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14. Mär 2022

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Gesundheit

Regina Halmich: „Gehen Sie zur Krebsvorsorge!“

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse

Boxweltmeisterin Regina Halmich ist Botschafterin von Pink Ribbon. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, dass Frauen auf sich und ihren Körper achten – und rät dringend dazu, regelmäßig Vorsorgetermine wahrzunehmen.

Jahrelang besiegte Regina Halmich ihre Gegnerinnen mit ihren blitzschnellen und stahlharten Schlägen im Ring, zwölf Jahre war sie ungeschlagene Boxweltmeisterin. Heute kämpft sie mit Worten, warnt, ermutigt und klärt auf. Den Gegnern, denen sie heute den Kampf angesagt hat, sind nicht sichtbar und kampfbereit im Ring. Diese Widersacher versuchen, sich zu verstecken: Im Inneren des Körpers, oft in der Brust – als still und unbemerkt vor sich hin wuchernde Krebszellen. Mehr als 70.000 Frauen erhalten jedes Jahr in Deutschland die Diagnose Brustkrebs, zusätzlich wird bei mehr als 6.000 Frauen ein in situ-Tumor, die Vorstufe zu Brustkrebs, diagnostiziert. Brustkrebs trifft zwar überproportional viele Frauen ab Mitte 60, in fünf von hundert Fällen sind die Betroffenen jedoch erst in ihren Zwanzigern. Über 17.900 Frauen fallen Brustkrebs jedes Jahr zum Opfer. Die Erkrankung ist nicht nur körperlich, sondern auch seelisch extrem belastend, Familie, Freunde und Nachbarn sind mit betroffen und leiden mit.

„Zum ersten Mal kam ich mit Brustkrebs in Berührung, als eine langj hrige, sehr gute Freundin daran erkrankte“, erzählt Regina Halmich. „Ich habe von Anfang an von der Erkrankung gewusst, sie tagtäglich erlebt. Diese emotionale Berg- und Talfahrt mitzuerleben ist auch für Außenstehende sehr hart und verdient meinen absoluten Respekt.“ Diese Freundin sollte nicht die einzige Betroffene in Regina Halmichs Umfeld bleiben. Ganz gleich, ob eine Frau still und zurückgezogen lebt oder eine vitale, dynamische Fernsehmoderatorin ist, der Krebs macht keine Unterschiede, er kann sich in der Brust einer jeden Frau ausbreiten.

Auch ihre Freundin Tanja Bülter, Moderatorin bei RTL, bekam die Schock-Diagnose. Sie hatte beim Abtasten unter der Dusche eine Veränderung gefühlt, einen Knoten, der vorher noch nicht dort war, und ein Buch über ihren Kampf gegen den Krebs geschrieben. Die Moderatorin Sonya Kraus ist nun ebenfalls betroffen. Sie nennt ihren Tumor in gewohnt witziger und schlagfertiger Manier „Karl Arsch“. Gibt es denn tatsächlich mehr Fälle als früher?

„In jedem Fall ist das Thema präsenter geworden – und das ist ja genau das, was ich als eine der Pink Ribbon Botschafterinnen bezwecken möchte“, sagt Regina Halmich. „Und dass man darüber spricht, und zwar nicht nur im „Pink Oktober“, dem Brustkrebsmonat. Auch wenn viele Lifestylemagazine das Thema meiden, weil es so unsexy ist, zeigt sich eine positive Entwicklung: Immer mehr Frauen gehen zur Vorsorge! Die Botschaft: ‚Brustkrebs ist heilbar, wenn er nur früh genug erkannt wird‘ kommt ganz klar an!“

Das häufigste Symptom, einen Knoten, erkennt man selber beim Abtasten der Brust. Auch Schwellungen in der Achselhöhle, Veränderungen der Brustwarze, der Brustgröße und der Haut der Brust können auf einen Tumor hinweisen und sollten schnellstmöglich von ärztlicher Seite abgeklärt werden. Genetische Vorbelastung wirken wie die Einflüsse des Lebens auf die Gesundheit. Doch auch wer ganz vorbildlich lebt, hat keine Garantie, sein Leben lang gesund zu bleiben.

„Alle Krebspatientinnen haben mir erzählt, wie wichtig in diesem Fall der Rückhalt von Familie und guten Freunden ist“, sagt die Box-Queen. „Nach einer solchen Diagnose leben die Frauen viel bewusster und achten viel mehr auf sich.“ Hilfreich sei dabei, nicht alles zu verteufeln. Den Krebs nicht als Feind, sondern als Herausforderung zu betrachten. Sich die Lebensfreude zu erhalten, auch wenn immer wieder Rückschläge erlitten werden. Regina Halmich ist auch deshalb die ideale Pink Ribbon Botschafterin, weil sie selber in ihrer Karriere immer wieder aufgestanden ist. Keine weiß so gut wie sie, wie man sich immer wieder motiviert. Deshalb arbeitet sie auch als Motivationscoach. „Das Boxen ist ein wichtiger Teil meines Ichs. Die Nachfrage ist sehr groß, denn die Leute wollen meine Geschichte hören: Wie ich es geschafft habe, nach Niederlagen wieder aufzustehen und mich erfolgreich durchzuboxen. In einer Männerdomäne wahr- und ernst genommen zu werden – und so viele Jahre lang zur Weltklasse zu gehören.“ Diese mentale Stärke und Grundeinstellung aus Disziplin und Fairness, die weltweit im Hochleistungssport gilt, die möchte Regina Halmich den Teilnehmern ihrer Coachingkurse wie auch den vielen an Brustkrebs erkrankten Frauen weitergeben.

Sie hat auch oft vor reinen Frauengruppen gesprochen und wünscht sich, dass Frauen aufh ren, sich ständig infrage zu stellen. „Selbstbewusster werden! Sich nicht ständig entschuldigen! Auf Können zu bauen – aber auch auf das Bauchgefühl zu hören!“ Der Ruhm der Ex-Boxweltmeisterin ist nach wie vor ungebrochen: Sie ist die erste Deutsche und weltweit erst die fünfte Frau, die in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen wird. Die offizielle Einweihungszeremonie soll im Juni 2022 auf dem Gelände des Hall of Fame Museums in Canastota, New York, stattfinden. Wir sehen Regina Halmich förmlich strahlen über diese riesige Anerkennung.

Wir freuen uns mit ihr – und rufen dann schnell in der Gynäkologischen Praxis an, um einen Vorsorgetermin zu machen.