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13. Dez 2023

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Gesundheit

Schreibtischtäter: Das Sitzen als Auslöser von Rückenschmerzen

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Presse

Roland Liebscher-Bracht gehört zu den Top-Rückenschmerz-Spezialisten. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was man gegen, durch Büroarbeit bedingte, Rückenschmerzen tun kann.

Herr Liebscher-Bracht, sind Rückenschmerzen Ihrer Auffassung nach ein unvermeidbares Schicksal?

Auf keinen Fall. Weder in jungen Jahren, noch im hohen Alter muss man Rückenprobleme einfach so hinnehmen. Bei 85 bis 90 Prozent der Fälle handelt es sich übrigens um unspezifische Rückenschmerzen, die aufgrund von Muskelverspannungen, Fehlhaltungen, Reizung, Überdehnung oder Verhärtung entstehen. Schmerzen bedeuten somit nicht unbedingt, dass etwas im Körper kaputt ist. Vielmehr signalisieren sie uns meistens, dass wir etwas in unserem Alltag und in unserem eingeschränkten Bewegungsablauf ändern müssen.

 

Woran liegt es, dass Menschen, die einer überwiegend sitzenden Tätigkeit nachgehen, so häufig Rückenschmerzen haben?

Beim Sitzen befindet sich das Hüftgelenk in einer 90-Grad-Beugung. Die Faszien und Muskeln nehmen diese Beugung immer mehr an, dadurch erfahren sie so gut wie keine Dehnung mehr und verkürzen. Das ist das Grundübel. Hauptproblem ist jedoch, dass die wenigsten Menschen die ungesunde Beugung und die daraus resultierende Verkürzung konsequent ausgleichen. Dabei ist es so einfach. Eine Folge ist, dass das viele Sitzen dann zum Auslöser von Rückenschmerzen werden kann – eine Entwicklung, die das Home-Office mit dem damit verbundenen, vielen Sitzen nicht unbedingt besser gemacht hat.

 

Was konkret empfehlen Sie „Scheibtischtätern“ also?

Unserer Erfahrung nach reicht es, die folgenden zwei Übungen dreimal pro Tag jeweils zwei Minuten auszuführen. Für die erste Übung einfach die Hände auf das untere Gesäß, also die unteren Pobacken, legen. Dann die Leiste nach vorn kippen, Bauchnabel einziehen – und das Becken und den Rumpf so weit es geht nach hinten überstrecken. Das kann vielleicht zunehmend wehtun. Überstrecken Sie vorsichtig so weit, wie es geht – und fixieren Sie dabei gern einen Punkt an der Wand. Diese Hauptübung erinnert den Körper daran, die Muskeln wieder lang zu ziehen.

 

Und wie sieht die zweite Übung aus?

Nach der gezielten Überstreckung beugen Sie den Oberkörper nach vorn und lassen ihn so tief wie möglich hängen, dadurch werden die Rückenmuskeln gedehnt. Die Knie sollten dabei idealerweise durchgestreckt sein. Sie werden dann schnell merken, wie das ungute Gefühl im tiefen Rücken quasi aus dem Körper rausgezogen wird. Grundsätzlich sind beide Übungen dazu geeignet, Rückenschmerzen nicht nur loszuwerden, sondern auch vorzubeugen.

 

Welche Art von Büromöbeln finden Sie hilfreich?

Menschen, die mit Rückenscherzen konfrontiert sind, kann das Arbeiten an einem höhenverstellbaren Schreibtisch entlasten. Häufiger mal die Position zu wechseln und stundenweise auch im Stehen zu arbeiten, erachte ich als sehr sinnvoll.

 

Haben Sie noch weitere Tipps und Hinweise?

Unterbrechen Sie die Arbeit am Schreibtisch und gehen Sie zwischendurch immer wieder ein paar Schritte, das entspannt. Und machen Sie die von mir beschrieben Übungen regelmäßig. Sie werden sehen: Schon nach ein bis zwei Tagen lassen Rückenschmerzen dann oft schon nach.

