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30. Sep 2021

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Gesellschaft

Was sind die aktuellen Trends der digitalen Infrastruktur?

Michael Pfefferle, Bereichsleiter Smart City & Smart Region, Bitkom e.V.; Foto: Presse

Hamburg, München, Köln – geht es um die Digitalisierung in Städten, denken wir in Deutschland an die großen Metropolen. Dennoch leben rund 42 Millionen Menschen in ländlichen Regionen – das ist immerhin die Hälfte der Bundesbürgerinnen und Bürger. Und durch die Corona-Krise haben viele Bürgerinnen und Bürger den ländlichen Raum für sich wiederentdeckt, weil dort Homeoffice ebenso möglich ist wie im Szenebezirk. Sie leben dort, wo Bus und Bahn im Stunden- und nicht im 5-Minuten-Takt fahren – wenn es sie denn überhaupt gibt. Dabei bietet die Digitalisierung besonders für den ländlichen Raum gigantische Entwicklungschancen. Genutzt werden diese Möglichkeiten eher zaghaft, aber zumindest immer öfter. Bundesweit machen viele Projekte von sich reden: Landkreise schaffen Mobilitätsplattformen für On-Demand-Shuttle und ersetzen damit unattraktive Ruftaxis, digitale Rathäuser ermöglichen Anträge online, und über Bundesländer hinweg testen Landkreise Telemedizinangebote. Die Erfahrungen zeigen: Das Digitale muss künftig ins Zentrum der Stadt- und Regionalentwicklung rücken. Denn digitale Angebote erhöhen die Lebensqualität – in der Stadt, aber insbesondere auch auf dem Land.

Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V.; Foto: Presse

Die fortschreitende Digitalisierung lässt zahlreiche innovative Geschäftsmodelle mit großen Potenzialen für lebenswertere Städte entstehen, zeigt unsere aktuelle Studie „Der Smart-City-Markt in Deutschland, 2021-2026“ von eco und Arthur D. Little. Leistungsfähige und vor allem auch sichere digitale Infrastrukturen sind eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Smart City Ökosystem. Rechenzentren spielen hier eine aktuell häufig noch übersehene Schlüsselrolle. Rechenzentren hierzulande zählen im weltweiten Vergleich zu den energieeffizientesten. Ihr Energieverbrauch ist in den vergangenen zehn Jahren pro Recheneinheit um das zehnfache gesunken. Bereits seit fünf Jahren sind die CO2-Emissionen europäischer Data Center rückläufig. Eine politische Förderung der Nutzung der in Rechenzentren entstehenden Abwärme und deren smarte Einbindung in Stadtplanung und kommunale Wärmeversorgungskonzepte könnte die Energiebilanz von Rechenzentren und Städten weiter verbessern. Damit bildet die Branche einen zentralen Baustein für die nachhaltige und klimafreundliche Smart City. Auch die europäische Cloud und Dateninfrastruktur GAIA-X dürfte sich bald schon auch für Städte und Kommunen zur wichtigen Grundlage für erfolgreiche Smart-City-Plattformen entwickeln.

Download der Studie kostenfrei unter go.eco.de/SmartCity

Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM e. V.; Foto: Presse

Wie wichtig starke Telekommunikationsnetze für Gesellschaft und Wirtschaft und damit auch für die Städte sind, haben wir spätestens seit der Corona-Pandemie mit Homeoffice, Homeschooling, Entertainment etc. gesehen. Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsbereiche erreicht. Angebote zum Beispiel im Bereich Bildung, E-Government, E-Health oder auch smarte Dienste zum Energiesparen werden für die Bürgerinnen und Bürgern immer relevanter werden. Der Ausbau von Gigabit-Netzen als Enabler der Digitalisierung ist von enormer Bedeutung. Mehr als 60 Prozent der Haushalte können heutzutage einen Gigabit-Anschluss per Glasfaser oder Kabel DOCSIS 3.1 nutzen. Dennoch gibt es noch jede Menge zu tun, damit bei der Digitalisierung die erforderlichen Fortschritte erreicht werden können. Daher hat die TK-Branche vor der Bundestagswahl einen dringenden Appell an die künftige Bundesregierung gerichtet, die bestehende Dynamik beim Gigabit-Ausbau zu unterstützen. Notwendig sind stabile Rahmenbedingungen, die dem Prinzip „Privat vor Staat“ folgen, realistische Ausbauziele mit klaren Prioritäten und ein gemeinsames Handeln von Privatwirtschaft und Politik. Und in besonders entlegenen Lagen muss es Unterstützung für kurzfristig umsetzbare Zwischenlösungen via Satellit oder Funk geben.

