der Muskeltonus ist hoch, das Herz schlägt rasch. Ein Zustand wie vor einer Prüfung, nur eben über Wochen und Monate. Die Menschen leiden auch nicht unter Antriebsmangel, sondern unter Antriebshemmung. Kleine Dinge werden zu einem Riesenberg. Wegen des beständigen Erschöpfungsgefühls liegt der Gedanke an Urlaub oder auszuschlafen nahe. Eine Depression geht aber durch Urlaub nicht weg und längere Schlaf- oder Bettzeiten führen bei vielen eher zu einer Verschlechterung. Überraschenderweise ist Schlafentzug eine sehr gut belegte Behandlung der Depression. Ein weiteres Krankheitszeichen ist das ‚Gefühl der Gefühllosigkeit‘. Dieser Fachausdruck bezeichnet das quälende Gefühl, keine Gefühle mehr wahrnehmen zu können, sich innerlich wie tot zu fühlen. Auch die Neigung, sich selbst Schuld an allem zu geben, ist typisch.

Depression ist eine schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung

Was sind die Ursachen von Depressionen? Das Entscheidende bei einer Depression ist die Veranlagung. Wenn man das Pech hat, diese mitbekommen zu haben, rutscht man meist nicht nur einmal, sondern wiederholt in diesen speziellen Zustand Depression, selbst wenn man von außen betrachtet ein gutes Leben hat. Umgekehrt können Menschen ohne diese Veranlagung die allergrößten Bitternisse erleben, ohne depressiv zu erkranken. Das ist etwas, was schwer verstanden wird. Denn in der Depression verengen sich die Gedanken auf negative Dinge, die katastrophisierend und hoffnungslos erlebt und dann als Ursache der Depression fehlinterpretiert werden. Depression ist eine schwere Erkrankung. Dies gilt auch für eine sogenannte leichte Depression, die mit massiv reduzierter Lebensqualität, reduzierter Lebenserwartung und auch erhöhter Suizidgefährdung einhergeht. Der Begriff leichte Depression ist sehr irreführend.

Oftmals vergeht leider sehr viel Zeit, bis die Menschen erkennen, dass sie erkrankt sind. Hinzu kommt, dass das Hilfe-Suchverhalten dadurch behindert ist, dass sie sich selbst die Schuld geben, dass sie sich schämen und hoffnungslos sind. Das ist eingebaut in die Depression. Sie glauben, ihnen könne sowieso niemand helfen.

Eine Depression ist mehr als eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände.

Wie sollte behandelt werden? Die beiden Hauptbehandlungssäulen sind Antidepressiva und die Psychotherapie. Weitere in den Behandlungsleitlinien genannten Ansätze sind beispielsweise Hirnstimulationsverfahren, Lichttherapie oder therapeutischer Schlafentzug: 60 Prozent der depressiv Erkrankten, die während der Nacht wach geblieben sind, erleben zu ihrer Überraschung, wie am Morgen die Depression abklingt. Allerdings geht der Effekt nach dem Schlaf in der darauffolgenden Nacht wieder zurück. Schlafentzug wird im Rahmen stationärer Behandlungen angeboten. Anlaufstellen für depressiv Erkrankte sind die Fachärzte, verkürzt gesagt die Psychiater. Weiter die Psychologischen Psychotherapeuten und die Hausärzte. Dass Letztere auch für Depressionen zuständig sind, ist manchmal nicht bekannt. Die meisten ambulant versorgten depressiv Erkrankten werden vom Hausarzt behandelt, wobei hier die Wartezeiten kürzer als bei Fachärzten und Psychologischen Psychotherapeuten sind. Vergleicht man die Wirksamkeit einer Behandlung mit Psychotherapie und einer offenen Behandlung mit Antidepressiva, dann ist nach Meta-Analysen die Behandlung mit Medikamenten rascher und etwas stärker wirksam. Allerdings wirken diese nicht so schnell wie Schlafmittel oder Schmerzmittel. Nach zwei Wochen sollte man aber zumindest eine kleine Verbesserung merken. Spricht das erste Antidepressivum nicht an, gibt es weitere Schritte wie Dosisanpassung oder Kombinationsbehandlungen. Bei der großen Mehrheit der Betroffenen gelingt es, die depressive Episode zum Abklingen zu bringen und das Risiko von Rückfällen deutlich zu reduzieren.