 

Der Bestseller-Autor und Youtuber Roland Liebscher-Bracht hat gemeinsam mit seiner Frau, Dr. med. Petra Bracht, eine eigenständige Schmerztherapie entwickelt, die mit passenden Übungen direkt an der Ursache der meisten Schmerzen ansetzt und Bewegung ins Leben Betroffener bringt. Weitere Infos: www.liebscher-bracht.com

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wertvolle Familiengesundheit – Ein Beitrag von Dr. Klaus Zeh, Präsident des Deutschen Familienverbandes e. V.

Gesundheit ist mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Seit den letzten globalen Krisen und Ereignissen sind Familien, insbesondere ihre jüngsten Mitglieder, körperlich und psychisch stark unter Mitleidenschaft gezogen. Eltern und Kinder geraten immer wieder an die Grenzen ihrer gesundheitlichen Belastbarkeit. Manchmal reicht bereits der Alltag aus, um Stressfaktoren überhandnehmen zu lassen. Die Gesundheit von Familien ist jedoch nicht nur ihre persönliche Angelegenheit, sondern grundlegend für das Wohl der gesamten Gesellschaft. Dass es den Kindern gut geht, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – der Eltern an sich natürlich, aber auch der Politik, die die Leitplanken für eine gute Vor- und Nachsorge stellen muss. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheitsvorsorge, damit Eltern und Kinder durch Belastungen gar nicht erst ernsthaft krank werden. Ein sehr gutes Beispiel solcher Vorsorgeeinrichtungen sind die Mutter-Kind-/Vater-Kind-Kuren, die eine Pflichtleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung darstellen, leider aber immer noch nicht alle kurbedürftigen Eltern erreichen. Ein wesentlicher Grund ist, dass die Kurprogramme bei Eltern schlichtweg nicht bekannt sind. Hier sollte es uns ein großes Anliegen sein, diese wichtige Komponente des Gesundheitsschutzes unter den Eltern deutlich geläufiger zu machen. Die Möglichkeiten, präventiv oder gesundheitsfördernd zu wirken, sind in der Tat vielfältig: Workshops zu gesunder Ernährung sowie Bewegung oder zur Stressbewältigung. Kochkurse, Sportprogramme, Schulungen zur Unfallverhütung im Haushalt und viele mehr ergänzen die Vorsorgevielfalt. Hilfreich ist, wenn sie die Bedürfnisse von Familien berücksichtigen. Doch in der Verantwortung stehen Eltern selbst. Bei ihnen fängt Familiengesundheit überhaupt erst an. Dazu gehört die Weitergabe von gesunden Lebensgewohnheiten genauso wie die emotionale Unterstützung. Keine noch so gute Vor- und Nachsorgemaßnahme genügt, wenn sich Familien nicht darauf verlassen können, dass sie sie im Bedarfsfall auch erhalten. Es ist daher unabdingbar, dass die Finanzierung von Angeboten sichergestellt ist. Auch, wenn die Diskussionen um die Geldmittel in diesen Tagen intensiv geführt werden, muss die Familiengesundheit unserer Gesellschaft einiges Wert sein. Hier zu sparen, bedeutet an der Gesundheit zu sparen. Ein falscher Ansatz! Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie. Daher ist auch die Frage relevant: Was können Familien selbst für die Gesundheit tun? Darauf erhalten Sie in diesem Heft Tipps, Hintergrundinformationen und vielfältige Anregungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Wert von gegenseitiger Unterstützung, von gemeinsam verbrachter Zeit und einem harmonischen Familienleben, um das Wohlbefinden aller Familienmitglieder zu fördern. >Für das körperliche und seelische Wohlbefinden ihrer Liebsten engagieren sich Familienmitglieder zuallererst selbst. Sie informieren sich, beugen vor, unterstützen hilfsbedürftige Angehörige und bilden auch starke Unterstützungsnetzwerke außerhalb der Familie.