30. Sep 2021

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Gesellschaft

3 interessante Zukunftsgebäude in der Gegenwart

Baumhäuser der besonderen Art

Natürliche Beschattung im Sommer, Windschutz im Winter und das ganze Jahr über CO2-Absorption wie am Fließband. So ein Wald am Haus kann ganz schön praktisch sein. Also, ein vertikaler Wald, direkt am Gebäude. Wie der „Bosco Verticale“ in Mailand. Rund 800 Bäume und 20.000 Sträucher schmücken gut 9.000 Quadratmeter Terrassen- und Fassadenfläche zweier Hochhaustürme. Mitten im luftverschmutzten Großstadtzentrum, errichtet vom italienischen Architekten Stefano Boeri mit zwei Kollegen seines Architekturbüros. Im Oktober 2014 wurden die bewaldeten Zwillingstürme mit insgesamt 50.000 Quadratmetern Wohnfläche fertiggestellt. Noch in demselben Jahr heimste Boeri damit den Internationalen Hochhauspreis ein. Vertikale Wälder in Eindhoven, Shanghai, Bogóta, Lausanne, Utrecht und Frankfurt folg(t)en.

Die grünen Hochhäuser sind nachhaltig und autark. Sonnenkollektoren sorgen für erneuerbare Energie und zur Bewässerung des Waldes wird gefiltertes Gebäude-Abwasser verwendet. Das reduziert sowohl den Gesamtabfall als auch die CO2-Bilanz. Darüber hinaus absorbiert der vertikaler Wald noch CO2: 44.000 Pfund Kohlenstoff konvertieren die Bäume und Pflanzen der Mailänder Zwillingstürme pro Jahr. Die Fassadenvegetation soll das Mikroklima der Umgebung und in den Wohnungen verbessern und dessen Bewohner vor Lärm und Feinstaub schützen. Ob vertikale Wälder eine Universallösung für luftverschmutzte Metropolen auf der ganzen Welt sind, ist jedoch fraglich. So sollen die Mehrkosten für die Begrünung pro Wohneinheit monatlich 1.500 Euro betragen. Ganz schön viel Holz.

OCEANIX City liegt in ruhigen, geschützten Gewässern in der Nähe von Megacities an der Küste und wird eine anpassungsfähige, nachhaltige, skalierbare und  erschwingliche Lösung für das menschliche Leben auf dem Meer sein.

Waterworld auf nachhaltig

Vielleicht leben wir Großstädter in naher Zukunft aber nicht am Wald, sondern auf dem Wasser? Laut UN-Prognosen werden 2050 gut 90 Prozent der größten Weltstädte mit Überflutung zu kämpfen haben. Schuld ist die fortschreitende Erderwärmung, welche den Meeresspiegel steigen lässt. Eine Lösung für das Leben in Zeiten des Klimawandels hat der dänische Architekt Bjarke Ingels in Zusammenarbeit mit dem MIT und der polynesischen Firma Oceanix entworfen. Oceanix City heißt dann auch das Modell einer selbstversorgenden, nachhaltigen Stadt auf dem Wasser. Ein Prototyp soll bereits in Arbeit sein.

