11. Jul 2025
|
Gesundheit
|
Foto: Presse
Männer weinen nicht! Take it like a man! – solche Sätze kennen wir doch alle. Es sind Sätze, die sicherlich jedem bereits mindestens einmal im Leben begegnet sind. Doch vielleicht ist es genau diese Vorstellung von Männlichkeit, die Robbi das Leben gekostet hat.
Ich wusste, dass mein Mann Robert an Depressionen litt. Aber ich wusste nicht, wie es ihm in diesem Moment gerade geht. Ich wusste nicht, was er denkt, woran er glaubt oder wovor er Angst hat. Ich konnte nur erahnen, was in ihm vorging.
In der Öffentlichkeit und im Fußball verkörperte Robert das vermeintliche Bild eines starken Mannes. Kaum jemand wusste von seiner psychischen Krankheit, die ihm sogar den Gedanken raubte, wie sehr er das Leben liebte. Keiner wusste von seinem täglichen Kampf gegen die Depression, den er hinter seinem starken öffentlichen Auftreten führte. Er war Profifußballer – ein Job, bei dem du ständig im Rampenlicht stehst. Er war Profitorwart – eine Aufgabe, bei der Fehler sehr oft mit einem Gegentor bestraft werden, was dazu führt, dass Millionen von Menschen über deine Leistungsfähigkeit diskutieren. Da ist kein Platz für Schwäche, keine Zeit für Zweifel. Robbi musste funktionieren.
Robbi hatte Angst, seine Tochter zu verlieren und seine Karriere aufgeben zu müssen, wenn er seine Depression öffentlich macht. Er hatte Angst vor Spott, vor Ablehnung und Unverständnis, vor der Reaktion der Gesellschaft. Er wollte stark sein. Für sein Team. Für die Fans. Für uns. Doch am Ende wurde genau dieser Anspruch zu einer großen Last. Er weigerte sich, die notwendige stationäre Behandlung anzunehmen.
Als Mensch an der Seite eines Betroffenen steht man oft ratlos daneben. Anfangs wollte ich einfach helfen, Lösungen finden, ihn aufmuntern und trösten. Doch ich musste lernen: Depressionen sind eine Krankheit, keine Laune oder Schwäche, über die man(n) nicht sprechen darf. Eine Krankheit, die ich selbst nicht verstand und bei der ich dachte: Mit Liebe geht das! Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Studien zeigen, dass Frauen ungefähr doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Studien zeigen aber auch, dass Männer häufiger an Depressionen sterben. Warum? Weil vor allem Männer in der heutigen Gesellschaft immer noch viel Mut aufbringen müssen, den ersten Schritt zu gehen. Sie schweigen zu lange und haben Angst, Schwäche zu zeigen. Sie müssen stark sein und funktionieren. Sie schämen sich für ihre Gefühle, ihre Sorgen oder ihre Krankheit. Als Robert-Enke-Stiftung erfahren wir täglich, wie schwer es vielen Männern fällt, Hilfe anzunehmen. Deshalb bleiben Depressionen bei Männern, die sich im Vergleich zu Frauen häufig anders – beispielsweise durch Reizbarkeit oder Aggression äußern – oft unerkannt.
Umso wichtiger ist es daher, auf die Signale zu hören, die Körper und Psyche senden. Sei achtsam und sieh bewusst hin – bei dir genauso wie bei deinen Kollegen, Freunden und Brüdern. Es ist nicht unmännlich, Hilfe anzunehmen und über seine eigenen Sorgen und Belastungen zu sprechen. Es braucht Mut, sich selbst nicht zu verlieren. Dieser Mut ist der wichtigste Schutz für einen selbst. Deshalb mein Appell an alle Männer: Seid mutig und achtet auf euch! Ihr seid nicht allein!
: Als Mensch an der Seite eines Betroffenen steht man oft ratlos daneben. Anfangs wollte ich einfach helfen, Lösungen finden, ihn aufmuntern und trösten. Doch ich musste lernen: Depressionen sind eine Krankheit, keine Laune oder Schwäche, über die man(n) nicht sprechen darf.