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1. Okt 2025

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Wirtschaft

Die nächsten 24 Monate entscheiden: Deutschland im Transformationsfenster – Ein Beitrag von Prof. Dr. Henning Wilts

An den Begriff „Kreislaufwirtschaft“ haben die meisten Unternehmen lange Zeit einen gedanklichen Haken gemacht: Die eigenen Abfälle werden fachmännisch entsorgt, man hatte seine Hausaufgaben gemacht. Mit der Zeitenwende als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg und seitdem völlig veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen hat sich jedoch auch das Verständnis von Kreislaufwirtschaft fundamental verändert: Von „Nice-to-have“ zur Schlüsselherausforderung eines auch mittel- und langfristig wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandorts, der sich schlagartig bewusst wurde, wie abhängig man doch ist von Rohstoffimporten – und der Bereitschaft vieler Länder, den Zugang zu diesen als strategisches Druckmittel zu nutzen. Dementsprechend gewinnen auch zirkuläre Geschäftsmodelle zunehmend an Bedeutung, die von Anfang an mitdenken, wie die Produkte – und damit auch die darin enthaltenen Rohstoffe – am Ende der Nutzungsphase wieder zurückkommen. Immer mehr Unternehmen experimentieren daher mit Pfandsystemen oder Leasingkonzepten – getrieben von der Idee, damit die Resilienz ihrer Rohstoffversorgung zu verbessern. Ein weiterer wichtiger Treiber sind die gesetzlichen Verpflichtungen der Unternehmen, ihre Prozesse klimaneutral aufzustellen – hier ist der Einsatz recycelter Rohstoffe natürlich nicht zum Nulltarif zu haben; auf lange Sicht sind die dafür notwendigen Technologien aber schon deutlich ausgereifter und die Kosten pro eingesparter Tonne CO2 bei entsprechender Skalierung niedriger. Aber obwohl das Thema Kreislaufwirtschaft damit immer stärker auch in den Strategieabteilungen der Unternehmen ankommt, faktisch fehlt es an einer selbsttragenden Innovationsdynamik. Noch immer beträgt das Verhältnis von recycelten Rohstoffen und Gesamtrohstoffbedarf gerade mal 13 Prozent; rechnerisch sind also 87 Prozent aller Rohstoffe noch immer Primärmaterial. Die dafür von vielen genannten Gründe sind einerseits rational: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten fehlt es an finanziellen Ressourcen, um ausreichend in die Transformation zur zirkulären Wertschöpfung zu investieren. Gleichzeitig ist den meisten sehr bewusst, dass Deutschland damit droht, seine eigentliche hervorragende Ausgangsbedingungen in diesem zentralen Zukunftsmarkt zu verspielen. Die Bundesregierung hat vor diesem Hintergrund im Dezember 2024 ihre „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) verabschiedet. Erklärtes Ziel ist es, die Transformation zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Dafür benennt die Strategie ambitionierte Ziele, beispielsweise die faktische Halbierung des Bedarfs an primären Rohstoffen; im Kern aber vor allem über 130 konkrete Maßnahmen. Diese gehen weit über Abfallwirtschaft hinaus, sondern betreffen z. B. die fokussierte Digitalisierung im Recyclingsektor, innovative Finanzierungsmechanismen oder auch Mindestrezyklatquoten, um so einen sicheren Absatzmarkt für hochwertige Sekundärrohstoffe zu schaffen. Aber natürlich ist Papier geduldig und die eigentliche Herausforderung liegt in der jetzt anstehenden Umsetzung. Ein zentraler Schlüssel wird dabei sein, Allianzen zu schaffen – zwischen all den Akteuren, die in einer Kreislaufwirtschaft profitieren wollen von den erhofften positiven Effekten für Klimaschutz, einheimische Beschäftigung, Aufträgen für den Maschinenbau usw. Die in der NKWS angekündigte Plattform muss es daher schaffen, genau solche Allianzen zu bilden und sich nicht in endlosen Debatten über die 100 Prozent perfekte Lösung zu verlieren – denn die internationale Konkurrenz schläft nicht und es ist überhaupt nicht gegeben, dass die erhofften Vorteile tatsächlich am Standort Deutschland realisiert werden. Die nächsten 24 Monate werden daher maßgeblich darüber entscheiden, ob Deutschland am Ende zu den Gewinnern oder den Verlierern der zirkulären Transformation gehören wird.

