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10. Mär 2021

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Business

Experten über die Herausforderungen des Mittelstandes

Reinhold von Eben-Worlée, Präsident DIE FAMILIENUNTERNEHMER, Foto: Anne Grossmann Fotografie

Weckruf für die digitale Transformation

Ohne Zweifel, die erste Welle der Digitalisierung – die Welt der großen Consumer-Plattformen und sozialen Netzwerke – hat Deutschland verpasst. Ein europäisches Google oder Facebook ist nicht in Sicht. Aber bei der zweiten Phase der Digitalisierung haben wir das Potenzial, mit führend zu sein. Diese Phase der Industrie 4.0 wird geprägt sein von der Verknüpfung neuer Technologien und datengetriebener Geschäftsmodelle mit der industriellen Wertschöpfung der „Old Economy“. Deutschland bringt aufgrund der reichen produktionstechnischen Erfahrungen seiner Unternehmen gute Voraussetzungen dafür mit, seine Industrie gut in das 21. Jahrhundert zu transformieren.

Getragen wird diese Verwandlung der Welt maßgeblich vom familiengeführten Mittelstand, der mit seinen zahlreichen „Hidden Champions“, die Technologieführerschaft in vielen Bereichen hält. Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Ein „digitales Wirtschaftswunder“ wird sich nur mit einer Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und vor allem mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen entfesseln lassen. Wollen wir mit den Tech-Konzernen der USA und dem aufstrebenden China mit-halten, müssen wir hart an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Dazu gehört auch der Zugang zu günstiger Energie.

Ansatzpunkte für eine kluge Wirtschaftspolitik sind die zentralen Digitalisierungshemmnisse, wie etwa der Fachkräftemangel im IT-Sektor, die mangelhafte digitale Infrastruktur, das Zaudern bei der Anpassung des Arbeitsrechts und die ungelösten Fragen des Umgangs mit Daten und dem Datenschutz. Eine im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung, unbändige Bürokratie und Überregulierung ersticken sonst deutschen Erfindergeist und Innovationen im Keim.

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH, Foto: Presse

Vor welchen Problemen stehen KMUs aktuell?

Die Digitalisierung, das Thema Unternehmensnachfolge oder betriebliche Restrukturierungen sind nur ein paar der drängenden Aufgaben, denen sich KMUs nicht erst jetzt stellen müssen, deren Finanzierbarkeit sich aber durch die anhaltende Corona-Krise noch schwerer darstellt als zuvor. Folgendes Dilemma tut sich nämlich für viele KMUs auf: Sie benötigen ihre vorhandenen Finanzmittel, um ihren Betrieb notdürftig am Laufen zu halten – für Zukunftsprojekte besteht wenig bis kein Spielraum. Zugleich hat Corona aber den Strukturwandel und Trends wie die Digitalisierung noch beschleunigt und damit den Druck auf die Unternehmen erhöht, sich zügig weiterentwickeln zu müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.

Was ist der Ausweg?

Ein Ansatz ist die objektbasierte Finanzierung. Über Sale & Lease Back etwa können produzierende und verarbeitende KMU ihren werthaltigen Maschinen- oder Fuhrpark verkaufen und zur fortwährenden Nutzung sofort wieder zurück mieten. So wird weitestgehend bonitätsunabhängig und im Rahmen einer reinen Innenfinanzierung frische Liquidität für dringende Investitionen frei.

Und wenn ein Unternehmen kaum Anlage-vermögen besitzt?

Dafür gibt es das Modell Asset Based Credit. Hierüber kann neben dem Anlage- auch Umlaufvermögen in Form von Rohstoffen oder Fertigwaren zur Besicherung von kurzfristigen Darlehen genutzt werden. Das Hauptaugenmerk liegt immer auf der Handelbarkeit bzw. Marktgängigkeit der gestellten Sicherheiten, weniger auf der Bonität des Unternehmens.