Was raten Sie Angehörigen? Sich zu informieren, ist das Wichtigste, zum Beispiel auf www.deutsche-depressionshilfe.de. Erst wenn man versteht, dass Depression eine eigenständige Erkrankung ist, wird man Verständnis entwickeln können. Auch dafür, dass man als Angehöriger nicht für die Heilung zuständig ist. Für den Erkrankten ist es sehr wichtig, dass er jemanden an der Seite hat. Der ihn motiviert, sich Hilfe zu holen, die Behandlung durchzuhalten oder der einfach geduldig da ist.

Factbox

Im Jahr 2023 verstarben in Deutschland über 10.000 Menschen Menschen durch Suizid. Damit mehr als im Straßenverkehr, durch Drogen oder AIDS. Ca. 90 Prozent der Suizide passieren vor dem Hintergrund einer psychiatrischen Erkrankung und am häufigsten aufgrund einer unzureichend behandelten Depression. Quelle: Todesursachenstatistik 2023, Statistisches Bundesamt über Stiftung Deutsche Depressionshilfe

9. Mai 2025

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Lifestyle

Sommer auf der Haut

In der warmen Jahreszeit läuft die Talgproduktion durch das viele Schwitzen auf Hochtouren. Deshalb sollte die Hautpflege im Sommer vor allem auf Feuchtigkeit setzen. Statt fetthaltigen Cremes empfiehlt sich der Griff zu leichten, hydratisierenden Körperpflegelotionen auf Wasserbasis. Vor allem nach einem ausgiebigen Sonnenbad sollte die Haut mit feuchtigkeitsspendender, kühlender Pflege unterstützt werden. Produkte mit Antioxidantien wie Vitamin C und E schützen das größte Organ des Menschen vor oxidativem Stress, der beispielsweise durch UV-Strahlung ausgelöst wird. Apropos: Sonnenschutz ist natürlich das A und O während dieser Jahreszeit, um Hautkrebs, Hyperpigmentierung oder vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen. Ein gut formulierter Sonnenschutz mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 schützt die Haut vor den gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen, während pflegende Wirkstoffe hydratisieren und die Hautbarriere stärken. Damit die Poren nicht verstopfen, sollte der Sonnenschutz nicht komedogen sein. Vorsicht ist im Sommer auch vor Produkten mit Fruchtsäure geboten, da diese in der Kombination mit Sonne die Entstehung von Pigmentflecken begünstigen. Bei chemischen Peelings also besser zu BHA- oder PHA-Produkten greifen – oder gleich zu mechanischen. Wichtig bei Peelings in den Sommermonaten: besser abends als morgens anwenden und die Einwirkzeit auf die Hälfte reduzieren. Auch die Reinigung der Haut sollte im Sommer sanft angegangen werden – insbesondere, bei mehrmals täglichem Duschen. Hier empfehlen sich milde Duschgels – oder noch besser Duschöle – mit kühlenden Inhaltsstoffen wie Minze, Kampher oder Menthol. Last but not least: Neben feuchtigkeitsspendenden Pflegeprodukten sollte die Haut auch von Innen mit ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßtem Tee versorgt werden. >Wichtig bei Peelings in den Sommermonaten: besser abends als morgens anwenden und die Einwirkzeit auf die Hälfte reduzieren. Auch die Reinigung der Haut sollte im Sommer sanft angegangen werden – insbesondere, bei mehrmals täglichem Duschen.