1. Okt 2025

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Wirtschaft

Herausforderungen und Chancen der Transformation im Bauwesen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB)

Die Zeiten des „Weiter so“ sind vorbei. Neben den globalen Krisen und der zunehmenden Ressourcenknappheit sind es die spürbaren Folgen des Klimawandels, die unsere Art zu leben und zu handeln derzeit grundlegend verändern. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind groß, die damit verbundenen Chancen für einen echten Wandel ebenso. Für die Bau- und Immobilienbranche bedeutet das viel Arbeit. Der hohe Energie- und Ressourcenverbrauch muss weiter reduziert werden, Gebäude und Freiräume müssen angesichts zunehmender Wetterextreme widerstands- und anpassungsfähig geplant und ganz grundsätzlich wieder auf eine langfristige Nutzung ausgelegt werden. Nicht nur die heutige, auch die kommenden Generationen haben das Recht auf eine lebenswerte, zukunftsfähig gebaute Umwelt. Die Grundlagen für den Wandel sind längst da und vielerorts erprobt. Zahlreiche Unternehmen und Bauschaffende haben sich bereits auf den Weg gemacht die Branche nachhaltig zu transformieren, weg vom profit- und technikgetriebenen höher, schneller, weiter hin zu einer angemessenen klima- und kulturangepassten Architektur. Hier lohnt sich ein Blick auf die global agierende Initiative SHIFT (www.shift.global) deren Initiatoren dafür sensibilisieren in diesem Punkt vom Globalen Süden zu lernen. Doch diese Entwicklung droht aktuell ins Stocken zu geraten. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziale Verantwortung werden im öffentlichen Diskurs zunehmend an den Rand gedrängt. Statt klarer Signale für mehr Qualität im Bauen dominieren Begriffe wie Bezahlbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Entbürokratisierung die politische und mediale Agenda, was eine Abkehr vom bisherigen Kurs signalisiert. Unternehmen, die bereits begonnen haben, sich strategisch nachhaltig aufzustellen, ziehen sich teilweise wieder zurück. Die Aussicht auf eine kurzfristige Kostenreduktion ist zu verlockend, führt aber in vielerlei Hinsicht zu einem tragischen Rückschritt. >Die Bauwende kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in dieselbe Richtung wenden. Dafür brauchen wir Haltung, Orientierung, fundiertes Wissen und klare Verantwortlichkeiten. Und wenn nun – wie von der amtierenden Bauministerin gefordert – künftig nur noch für die Hälfte gebaut werden soll, geht damit zwangsläufig ein Rückgang der regionalen Wertschöpfung einher. Kommt nur noch die Hälfte an, sinken nicht nur die Qualität der Bauwerke, sondern auch die Arbeitsbedingungen für das lokale Handwerk, was den Fachkräftemangel weiter vorantreiben dürfte. In dieser Gemengelage wird das weitverbreitete Vorurteil, nachhaltiges Bauen sei grundsätzlich teurer, weiter befeuert. Dabei zeigt die Praxis: Wer Nachhaltigkeit und Klimaschutz von Anfang an mitdenkt, wer Projekte bedarfsorientiert, ganzheitlich und qualitätsbewusst plant, baut und saniert, stellt diese innerhalb des vorgegebenen Budgets fertig. Dass mehr Klimaschutz keineswegs automatisch zu mehr Kosten führt, belegt auch die Kurzstudie „Lebenszyklusbasierte Betrachtung von Gebäuden“ (www.dgnb.de/hintergrundinformationen) der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE). Ein wichtiger Treiber für eine nachhaltige Entwicklung ist derzeit der Finanzsektor. Unter dem Schlagwort „Sustainable Finance“ fordern Banken zunehmend Transparenz bei Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Biodiversität, Risikobewertung und sozialen Aspekten. Diese Themen werden nicht verschwinden, vielmehr werden die Anforderungen weiter steigen, auch wenn die politische Rhetorik derzeit anderes suggeriert. Die Bauwende kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in dieselbe Richtung wenden. Dafür brauchen wir Haltung, Orientierung, fundiertes Wissen und klare Verantwortlichkeiten. Es gilt, die vorhandenen Kräfte zu bündeln, bestehende Lösungen weiterzudenken und gemeinsam verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Die DGNB ist seit ihrer Gründung 2007 zentrale Plattform und Impulsgeberin für nachhaltiges Bauen – und ein verlässlicher Partner für all jene, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz aktiv mitgestalten wollen.
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1. Okt 2025