10. Mär 2021

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Drei ExpertInnen über die digitale Zukunft

Marco Junk, Geschäftsführer Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V., Foto: BVDW/Presse

Sie kennen vielleicht den Satz „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden“. Dieser Satz hat nichts an Aktualität verloren. Allerdings muss man ergänzen: Entscheidend ist, von wem. Der deutsche Mittelstand muss dabei weniger auf sein Produkt achtgeben, als vielmehr auf sein Geschäftsmodell. Wir Deutschen bauen vermutlich weiterhin die weltbesten Maschinen, das Geld wird aber immer weniger damit, als daran verdient. So steht heute nicht mehr der Verkauf von Aufzügen im Mittelpunkt, sondern dessen Ausfallsicherheit – dass Sensoren noch vor Auftreten eines Problems dieses in die Cloud melden, vielleicht sogar eingebunden in ein Mobilitätskonzept über das Gebäude hinaus, das künftig Bestandteil Ihrer Warmmiete ist. Wir müssen auf-passen, nicht zum Hardware-Zulieferer der digitalen Welt zu werden. Wenn wir in 20 Jahren zurückblicken, werden wir feststellen, dass 2010 bis 2030 dafür die entscheidenden Jahre waren; vermutlich wird die Corona-Pandemie diese Zeit weiter verdichten. Die letzten Monate haben eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsfähig die deutsche Wirtschaft ist, die sich, im Gegensatz zum öffentlichen Sektor, sehr schnell an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst hat. Darauf können wir stolz sein. Diesen Schwung, der weniger technologisch als kulturell herausfordernd ist, sollten wir nutzen. Dabei ist die Mindestvoraussetzung für jede Form von digitalen Geschäftsmodellen eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur. Hier ist der Staat gefordert. 

Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi), Foto: Presse

In Deutschland haben wir bisher behäbig digitalisiert und hatten dabei stets die Bedenken im Blick. Zwar war der Abstand zu den digitalen Vorreitern bedenklich groß geworden, doch so wirklich zu sorgen schienen sich die Wenigsten. Die Corona-Krise hat diese Wahrnehmung grundlegend geändert: Unsere Digitalisierungs-Defizite scheinen so deutlich und bedrohlich wie nie. Angesichts des ersten Lockdowns im letzten Frühling musste es für die meisten Unternehmen schnell gehen – die wenigsten waren auf einen hauptsächlich digitalen Betrieb ihres Geschäfts vorbereitet. Erstaunlich schnell richteten sich Firmen und An-gestellte auf das Homeoffice ein. Es war gar von einer Digitalisierungswelle die Rede. 

Doch das ist tatsächlich zu weit gegriffen. Auch wenn viele Unternehmen vor allem im Mittelstand eine erstaunliche Flexibilität an den Tag legen, kann nur bei einigen von einer langfristigen Digitalisierung die Rede sein. Für einen echten digitalen Turnaround reicht es nicht aus, Kommunikation und bestehende Prozesse zu digitalisieren. Vielmehr ist es wichtig, das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und auf sein digitales Potenzial hin zu prüfen: Wie kann ich neue Technologien integrieren? Wo entstehen Daten, die ich schon heute nutzen kann, um ein besseres oder vielleicht gänzlich anderes Produkt anzubieten? Nur mit einem ganzheitlichen, digitalen Ansatz, der den Wert von Daten versteht und zu nutzen weiß, können Unternehmen in der digitalen Zukunft bestehen. Spätestens jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken.

Dr. Cara Schwarz-Schilling, Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur- und Kommunikationsdienste, Foto: Presse

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung beflügelt, aber auch Defizite offengelegt. Das unmittelbare Erfordernis von Homeoffice hat die Entwicklung in Richtung neuer Arbeitswelten ein großes Stück vorangebracht. Viele kleine und mittlere Unternehmen haben hierbei festgestellt, dass digitale Prozesse und mobil-flexibles Arbeiten sie widerstandsfähiger, agiler und attraktiver für Fachkräfte machen. Voraussetzung dafür ist eine hochqualitative Breitbandversorgung, auch in ländlichen Regionen und in den privaten Haushalten. Flächendeckende Gigabitnetze sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für die digitale Zukunft der Unternehmen. Daher muss ihr Ausbau entschlossener denn je vorangetrieben werden!