Oceanix City besteht aus einzelnen, gut 20.000 Quadratmeter großen dreieckigen, schwimmenden Plattformen. Sechs solcher Ökosysteme für 300 Menschen bilden ein Dorf für 1.650 Einwohner. Sechs Dörfer ergeben eine 10.000 Einwohner-Stadt, inklusive auf Landwirtschaft, Energieerzeugung oder auf Produktion ergänzte spezialisierte Plattformen. Verankert ist Oceanix City am Meeresgrund. Die Stadt ist als abfallfreies Kreislaufsystem konzipiert, das seine Bewohner mit Energie, Trinkwasser und Nahrung versorgen soll. Riesige Sonnenkollektoren auf den Dächern versorgen die Bewohner mit Strom. Das Herz jeder einzelnen Plattform soll das Urban Farming sein. Dort werden nicht nur Lebensmittel angebaut, sondern auch das nachhaltige Baumaterial der Bambus-Gebäude. Unterhalb der künstlichen Inseln sollen Muscheln und Algen kultiviert werden. Ein komplettes Ökosystem aus Wohnen, Freizeit und Urban Farming.


Schwindelerregende Höhen

Das Hochhaus der Zukunft erzeugt Energie, indem es sich mithilfe der Windkraft um seine eigene Achse dreht. Und zwar um 360 Grad in 48 Stunden. Es soll in Dubai stehen. Jedenfalls hat der türkische Architekt Hayri Atak es für die arabische Millionenmetro-pole konzipiert. Der „Squall Tower“ besteht aus drei riesigen, schleifenförmigen Türmen, die sich dank ausgeklügelter Aerodynamik um eine Mittelachse drehen. Die Schleifenform der drei Türme sorgt dafür, dass diese sich dem Wind anpassen können und mit möglichst geringem Luftwiderstand rotieren. Zusätzlich stehen die drei Haupttürme auf einer runden, wellenförmigen Plattform. Für das Design ließ sich Atak von Windturbinen inspirieren. Im Gegensatz zu Wolkenkratzern, die der Kraft des Windes widerstehen, bewegt sich der Squall Tower gleichmäßig – unabhängig von der Windrichtung. 

Wie viel Energie durch die Rotation erzeugt werden soll, wird leider nicht verraten. So handelt es sich bei dem imposanten Wolkenkratzer wohl auch eher um einen potenziellen Touristenmagnet als eine nachhaltige Energiequelle. Zumal die in der Visualisierung zu sehenden glitzernden Materialien auch nicht gerade nachhaltig wirken. Es sei denn, es handelt sich um Sonnenkollektoren. Jedenfalls würde es als Hotel oder Restaurant, Gästen in zwei Tagen einen vollständigen Panoramablick über Dubai ermöglichen. So wäre es wohl eher die Höhe der Türme, die Schwindel erregen, als deren Rotation.

30. Sep 2021

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Gesellschaft

Was macht eine erfolgreiche Smart City aus?