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Gesellschaft

3 interessante Bauprojekte: Urban-Gardening-Flächen, nachhaltige Quartiere und grüne Stadtentwicklung

**Urban-Gardening-Flächen, Miyawaki-Wälder und grüne Innenhöfe – was für ein Campus!** Auf einem ehemaligen Industriegelände in Heilbronn entsteht der Bildungscampus Heilbronn West. Schon jetzt hat er von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) das Platin-Vorzertifikat für biodiversitätsfördernde Außenräume erhalten. Uni kann so schön sein. Das große Los haben diejenigen Studierenden gezogen, die beides haben: ein großartiges Lehrangebot und gleichzeitig großartige Gebäude. Der Bildungscampus Heilbronn am Neckarufer, der im Jahr 2030 fertiggestellt werden soll, ist solch ein Ort. Der Entwurf von pesch partner architekten stadtplaner GmbH und TOPOTEK 1 Landschaftsarchitekten versteht das neue Areal als „Wissensquartier als Stadt“. Er umfasst Forschungs- und Lehrgebäude, studentisches Wohnen, sowie Sport- und Freizeitangebote. Schon heute studieren dort über 8.000 Menschen in 16 Einrichtungen, die ein breites Spektrum für alle Phasen des lebenslangen Lernens abdecken. Nachhaltigkeit wird beim Campus Heilbronn großgeschrieben: Fassaden sollen zu einem Drittel begrünt werden, um Hitzeinseln zu vermeiden und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Geplante Urban-Gardening-Flächen, Miyawaki-Wälder und grüne Innenhöfe versprechen Erholung und Entspannung für Geist und Seele. Der von der Dieter Schwarz Stiftung finanzierte Campus wird konsequent Biodiversität fördern: 40 Prozent des Außenraums und der Gebäudehüllen werden naturnah gestaltet, 70 bis 80 Prozent der Dächer begrünt. Retentionsgründächer verbessern den Wasserkreislauf, während Biodiversitätsbausteine wie Totholz, Kleingewässer oder Sandflächen wertvolle Lebensräume für Insekten schaffen. Trocken- und Feuchtbiotope bieten Amphibien geeignete Rückzugsräume, Baumgruppen und Hecken dienen Vögeln als Nistplätze. Uni kann eben nicht nur schön sein, sondern auch nachhaltig. ![230713_Dietenbach_Kaeserbachpark_(c)LINK3D, Stadt Freiburg Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/230713_Dietenbach_Kaeserbachpark_c_LINK_3_D_Stadt_Freiburg_Online_b6fa12c49d.jpg) **Leben in Freiburg – bald im ambitioniertesten Nachhaltigkeitsprojekt im deutschen Wohnungsbau** Im neuen Stadtteil Dietenbach entstehen insgesamt 6.900 Wohnungen, die Hälfte davon geförderte Mietwohnungen. Der Stadtteil in Freiburg entwickelt sich so zu einem lebendigen Zuhause für rund 16.000 Menschen. Grün, cool, freundlich! Und dann noch Uni, Schwarzwald, die Schweiz und Frankreich in greifbarer Nähe! Kein Wunder, dass Freiburg seit Jahren eine der beliebtesten Städte Deutschlands ist und alle hierherziehen möchten. Die Kehrseite der Medaille: Wohnungsknappheit. Bereits in den 1990er- und 2000er-Jahren initiierte das Amt für Stadtplanung und Wohnungswesen der Stadt Freiburg deshalb einen neuen Stadtteil: Dietenbach. Auf einer bisher rein landwirtschaftlich genutzten Fläche soll ein nachhaltiger, klimaschonender Stadtteil