Im Mittelstand in Deutschland finden sich sowohl weltweit führende Hidden Champions als auch Digitalisierungsanfänger. Während fortgeschrittene Unternehmen den Weg vorzeichnen, benötigen noch viele der kleinen und mittleren Unternehmen erfolgreiche Digitalisierungsvorbilder. Traditionelle KMU haben vor allem bei digitalen Produkten, Innovationen und Qualifizierung ihrer Mitarbeiter Aufholbedarf. Hilfreiche Unterstützung dazu bieten Förderprogramme wie Mittelstand-Digital und deren KI-Trainer, go-digital und die Digitalisierungsberater der Kammern. Mehr als die Hälfte der von Mittel-stand-Digital unterstützten KMU setzt anschließend Maßnahmen zur Digitalisierung im eigenen Betrieb um. Angesichts der 3,5 Mio. KMU, dem Fachkräftemangel und der Vielzahl an neuen Lösungen bleibt noch viel zu tun. Letztlich ist nicht weniger als ein mutiger kultureller Wandel erforderlich.

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10. Mär 2021

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Experten über die Herausforderungen des Mittelstandes

Reinhold von Eben-Worlée, Präsident DIE FAMILIENUNTERNEHMER, Foto: Anne Grossmann Fotografie

Weckruf für die digitale Transformation

Ohne Zweifel, die erste Welle der Digitalisierung – die Welt der großen Consumer-Plattformen und sozialen Netzwerke – hat Deutschland verpasst. Ein europäisches Google oder Facebook ist nicht in Sicht. Aber bei der zweiten Phase der Digitalisierung haben wir das Potenzial, mit führend zu sein. Diese Phase der Industrie 4.0 wird geprägt sein von der Verknüpfung neuer Technologien und datengetriebener Geschäftsmodelle mit der industriellen Wertschöpfung der „Old Economy“. Deutschland bringt aufgrund der reichen produktionstechnischen Erfahrungen seiner Unternehmen gute Voraussetzungen dafür mit, seine Industrie gut in das 21. Jahrhundert zu transformieren.

Getragen wird diese Verwandlung der Welt maßgeblich vom familiengeführten Mittelstand, der mit seinen zahlreichen „Hidden Champions“, die Technologieführerschaft in vielen Bereichen hält. Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Ein „digitales Wirtschaftswunder“ wird sich nur mit einer Modernisierung der öffentlichen Verwaltung und vor allem mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen entfesseln lassen. Wollen wir mit den Tech-Konzernen der USA und dem aufstrebenden China mit-halten, müssen wir hart an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Dazu gehört auch der Zugang zu günstiger Energie.

Ansatzpunkte für eine kluge Wirtschaftspolitik sind die zentralen Digitalisierungshemmnisse, wie etwa der Fachkräftemangel im IT-Sektor, die mangelhafte digitale Infrastruktur, das Zaudern bei der Anpassung des Arbeitsrechts und die ungelösten Fragen des Umgangs mit Daten und dem Datenschutz. Eine im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung, unbändige Bürokratie und Überregulierung ersticken sonst deutschen Erfindergeist und Innovationen im Keim.

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH, Foto: Presse

Vor welchen Problemen stehen KMUs aktuell?

Die Digitalisierung, das Thema Unternehmensnachfolge oder betriebliche Restrukturierungen sind nur ein paar der drängenden Aufgaben, denen sich KMUs nicht erst jetzt stellen müssen, deren Finanzierbarkeit sich aber durch die anhaltende Corona-Krise noch schwerer darstellt als zuvor. Folgendes Dilemma tut sich nämlich für viele KMUs auf: Sie benötigen ihre vorhandenen Finanzmittel, um ihren Betrieb notdürftig am Laufen zu halten – für Zukunftsprojekte besteht wenig bis kein Spielraum. Zugleich hat Corona aber den Strukturwandel und Trends wie die Digitalisierung noch beschleunigt und damit den Druck auf die Unternehmen erhöht, sich zügig weiterentwickeln zu müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.

Was ist der Ausweg?

