Ampullen mit Blut

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13. Mär 2024

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Gesundheit

Wenn die Blutbildung gestört ist

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Karolina Grabowska/pexels

Neue Therapieansätze tragen dazu bei, die einzelnen Varianten der Leukämie (Blutkrebs) besser zu behandeln.

Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Blässe, Fieber, extreme Müdigkeit, Schmerzen oder häufige Infektionen: Das können typische Symptome einer Leukämie sein. Der Begriff steht für eine ganze Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, aus dem Griechischen übersetzt bedeutet er „weißes Blut“. Im Vergleich zu anderen Krebsarten wie etwa Brust- oder Prostatakrebs sind Leukämien eher selten. Pro Jahr erkranken in Deutschland knapp 14.000 Menschen daran, am häufigsten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, etwa vier Prozent der Patienten sind Kinder unter 15 Jahren. In puncto Häufigkeit, Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Heilungsaussichten sind die diversen Leukämieformen alles andere als identisch. Je nach Art der weißen Blutkörperchen, aus denen die Leukämiezellen hervorgehen, wird zwischen myeloischen und lymphatischen Leukämien unterschieden. Von beiden Leukämiearten gibt es akute und chronische verlaufende Formen. Die sich normalerweise sehr rasch entwickelnde, akute Leukämie geht meistens mit schweren Krankheitssymptomen einher und muss daher umgehend behandelt werden. Chronische Leukämien verlaufen in der Regel eher schleichend. Werden sie entdeckt, sind sie meistens schon recht fortgeschritten.

Weil die Leukämiezellen über das Blut in den ganzen Körper gelangen, können sie unter anderem auch das Nervensystem und innere Organe befallen und schädigen. Zu der Diagnose Leukämie kommt es, wenn Ärztinnen und Ärzte auffällige Veränderungen im Blut und Knochenmark feststellen. Je nach Leukämieform und Beschwerden können weitere Untersuchungen nötig sein, zum Beispiel bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Kernspintomographie oder Computertomographie (CT). Wie die Leukämie dann behandelt wird, hängt von der Leukämie-Art und vom Krankheitsverlauf ab. An Leukämie erkrankte Personen profitieren jedoch davon, dass sich die Behandlung in den letzten Jahrzehnten grundlegend verbessert hat. Individuell angepasste und zielgerichtete Krebstherapien (Targeted therapies) sowie neue Wege der Früherkennung verbessern Heilungschancen und belasten die Lebensqualität der Patienten meist weniger als frühere Behandlungsarten. Zudem tragen sie dazu bei, die Krebserkrankungen unter Kontrolle zu behalten und Betroffene zu einem deutlich längeren (Über-)leben zu verhelfen. Die moderne und innovative CAR-T-Zelltherapie beispielsweise ist eine sogenannte Immuntherapie, die der Bekämpfung einiger aggressiver Blutkrebserkrankungen eingesetzt wird.

Dabei werden patienteneigene Immunzellen so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und zerstören. Daneben stellen Kombinationstherapien mittlerweile eine feste Säule in der Therapie dar. Auch im Bereich der Diagnostik gab es vor allem seit den frühen 2000er-Jahren Innovationen, die die Arzneimitteltherapie vorangetrieben haben. Dank CT können Diagnosen in einem früheren Stadium gestellt werden. Und die immunhistologische Untersuchung ermöglicht es, Merkmale von Tumorzellen genauer zu untersuchen, sodass sie gezielter behandelt werden können. Die Behandlung bestimmter Blutkrebserkrankungen ist teilweise nur in spezialisierten Zentren möglich. Daher ist es sinnvoll, sich beim Onkologen diesbezüglich ausführlich beraten zu lassen.

27. Jun 2025

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Gesundheit

Kleine Firmen, große Wirkung: Wie EBPs die Pharmabranche revolutionieren – mit Dr. Merle Fuchs

