Eine Frau die sich den Bauch vor Schmerzen hält

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13. Mär 2024

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Gesundheit

Um zu genesen muss man positiv denken – mit Philipp Stehler

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Shora Shimazaki/pexels und Presse

Philipp Stehler ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Er nutzt seine Reichweite auf Instagram, um über seine Erkrankung Colitis Ulcerosa aufzuklären. Denn sehr viele Menschen sind davon betroffen.

Philipp Stehlers Buchcover "Mein Darm ist kein Arsch"Philipp Stehlers Buchcover "Mein Darm ist kein Arsch"

Philipp, du bist Polizist und Reality-TV-Schauspieler – und leidest an Colitis Ulcerosa. Wann und wie hast du bemerkt, dass mit deinem Darm vielleicht irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte?

In der Blüte meines Lebens, nach dem Abi, habe ich die Ausbildung zum Bundespolizisten begonnen. Ich machte viel Kraftsport, aß viel Eiweiß, war aber auch gestresst, hatte Heimweh – und auffälligen Stuhl und häufig Durchfall. Weil ich aber so jung und durchtrainiert war, haben die Ärzte das immer abgetan, und ich habe Laktoseintoleranz vermutet. Nach Blut im Stuhl wurde nach einer Darmspiegelung Colitis Ulcerosa im Anfangsstadium festgestellt, ich bekam ein Dauermedikament verschrieben, um die Entzündungen im Darm zu lindern. Ich dachte, dann ist ja jetzt alles gut! Das war der große Fehler, denn es wurde immer schlimmer. Kein einziger Arzt hat das Thema Ernährung in Betracht gezogen. Hätte ich mich nicht selbst informiert, hätte mich die Krankheit sonst wahrscheinlich das Leben gekostet. Das Heimtückische an der Krankheit ist nämlich auch, dass sie in Schüben auftritt und dazwischen vermeintlich alles okay ist.

Wie entsteht Colitis Ulcerosa, was sind Trigger?

Es ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Ursachen noch nicht erforscht sind, die vor allen in Kulturen mit westlicher Ernährung vorkommt. Dinge wie Fleisch, Milch und Käse können entzündliche Reaktionen im Darm auslösen, die chronisch werden, wenn man sie nicht behandelt. Sehr viele Menschen leiden darunter, die Dunkelziffer ist extrem hoch. Auf Instagram habe ich Abertausende Zuschriften von verzweifelten Menschen bekommen. Da die Bereitschaft darüber zu sprechen, so gering ist, habe ich ein Buch geschrieben: Mein Darm ist kein Arsch. Heute weiß ich, dass außerdem Stress ein großer Trigger ist.

Wie hat sich die Operation mit der Legung eines künstlichen Ausgangs auf dein Selbstwertgefühl ausgewirkt?

Nachdem mein Dickdarm rausgenommen wurde, fand man auch in Dünndarm und Speiseröhre Entzündungen. 2019 musste dann eine Not-OP vorgenommen werden, denn mein Darm war mittlerweile so durchlässig, dass Giftstoffe ins Blut gelangt sind. Nach der OP habe ich dann langsam diese Entwicklung durchgemacht, den künstlichen Ausgang als meine Rettung zu sehen und nicht als Last. Das ist anfangs ungewohnt und merkwürdig, aber hilft eben einfach dabei, zu gesunden. Schritt für Schritt habe ich mich zurückgekämpft. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich entzündungsfrei war und wieder operiert werden konnte. Die Rückverlegung war ein großes Ding!

Ernährung, Sport, Sozialleben, Intimität, Reisen – gibt es Einschränkungen oder kannst du das Meiste machen?

Mittlerweile habe ich keine Einschränkungen mehr, nur Scharfes und zu viel Rohkost kann ich nicht essen, und ich ernähre mich vegan. Meine Frau Vanessa hat eine enorm wichtige Rolle bei meiner Heilung gespielt, denn sie zeigt mir täglich, dass mein Leben aus so viel mehr besteht als nur aus einer Darmerkrankung. Und seit acht Monaten bin ich Papa! Ganz wichtig: Heilung beginnt immer bei sich selbst, du allein steuerst es, ob du heilst.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.