Ein Ansatz ist die objektbasierte Finanzierung. Über Sale & Lease Back etwa können produzierende und verarbeitende KMU ihren werthaltigen Maschinen- oder Fuhrpark verkaufen und zur fortwährenden Nutzung sofort wieder zurück mieten. So wird weitestgehend bonitätsunabhängig und im Rahmen einer reinen Innenfinanzierung frische Liquidität für dringende Investitionen frei.

Und wenn ein Unternehmen kaum Anlage-vermögen besitzt?

Dafür gibt es das Modell Asset Based Credit. Hierüber kann neben dem Anlage- auch Umlaufvermögen in Form von Rohstoffen oder Fertigwaren zur Besicherung von kurzfristigen Darlehen genutzt werden. Das Hauptaugenmerk liegt immer auf der Handelbarkeit bzw. Marktgängigkeit der gestellten Sicherheiten, weniger auf der Bonität des Unternehmens.

10. Mär 2021

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Drei ExpertInnen über die digitale Zukunft

Marco Junk, Geschäftsführer Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V., Foto: BVDW/Presse

Sie kennen vielleicht den Satz „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden“. Dieser Satz hat nichts an Aktualität verloren. Allerdings muss man ergänzen: Entscheidend ist, von wem. Der deutsche Mittelstand muss dabei weniger auf sein Produkt achtgeben, als vielmehr auf sein Geschäftsmodell. Wir Deutschen bauen vermutlich weiterhin die weltbesten Maschinen, das Geld wird aber immer weniger damit, als daran verdient. So steht heute nicht mehr der Verkauf von Aufzügen im Mittelpunkt, sondern dessen Ausfallsicherheit – dass Sensoren noch vor Auftreten eines Problems dieses in die Cloud melden, vielleicht sogar eingebunden in ein Mobilitätskonzept über das Gebäude hinaus, das künftig Bestandteil Ihrer Warmmiete ist. Wir müssen auf-passen, nicht zum Hardware-Zulieferer der digitalen Welt zu werden. Wenn wir in 20 Jahren zurückblicken, werden wir feststellen, dass 2010 bis 2030 dafür die entscheidenden Jahre waren; vermutlich wird die Corona-Pandemie diese Zeit weiter verdichten. Die letzten Monate haben eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsfähig die deutsche Wirtschaft ist, die sich, im Gegensatz zum öffentlichen Sektor, sehr schnell an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst hat. Darauf können wir stolz sein. Diesen Schwung, der weniger technologisch als kulturell herausfordernd ist, sollten wir nutzen. Dabei ist die Mindestvoraussetzung für jede Form von digitalen Geschäftsmodellen eine flächendeckende Breitbandinfrastruktur. Hier ist der Staat gefordert. 

Dr. Oliver Grün, Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi), Foto: Presse

In Deutschland haben wir bisher behäbig digitalisiert und hatten dabei stets die Bedenken im Blick. Zwar war der Abstand zu den digitalen Vorreitern bedenklich groß geworden, doch so wirklich zu sorgen schienen sich die Wenigsten. Die Corona-Krise hat diese Wahrnehmung grundlegend geändert: Unsere Digitalisierungs-Defizite scheinen so deutlich und bedrohlich wie nie. Angesichts des ersten Lockdowns im letzten Frühling musste es für die meisten Unternehmen schnell gehen – die wenigsten waren auf einen hauptsächlich digitalen Betrieb ihres Geschäfts vorbereitet. Erstaunlich schnell richteten sich Firmen und An-gestellte auf das Homeoffice ein. Es war gar von einer Digitalisierungswelle die Rede. 

Doch das ist tatsächlich zu weit gegriffen. Auch wenn viele Unternehmen vor allem im Mittelstand eine erstaunliche Flexibilität an den Tag legen, kann nur bei einigen von einer langfristigen Digitalisierung die Rede sein. Für einen echten digitalen Turnaround reicht es nicht aus, Kommunikation und bestehende Prozesse zu digitalisieren. Vielmehr ist es wichtig, das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und auf sein digitales Potenzial hin zu prüfen: Wie kann ich neue Technologien integrieren? Wo entstehen Daten, die ich schon heute nutzen kann, um ein besseres oder vielleicht gänzlich anderes Produkt anzubieten? Nur mit einem ganzheitlichen, digitalen Ansatz, der den Wert von Daten versteht und zu nutzen weiß, können Unternehmen in der digitalen Zukunft bestehen. Spätestens jetzt ist die Zeit, darüber nachzudenken.