mit bezahlbarem Wohnraum und hoher Lebensqualität entstehen. Dietenbach gilt heute als eines der größten und ambitioniertesten Nachhaltigkeitsprojekte im deutschen Wohnungsbau. Von Beginn an wurde er unter ökologischen, sozialen und städtebaulichen Gesichtspunkten geplant. Gebäude sollen besonders energieeffizient errichtet werden, Photovoltaik auf Dächern und Fassaden, erneuerbare Nahwärme, Abwärmenutzung, Fernwärme sowie grüner Wasserstoff sichern eine nahezu emissionsfreie Versorgung. Verkehrsberuhigte Quartiere, Grünflächen und Parks steigern zusätzlich die Aufenthaltsqualität und tragen zum Klima- und Hochwasserschutz bei. Rund die Hälfte der Wohnungen soll als geförderter Mietwohnraum geschaffen werden. Schulen, Kitas, Sportflächen und Einkaufsmöglichkeiten sollen im Quartier integriert und fußläufig erreichbar sein. Auch die Grundstücksvergabe folgt einem besonderen Prinzip: Nicht das Höchstgebot entscheidet, sondern die Qualität der Konzepte, die nach sozialen, ökologischen und städtebaulichen Kriterien bewertet werden. Leben in Freiburg – so cool! ![marek-lumi-uCf0s-uDR1s-unsplash Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/marek_lumi_u_Cf0s_u_DR_1s_unsplash_Online_3d059511cd.jpg) **Eyecatcher in der HafenCity** Die HafenCity Hamburg, eines der größten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte Europas, verfolgt seit ihren Anfängen eine klare Nachhaltigkeitsstrategie. Die spektakulären, nachhaltigen Gebäude werden zu Besuchermagneten. Die HafenCity nutzt alte Hafenflächen und setzt verbindliche ökologische Standards um. Bereits 2007 wurde dafür das Umweltzeichen HafenCity geschaffen, das seit 2010 Voraussetzung für die Grundstücksvergabe ist, Neubauten müssen seit 2017 Platin erreichen. 2023 wurde das System in Kooperation mit der DGNB weitergeführt. Zu den Pionierbauten zählen der ehemalige Hauptsitz von Unilever mit seiner lichtdurchlässigen ETFE-Fassade und energieeffizienten Klimatechnik sowie die Elbarkaden mit einer der größten Solaranlagen Hamburgs. Großprojekte wie das Westfield Überseequartier mit seinen mehrfachen DGNB-Platin-Zertifizierungen zeigen, dass Nachhaltigkeit auch im Mixed-Use-Quartier umsetzbar ist. Die (begonnenen und künftigen) Bauvorhaben sollen rückbaubar, ressourcenschonend und schadstoffarm geplant werden. Holzbau spielt dabei eine zentrale Rolle, da er CO₂ speichert und durch Vorfertigung Bauzeiten verkürzt. Herausragende Beispiele sind das bereits realisierte „Roots-Projekt“ („Wildspitze“) sowie das sich im Bau befindliche „Moringa-Haus“, das als erstes Wohnhochhaus nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip realisiert wird. Geplant sind zudem die MSC-Deutschlandzentrale am Lohsepark mit Recyclingmaterialien und Solarenergie, das we-house Baakenhafen in Holzbauweise mit Dachgewächshaus und das Bürohochhaus New Green Home im Elbbrücken-Quartier mit begrüntem Innenhof und DGNB-Platin-Standard. Damit zeigt die HafenCity eindrucksvoll, wie konsequent Nachhaltigkeitsziele, Kreislaufwirtschaft als Eyecatcher in die Stadtentwicklung integriert werden können.