![MerleFuchs_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Merle_Fuchs_online_4afdaa8866.jpg) ```Dr. Merle Fuchs (PhD), Managing Partner & CEO, PRAMOMOLECULAR GmbH``` Die USA, Deutschland und die Schweiz bleiben führend bei innovativen, patentgeschützten Medikamenten, während Indien und China den Markt für Generika dominieren. In der Schweiz ist die Pharmaindustrie zum wichtigsten Wachstumsmotor aufgestiegen und steuert mittlerweile rund 5,4 Prozent zum BIP bei – ein mehr als versechsfachter Anteil seit 1990. Deutschland hingegen, einst „Apotheke der Welt“, schafft nur 1 –1,5 Prozent. Zwar sitzen mit Roche und Novartis zwei Schwergewichte in Basel, doch künftig wird die Innovationskraft von Big Pharma zunehmend von Emerging Biopharma Companies (EBPs) geprägt werden. Als EBPs gelten Biopharmaunternehmen mit weniger als 500 Mio. US$ Jahresumsatz, darunter forschende Start-ups ohne Markterlöse. Den Aufbau ihrer Wirkstoffpipeline müssen sie in Deutschland traditionell chronisch unterfinanziert mühsam durch Wagniskapital und Fördermittel finanzieren. Dennoch füllen diese aufstrebenden kleinen Unternehmen die Pipeline: Während 2002 etwa 67 Prozent der Innovationen von Big Pharma kamen, stammten 2022 gut 84 Prozent der Wirkstoffe in frühen und 73 Prozent in späten klinischen Phasen von EBPs. EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen. Agile Strukturen und flache Hierarchien erlauben EBPs schnelle Entscheidungen und effiziente frühe Forschung. PRAMOMOLECULAR ist ein Beispiel: Das präklinische EBP entwickelt Gene-Silencing-Wirkstoffe gegen bislang unbehandelbare Erkrankungen in der Hälfte der Zeit und zu 10 Prozent der Kosten klassischer Programme. Für mehr solcher Erfolge braucht Deutschland exzellente Grundlagenforschung, ausreichend Wagniskapital und Mut, neue Wege zu gehen. Denn nur wer die kleinen „Zwerge“ stark macht, kann die Zukunft der Medizin gestalten. >EBPs sind überdurchschnittlich innovationsgetrieben, nutzen neueste Technologien und konzentrieren sich auf Plattformen wie Gen- oder Zelltherapie, RNA-basierte Verfahren oder Antikörper-Engineering, die Großkonzerne erst nach validen klinischen Daten lizenzieren – und dann für Milliardenbeträge einkaufen.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Gesundheitswende als Schlüsselmoment – mit Dr. Christian Weißenberger

![Portrait_ChristianWeißenberger_2757x3667px_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Portrait_Christian_Weissenberger_2757x3667px_online_5e883d9860.jpg) ```PD Dr. Christian Weißenberger, Spezialist für Strahlentherapie & Palliativmedizin in Freiburg``` Europa und Deutschland stehen an einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Kraft von geopolitischen Spannungen und globalem Wettbewerb unter Druck gerät. Deutschland muss entschlossen handeln, um als Wirtschaftsmotor und Vorbild für Freiheit und Demokratie zu bestehen. Ein zentraler Hebel ist die Modernisierung des Gesundheitssektors. In der Region Freiburg etwa ist der Gesundheitsbereich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und belegt international mit Mittelständlern wie Herstellern von Hightech-Operationsbesteck seine Innovationskraft. Doch während die Weltmärkte wachsen, schrumpft die Medizintechnik-messe Medica in Düsseldorf: Gewinner orientieren sich zunehmend nach Dubai und in den arabischen Raum. Ursache ist häufig eine kurzsichtige Finanzpolitik hierzulande. Statt in innovative Großgeräte zu investieren, flossen Kürzungen in die sprechende Medizin. Hightech-Einrichtungen erlitten ein Minus von teils über 22 Prozent. Die Folge ist absehbar: finanzielle Engpässe, resignierte Anbieter und Abwanderung ins Ausland. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) steht hier als Symbol verfehlter Gesundheitspolitik. Und trotz des Milliarden-Sondervermögens bleibt Gesundheit unterfinanziert. Dabei haben Deutschland und Europa mit exzellent ausgebildetem Personal und Weltklasse-Krankenhäusern Spitzenbedingungen. Entscheidend ist jetzt die politische Entscheidung, Mittel gezielt in Hightech-Medizin, Ausbildung und Digitalisierung zu stecken – nicht erst nach dem Ernstfall. Digitalisierung bedeutet aber zunächst höhere Kosten für Hardware und Schulung, bevor Effizienzgewinne folgen. Und auch Empathie-Arbeit in Pflegestationen lässt sich nicht digitalisieren: Menschliche Ressourcen bleiben die wertvollste Investition! Hier fordere ich Ehrlichkeit: Wenn optimale Medizin für alle nicht mehr finanzierbar ist, muss man das klar benennen. Nur so lassen sich die richtigen Rezepte finden. Deutschland braucht jetzt nicht nur Visionen, sondern konkrete Schritte und das Budget, um seine Vorreiterrolle zu sichern.