Dr. Cara Schwarz-Schilling, Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur- und Kommunikationsdienste, Foto: Presse

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung beflügelt, aber auch Defizite offengelegt. Das unmittelbare Erfordernis von Homeoffice hat die Entwicklung in Richtung neuer Arbeitswelten ein großes Stück vorangebracht. Viele kleine und mittlere Unternehmen haben hierbei festgestellt, dass digitale Prozesse und mobil-flexibles Arbeiten sie widerstandsfähiger, agiler und attraktiver für Fachkräfte machen. Voraussetzung dafür ist eine hochqualitative Breitbandversorgung, auch in ländlichen Regionen und in den privaten Haushalten. Flächendeckende Gigabitnetze sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für die digitale Zukunft der Unternehmen. Daher muss ihr Ausbau entschlossener denn je vorangetrieben werden!

Im Mittelstand in Deutschland finden sich sowohl weltweit führende Hidden Champions als auch Digitalisierungsanfänger. Während fortgeschrittene Unternehmen den Weg vorzeichnen, benötigen noch viele der kleinen und mittleren Unternehmen erfolgreiche Digitalisierungsvorbilder. Traditionelle KMU haben vor allem bei digitalen Produkten, Innovationen und Qualifizierung ihrer Mitarbeiter Aufholbedarf. Hilfreiche Unterstützung dazu bieten Förderprogramme wie Mittelstand-Digital und deren KI-Trainer, go-digital und die Digitalisierungsberater der Kammern. Mehr als die Hälfte der von Mittel-stand-Digital unterstützten KMU setzt anschließend Maßnahmen zur Digitalisierung im eigenen Betrieb um. Angesichts der 3,5 Mio. KMU, dem Fachkräftemangel und der Vielzahl an neuen Lösungen bleibt noch viel zu tun. Letztlich ist nicht weniger als ein mutiger kultureller Wandel erforderlich.

29. Jan 2021

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Business

Neuigkeiten aus dem Mobilitätsmanagement

Umweltbonus revisited

Seit Mitte November 2020 gelten neue Richtlinien für den 2016 eingeführten, und 2019 erhöhten, Umweltbonus. So gibt es eine neue Mindesthaltedauer für Leasingfahrzeuge von sechs Monaten sowie gestaffelte Fördersätze für Leasingverträge mit Laufzeiten bis einschließlich 23 Monate. Den vollen Förder-betrag in Höhe von 6.000 Euro für rein elektrische Fahrzeuge sowie 4.500 Euro für Plug-In-Hybride (bis einem maximalen Nettolistenpreis von jeweils 40.000 Euro) gibt es künftig erst ab einer Vertragsdauer von 24 Monaten. Für die Ermittlung der Höhe gilt die Leasingvertragslaufzeit zum Zeitpunkt der Antragstellung. Die neue Richtlinie ermöglicht zu-dem die Kombination des Umweltbonus mit einer Innovationsprämie in gleicher Höhe. Diese kann bis einschließlich 31. Dezember 2021 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Der Umweltbonus ist ein gemeinsamer Beitrag von Industrie und Bundesregierung zur Ankurbelung der Nachfrage nach neuen und jungen gebrauchten E-Autos.



Foto: Austin Park/unsplash

Vollgas für alternative Antriebe

Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos in Deutschland hat sich 2020 verdreifacht. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden im vergangenen Jahr 194.000 rein batterieelektrische Pkw neu für den Straßenverkehr zugelassen. Zusammen mit weiteren alternativen Antrieben wie Gas- oder Wasserstoff sowie Hybridfahrzeuge sind nun gut 395.000 Automobile mit deutschem Kennzeichen umweltfreundlich unterwegs. Damit steigt der Anteil von emissionsarmen Fahrzeugen an den Gesamt-Neuzulassungen auf rund ein Viertel. Bei einem anhaltenden Zulassungstrend von E-Autos wie im letzten Quartal 2020 (rund 22 Prozent) könnte, laut KBA, das staatlich anvisierte Ziel von sieben bis zehn Millionen zugelassenen Elektroautos in Deutschland bis zum Jahr 2030 erreicht werden.