José David da Torre,

Geschäftsführer der  Digitalstadt Darmstadt GmbH
Foto: Presse

Eine erfolgreiche Smart City ist nicht nur eine technische Errungenschaft, sondern auch eine von digitaler Souveränität. Da in der Smart City digitale Prozesse genutzt werden, um Alltag und Leben der Bürger- Innen und BesucherInnen zu erleichtern, darf deren Selbstbestimmung und Freiheit dabei niemals eingeschränkt werden. Die Smart City darf also nicht technologienaiv sein: BürgerInnen müssen in die Entwicklungen eingebunden sein und partizipieren. Das Modell ist also ein anderes, weit ab von Konzernen, die den Wert von Daten auf das Monetäre reduzieren oder wie bei asiatischen Metropolen, in denen Sicherheitsempfinden mit Überwachung und Einschränkung kollidieren. In der Smart City werden intelligente Systeme eingesetzt, die konkrete Lösungen für die drängenden Herausforderungen der Stadt und ihrer EinwohnerInnen bieten. In der Digitalstadt Darmstadt setzen wir beispielsweise Sensoren und das Internet der Dinge datenschutzkonform ein. Wir messen den Verkehrsfluss und die Güte der Luftqualität, um den Lebensraum zu optimieren und messen so auch den Fortschritt unserer adäquaten Modernisierung durch Digitalisierung. Wir agieren dabei mit Akteuren in allen relevanten städtischen Handlungsbereichen. Oberste Prämisse: Nie die Souveränität über Daten, Cybersicherheit und Entwicklung aus den Augen zu verlieren. Mit diesem Vorsatz lassen sich dann auch Verwaltungsprozesse digitalisieren, die dem Einzelnen den Weg zum Amt einsparen. Ziel einer Smart City in Deutschland sollte also sein, eine intelligente Stadt zu bauen, die mittels moderner Technologien das Leben erleichtert – mit voller Sicherheit und Freiheit. Darmstadt ist die Blaupause für diese Entwicklung.


Christian Pfromm,

Chief Digital Officer (CDO)  der Stadt Hamburg
Foto: Senatskanzlei/Magunia

Für eine wachsende Stadt wie Hamburg ist Digitalisierung ein wichtiges Instrument, um aktuelle Zukunftsfragen in allen gesellschaftlichen Bereichen an-zugehen. Für uns steht der Mensch dabei im Mittelpunkt. Das macht für mich eine erfolgreiche Smart City aus. Mit der „Digitalstrategie für Hamburg“ haben wir uns strategische Leitlinien gesetzt, mit denen wir die Digitalisierung zum Nutzen der Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen voranbringen wollen. Zum Beispiel eröffnen digitale Technologien neue Möglichkeiten für eine klimaschonende Mobilität. So werden an hunderten Stellen in unserer Stadt in Echtzeit anonyme Verkehrsdaten erhoben. Der Verkehr kann dadurch zielgenauer gesteuert und die Straßenführung präziser geplant werden. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, es profitieren auch alle Verkehrsteilnehmer. Außerdem wollen wir das Erhaltungsmanagement der Grünflächen digitalisieren, um unter anderem den ökologisch in vielerlei Hinsicht wichtigen Erhalt der unversiegelten Flächen ressourcenschonender und ganzheitlich koordinieren zu können. Digitalisierung ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Angebote der Digitalen Stadt einen erlebbaren Nutzen haben und greifbare Vorteile bieten.


David Weber,

Head of Smart City Zurich
Foto: Presse

Wir können heute noch nicht voraussagen, welche Herausforderungen in Zukunft auf Städte zukommen und welche Mittel sich eignen, um diese zu bewältigen. Die Corona-Krise hat anschaulich gezeigt, dass eine moderne Verwaltung bereit sein muss, auf neue Veränderungen flexibel und pragmatisch zu reagieren. Um für diese Unsicherheit wirkungsvolle Antworten zu finden, streben wir mit Smart City Zürich eine intelligente Vernetzung der Akteur/innen und Informationen an – zum langfristigen Wohl aller Bewohnerinnen und Bewohner. 

Die Corona-Krise hat ebenfalls veranschaulicht, dass Herausforderungen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden können. Die Themen Gesundheit, Umwelt und Mobilität beispielsweise beeinflussen sich gegenseitig und sollten kooperativ bearbeitet werden. Durch eine dienstabteilungsübergreifende Zusammenarbeit stellt die Stadt Zürich sicher, dass wir der Verzahnung von Herausforderungen gerecht werden.

Eine erfolgreiche Smart City arbeitet deshalb über die Grenzen von Dienstabteilungen und Organisationen hinaus und vernetzt Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um gemeinsame Wirkung zu erzielen. Dabei stellt sie die Bedürfnisse ihrer Anwohnerinnen und Anwohner immer ins Zentrum und stellt sicher, dass neue Technologien als Mittel, diese Bedürfnisse zu decken, eingesetzt werden und nicht als Selbstzweck.