14. Dez 2022
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Gesundheit
Journalist: Jakob Bratsch
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Foto: Presse/ZTG
Lange gekämpft – nun ist es möglich: Patient:innen mit Herzinsuffizienz profitieren seit Anfang 2022 in Deutschland von den Möglichkeiten des Telemonitorings. Die medizinische Leistung ist abrechenbar. Patient:innen können die zeit- und ortsunabhängige medizinische Begleitung nutzen, wodurch sich Probleme frühzeitiger erkennen und Maßnahmen individuell einleiten lassen.
Ein Schritt in die richtige Richtung, aber hoffentlich erst der Beginn, findet Rainer Beckers. Er ist Geschäftsführer der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH, die mit Förderung des Landes Start-Ups und andere Akteur:innen in Nordrhein-Westfalen zu digitalen Fragen im Gesundheitswesen berät. Telemonitoring ist hier ein großes Thema seit vielen Jahren. Der Nutzen groß, der Weg in die Regelversorgung aber steinig.
Beim neuen telemedizinischen Angebot im Bereich Herzinsuffizienz arbeiten ein primär behandelnder Arzt (z. B. Hausärzte, Kardiologen) und ein telemedizinisches Zentrum zusammen. Telemonitoring ermöglicht die kontinuierliche Erfassung verschiedener Vitalparameter und damit eine lückenlose Betreuung. Implantierte kardiale Aggregate, z. B. Defibrillatoren, oder externe Geräte wie Waage, EKG- und Blutdruckmessgerät messen Gewicht, Blutdruck, Herzaktion und erfassen Informationen zum allgemeinen Gesundheitszustand. Im Bedarfsfall lässt sich zeitnah reagieren.
Auch für Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen wie Asthma oder Diabetes kann Telemonitoring den Alltag erleichtern. Je nachdem, wie instabil der Verlauf der Krankheit ist, bedarf es häufiger Arztbesuche, um risikoreiche Entgleisungen rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. Doch gesundheitsrelevante Werte äußern sich nicht jeden Tag gleich. Beim Telemonitoring können Patient:innen selbstständig relevante Parameter über mobile, nutzerfreundlich gestaltete Geräte und Apps messen – genau dort, wo sie gerade sind: zu Hause, bei der Arbeit, im Urlaub.
„Telemonitoring kann auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus helfen, den Heilungsverlauf engmaschig zu kontrollieren. Für viele Patient:innen bedeutet dies Sicherheit und kann, insbesondere in ländlichen Gebieten, den Alltag erleichtern. Sterblichkeit, Krankenhausaufenthalte, Notarzteinsätze und vermeidbare Arztbesuche nehmen ab“, erklärt Rainer Beckers.
Damit solcherlei telemedizinische Möglichkeiten zu den Patient:innen gelangen, braucht es Netzwerke und Expertise. „Hier besteht noch viel Informationsbedarf“, meint Beckers. „Von Unternehmensseite erreichen uns viele Fragen zu Finanzierungsmöglichkeiten oder zum Markteintritt. Genau hier setzen wir als ZTG an. Wir vernetzen, beraten und bringen die richtigen Akteur:innen für das jeweilige Vorhaben an einen Tisch.“ Gerade beim Telemonitoring ist noch viel zu tun. Patient:innen sollten besser über ihre medizinischen Betreuungsmöglichkeiten in diesem Bereich Bescheid wissen und auch Ärzt:innen darin geschult sein, selbstverständlicher damit zu arbeiten. Nur dann entfalten Innovationen einen absoluten Mehrwert für die Versorgung.