Foto: Scott Graham/unsplash

Kfz-Steuer-Erhöhung ab 2021

Neuer Berechnungsschlüssel macht Kfz-Steuer für Neuzulassungen mit hohem Verbrauch teurer.

Für neue Autos mit hohem Spritverbrauch wird ab diesem Jahr eine höhere Kfz-Steuer fällig. Diese wird für 2021 erstmalig zugelassene Neuwagen nach einem neuen Berechnungsschlüssel berechnet. Je höher der ausgestoßene CO₂-Wert, sprich der Verbrauch, desto höher der Steuersatz. Während der Steuersatz pro ausgestoßenem Gramm CO₂ je Kilometer bisher bei zwei Euro lag, wird er nun von zwei bis zu 4 Euro gestaffelt – und zwar auf insgesamt sechs Stufen. Für sparsame Autos mit maximal 95 Gramm CO₂-Ausstoß pro Kilometer gibt es keinen Aufschlag. Das schaffen allerdings nur Elektroautos oder Hybridfahrzeuge, wobei erstere ohnehin bis 2030 von der Kfz-Steuer befreit sind. Im Bereich von 95 bis 115 Gramm CO₂-Aus-stoß pro Kilometer kostet jedes Gramm CO2 zwei Euro. Der Preis steigt dann in 20-Gramm-Schritten pro Gramm auf bis zu vier Euro oberhalb des Wertes von 195 Gramm pro Kilometer. Für Au-tos wie SUVs oder Sportwagen mit einem hohen Normverbrauch von mehr als acht Litern pro 100 Kilometer steigt die Steuer also stark. Wie bisher knüpft der Staat die Höhe der Kfz-Steuer an den Hubraum und den CO₂-Ausstoß des Fahrzeugs. Als Berechnungsgrundlage gelten die Messergebnisse laut WLTP-Norm (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure). Hersteller geben diesen Wert sowie den Hubraum in ihren Preislisten und Konfiguratoren an. Im Internet gibt es diverse kostenlose Kfz-Steuer-Rechner zur Berechnung des individuellen Steuersatzes. Der neue Berechnungsschlüssel gilt allerdings nicht für bereits zugelassene Autos. Auch nach dem 1. Januar 2021 neu zugelassene Gebrauchtwagen sind von der Steuererhöhung nicht betroffen.



Dass Batterien nicht gut für die Öko-Bilanz von E-Autos sind, ist ein Mythos.; Foto: Ed Harvey/unsplash

Batterien von Elektroautos haben ein zweites Leben

Batterien gelten noch immer als ein Schwachpunkt in der Öko-Bilanz von Elektrofahrzeugen. 


Marcus Scholz, CEO von Elexon; Foto: Presse
Wichtig ist die Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen.

„Dabei handelt es sich jedoch um einen Mythos“, sagt Marcus Scholz, CEO beim Anbieter von Ladeinfrastruktur Elexon. In der Regel weise eine Batterie nach rund 1.500 bis 2.500 Ladezyklen immer noch einen Energieinhalt von 70 bis 80 Prozent auf. „Ist diese Schwelle nach fünf bis sieben Jahren erreicht, bedeute dies nicht automatisch, dass die Batterien recycelt werden müssen. Ab dem Jahr 2025, wenn ein Großteil der Batterien, die derzeit im Einsatz sind, die 80-Prozent-Kapazität unterschreiten werden, können diese als Speichereinheiten für weitere zehn bis 15 Jahre verwendet werden.“ Erst müssten sie ins Recycling gehen. Scholz ergänzt: „Wichtig ist die Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Ziele für die Recyclingeffizienz sollten gemäß dem technisch realisierbaren Stand auf über 90 Prozent anstatt derzeit 50 Prozent angehoben werden.“