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27. Jun 2024

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Steril mit Stil

Journalist: Jakob Bratsch

Sobald die Narkose Wirkung zeigt, beginnt für die Chirurg:innen die Arbeit. Jeder Handgriff muss sitzen, denn je kürzer eine Operation dauert, desto besser ist das für die Patient:innen. Um dies zu erreichen, werden orthopädische Eingriffe und insbesondere die Auswahl und Ausrichtung von Prothesen vorab am PC geplant.

Der Klinikalltag ist streng getaktet; Menschen sind hingegen individuell und jede Operation verläuft anders. Eine präzise Planung ist daher essenziell. Es bedarf Lösungen, die sich nahtlos in den Klinikalltag integrieren lassen, um bei der Planung und Durchführung von Operationen bestmöglich zu unterstützen. Die Lösung in Form einer Software stellt das in Landshut ansässige Unternehmen mediCAD Hectet bereit. „Zu allem, was wir entwickeln, sind wir immer im Austausch mit Fachleuten aus der orthopädischen Chirurgie“, erzählt Eric Erdmann, Entwicklungsleiter bei mediCAD Hectec.

Mit mediCAD 3D existiert bereits ein dreidimensionales Planungstool, dessen Einsatz im OP-Saal jedoch oft schwierig ist. „Manche drucken sich die Planung aus und hängen sie im OP-Saal auf. Aber der menschliche Körper ist etwas komplexer als das, was auf ein DIN-A3 Blatt passt“, sagt Product Manager David Würdinger. Obwohl OP-Monitore vorhanden sind erfordert deren Bedienung, dass die Chirurg:innen den Patienten verlassen, Handschuhe ausziehen, den PC bedienen, die Planung ansehen und dann neue sterile Handschuhe anziehen müssen, um weiterzumachen. Dies ist umständlich und zeitaufwendig.

HoloLens 2 macht OP-Planung intraoperativ nutzbar

„Wer einmal in einer OP die HoloLens 2 getragen hat, sieht das als echten Game-Changer. Sie haben die Planungsbilder im 1:1 Maßstab, genau wie der Patient vor ihnen liegt, dreidimensional vor Augen“, erzählt Eric Erdmann von Gesprächen mit Ärzt:innen, die die Lösung bereits nutzen. „Sie können in Gewebe- und Knochenstrukturen hineinzoomen, jede Schicht einzeln ansehen und die Ansicht um jede beliebige Achse drehen.“ Das alles passiert steril, denn die Bedienung funktioniert über Sprach- und Gestensteuerung. „Wir planen unsere Lösungen so, dass sie nahtlos in den Workflow von Kliniken eingebunden werden können. Mit mediCAD MR und HoloLens 2 ist uns das gelungen“, resümiert David Würdinger.

Ein neues Feature, das seit Kurzem zur Verfügung steht, ist die Remote-Zuschaltung. Personen mit entsprechendem Zugang können live und in der First-Person-Ansicht die Bilder mitverfolgen, die HoloLens 2 aus dem OP streamt. Es ist auch möglich, mit den operierenden Ärzt:innen zu kommunizieren. Viel Potenzial bietet die Lösung daher auch für die Ausbildung angehender Chirurg:innen. Gerade spezielle und damit seltene Operationen lassen sich mit mediCAD MR aufzeichnen. Studierende können so die Operation im Nachgang Schritt für Schritt mit ihren Lehrkräften durchsprechen.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.