9. Mai 2025

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Gesundheit

3 Hautkrankheiten: Akne, Psoriasis, Neurodermitis

**Akne – pubertäre Pustel** Circa 80 Prozent aller Jugendlichen leiden in der Pubertät unter hormonell bedingten, entzündlichen Hautveränderungen. Acne vulgaris (Akne) ist die häufigste Hautkrankheit in dieser Altersgruppe. Doch auch Erwachsene können vermehrt Pickel, Mitesser oder Pusteln im Gesicht oder am Oberkörper entwickeln. So spielen auch genetische und psychische Faktoren bei der nicht ansteckenden Hautkrankheit eine Rolle. Meist produzieren die Talgdrüsen aufgrund übermäßig erzeugter männlicher Hormone zu viel Talg. Zusätzlich ist bei der Acne vulgaris die Verhornung der Haut im Bereich der Talgdrüsen gestört. Mediziner unterscheiden zwischen entzündlicher und nicht-entzündlicher Akne mit leichter, mittelschwerer oder schwerer Ausprägung. Neben den Pusteln kann die Hautkrankheit auch Narben und gravierendes psychisches Leid verursachen – insbesondere in einer so vulnerablen Zeit wie der Pubertät. Es existieren verschiedene Therapieformen für die unterschiedlichen Ausprägungen. Kleinster, gemeinsamer Nenner ist die Verwendung seifenfreier Reinigungsprodukte sowie „nicht komedogener“ Pflegeprodukte. Darüber hinaus können rezeptfreie Wirkstoffe wie Benzoylperoxid (BPO) und Salicylsäure zum Einsatz kommen, welche entzündungshemmend und hornlösend wirken. Eine ähnliche Wirkung besitzt auch verschreibungspflichtige Azelainsäure. Bei schwerer Akne kommen rezeptpflichtige Retinoide in Cremes, Gels oder Lösungen ins Spiel, unter Umständen auch in der Kombination mit äußerlich oder innerlich angewendeter Antibiotika. ![pexels-karolina-grabowska- -Online.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/pexels_karolina_grabowska_Online_2960ae0a8d.jpg) **Neurodermitis – juckender Hautausschlag** Ungefähr 10 bis 20 Prozent aller Kinder und geschätzte zwei bis fünf Prozent aller Erwachsenen leiden unter der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. 30 bis 40 Prozent davon haben eine allergische Form der Neurodermitis. Betroffene laborieren mit stark juckendem Hautausschlag an verschiedenen Körperstellen. Der Grund: eine durch Entzündungsreaktionen gestörte Hautflora mit einer beeinträchtigten Schutzfunktion der Hornschicht. Neurodermitis tritt oft bereits in den ersten beiden Lebensjahren auf, wobei sie sich dann meist relativ schnell auswächst. Spätere Erkrankungen sind in der Regel hartnäckiger. Manchmal kehrt die Neurodermitis auch im Erwachsenenalter zurück, Ersterkrankungen in diesem Alter sind eher selten. Die Ursache dieser Erkrankung ist noch unbekannt – es werden mehrere, begünstigende Faktoren vermutet. Neben den bereits erwähnten Allergien spielen wohl auch erbliche Veranlagung, Umweltverschmutzung oder übertriebene Hygiene eine Rolle. Neurodermitis verläuft meist in Schüben, ausgelöst durch Stress, Infektionen, Textilien sowie schwüle oder kalte Temperaturen. Auch Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel können die Schübe triggern. Durch Vermeidung dieser Trigger und einer sorgfältigen Hautpflege mit rückfettenden, feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukten lässt sich das chronische Leiden meist gut in den Griff bekommen. Bei akuten Schüben hat sich Kortison – als Bestandteil von Cremes oder auch in Tablettenform – gut bewährt. Auch Lichttherapie oder Medikamente können die Entzündungen wirksam lindern. ![pexels-shvets-production-9774600 online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_shvets_production_9774600_online_c1acae3aae.jpg) **Psoriasis – schuppige Autoimmunreaktion** Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung. Es gibt verschiedene Formen, wobei Psoriasis vulgaris mit 80 Prozent die häufigste darstellt. Das überaktive Immunsystem setzt vermehrt bestimmte Botenstoffe frei, die verschiedene Entzündungsreaktionen auslösen. Die Haut rötet sich und bildet weiße Schuppen. Typische Stellen sind neben Ellbogen und Knie auch Kopf und Rücken. Bei einer stärker ausgeprägten Schuppenflechte oder einem Schub können die betroffenen Hautpartien auch stark jucken. Schuppenflechte ist vor allem genetisch bedingt, doch gelten Übergewicht, Alkohol und Rauchen als weitere Risikofaktoren. Die Hautkrankheit ist nicht heilbar und lässt sich auch nicht vorbeugen. Aber es gibt verschiedene wirksame Behandlungen, welche Schübe abmildern und das Abheilen beschleunigen können. Als Basistherapie gilt die Pflege der veränderten Hautareale mit rückfettenden Cremes, Salben oder Lotionen, um die Haut geschmeidig zu halten und den Juckreiz zu lindern. Wirkstoffe wie Urea oder Salicylsäure unterstützen die Hautbarriere. Auch Kortison und synthetische Medikamente, welche die Wirkung von natürlichem Vitamin D im Körper imitieren (Vitamin-D3-Analoga) kommen bei leichten Formen zum Einsatz. Mittelschwere oder schwere Schuppenflechte wird oft mit Lichttherapie oder Medikamenten wie Methotrexat, Apremilast oder Ciclosporin behandelt. Auch sogenannte Biologika hemmen die Abwehrreaktionen des Immunsystems und unterbrechen den Entzündungsprozess.