26. Sep 2025

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Business

Europas Cybermoment: Zwischen Regulierung und Resilienz – Ein Beitrag von Florian Jörgens, Chief Information Security Officer (CISO) bei der Vorwerk Gruppe

Die europäische Cybersicherheitslandschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Mit der NIS2-Richtlinie und dem EU AI Act treten in kürzester Zeit zwei Regulierungsrahmen in Kraft, die nicht nur IT-Abteilungen, sondern ganze Organisationen betreffen. Wer jetzt noch glaubt, dass es sich um rein technische Themen handelt, unterschätzt die Reichweite dieser Vorgaben, als auch die Chancen, die sich daraus ergeben. Die NIS2-Richtlinie verschärft nicht nur Anforderungen, sondern verschiebt auch Verantwortung: Sie bringt das Thema Cybersecurity endgültig auf Vorstandsebene. Unternehmen müssen heute nicht mehr nur Schutzmaßnahmen ergreifen, sondern ihre digitale Resilienz im täglichen Betrieb, wie auch im Krisenfall beweisen. Dies verlangt proaktive Strategien, die Technologie, Prozesse und Menschen gleichermaßen einbinden. Durch diesen Paradigmenwechsel ergibt sich aber auch die Chance einer Sicherheit vom Verhinderer zur Enablerin digitaler Wertschöpfung. Gleichzeitig wirft der EU AI Act seine Schatten voraus. Er adressiert nicht nur KI-Modelle, sondern stellt – als neue Vertrauensebene – die Schaffung von Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Sicherheit in den Mittelpunkt. Für Unternehmen bedeutet dies, dass KI kein blindes Tool bleiben darf, sondern in Governance-Strukturen eingebettet sein muss, insbesondere dort, wo sie sicherheitsrelevant agiert. Die Fähigkeit, regulatorische Anforderungen frühzeitig zu antizipieren und in praktikable Prozesse zu übersetzen, wird zur neuen Kernkompetenz. Diese Entwicklungen treffen auf eine Welt, die geopolitisch instabiler und digital verwundbarer geworden ist. Europa steht damit vor einer strategischen Weichenstellung. Wollen wir in der digitalen Welt souverän handeln, brauchen wir neben gesetzlichen Mindeststandards auch eine neue Sicherheitskultur, die geprägt ist von Kooperation, Mut zur Transparenz und technischem Exzellenzdenken. Unternehmen tragen in diesem Kontext eine besondere Verantwortung. Gefragt sind resiliente Lieferketten, adaptive Sicherheitsarchitekturen und moderne Governance-Strukturen, die verbunden sind durch ein partnerschaftliches Ökosystem. Klar ist dabei auch, dass kein Unternehmen diese Transformation allein bewältigen kann. Nur durch sektorübergreifende Zusammenarbeit und einen kontinuierlichen Wissensaustausch mit Politik und Forschung lässt sich Europas digitale Handlungsfähigkeit sichern. Wir stehen an einem Punkt, an dem Security nicht länger reaktiv, sondern integrativ gedacht werden muss. Sicherheit ist nicht der Stolperstein der Digitalisierung, sondern ihr Fundament. Um das zu verankern, braucht es nicht nur neue Technologien oder Prozesse, sondern vor allem eine gemeinsame Haltung. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der strukturellen Verankerung von Verantwortung: Wer digitale Resilienz ernst nimmt, sollte sich ein Beispiel an den USA nehmen und den CISO perspektivisch als feste Instanz im Vorstand verankern. Diese Sonderausgabe zeigt eindrucksvoll, wie sich führende Köpfe in Europa dieser Herausforderung stellen. Ich freue mich, Teil dieses Austauschs zu sein – und lade Sie ein, Sicherheit nicht nur als Pflicht, sondern als strategischen Erfolgsfaktor der digitalen Transformation zu verstehen. >Wollen wir in der digitalen Welt souverän handeln, brauchen wir neben gesetzlichen Mindeststandards auch eine neue Sicherheitskultur, die geprägt ist von Kooperation, Mut zur Transparenz und technischem Exzellenzdenken. **Mehr zur Person Florian Jörgens :** www.linkedin.com/in/florian-j%C3%B6rgens/?originalSubdomain=de